TSG LBS Waldbüttelbrunn – TG Würzburg 58:78 (18:19, 29:38, 45:58)
Werner Brust spricht oft langsam und gewählt im Ton. Der Apotheker und Interims-Coach der Basketballfrauen der TG Würzburg ist damit so etwas wie ein Gegenpol zu seinen Spielerinnen. Die sind auf dem Parkett nämlich ganz und gar nicht bedächtig, sondern fetzig und flink. „Es geht nicht nur um Siege,“ stellte Brust nach dem 78:58-Derbysieg bei der TSG Waldbüttelbrunn fest, „wir können auch attraktiv spielen.“
Der optische Anspruch ist nicht unwichtig im regionalen Sport, wo es gilt, Zuschauer und Sponsoren für ein Projekt zu gewinnen, das in der kommenden Saison möglicherweise Zweite Bundesliga heißen soll. Die TGW siegte in allen Partien der Vorrunde. Am Sonntag wurde auch Erlangen souverän 86:32 geschlagen.
So leicht war es im Derby in Waldbüttelbrunn nicht, aber auch da reichte die halbe Kraft. Das war etwas schade, da im Hinspiel im November in der Feggrube beide Teams einen Vorzeige-Nachmittag im Frauen-Basketball geboten hatten. Alles hatte da gestimmt: Tolle Stimmung, volle Ränge, Tempo auf dem Parkett, eine geladene Atmosphäre, spektakuläre Wendungen und ein dramatischer Schluss. Das Rückspiel in der Ballsporthalle wirkte dagegen wie lauwarmer Durchschnitt: Vor kühler Kulisse führte die TGW früh hoch und wirkte sehr dominant.
Vielleicht akzeptierte TSG-Spielertrainerin Dörthe Leopold, die manchmal tagelang über eine Niederlage grübeln kann, deshalb das Ergebnis nüchtern: „Die TGW war fitter und besser. Damit kann ich leben, wenn wir verlieren und der Gegner stärker ist.“ Centerin Janet Fowler-Michel meinte: „Wir hatten unsere Euphorie ja schon letzte Woche.“ Da gelang der Einzug in die Aufstiegsrunde. Viel Euphorie war nicht mehr übrig. Im Hinspiel hatten die Baskets dagegen den Spitzenreiter fast zur ersten Niederlage gedrängt.
Für die TGW beginnt jetzt erst der Ernst in der Aufstiegsrunde. Gleich zum Auftakt kommt Germering (10. Februar), ebenso souveräner Tabellenführer der Südstaffel. Brust glaubt dann an eine Steigerung seiner Mädels: „Die können noch mehr. Viele haben in den letzten Monaten eine super Entwicklung geschafft.“
Keine Selbstverständlichkeit war die Souveränität der TGW. Im Frühling, nach dem Zweitliga-Abstieg, ging Trainerin Fowler-Michel nach Waldbüttelbrunn. Unruhe über die Perspektive entstand. Jasmin Fantl erinnert sich: „Wir standen vor dem Nichts.“ Leistungsträgerin Sabrina Petters erwog wegen der weiten Anfahrt aus Wertheim den Ausstieg und musste überredet werden.
Dann legte der junge Trainer Christian Recker wegen Stress im Studium den Posten bis Semesterende ab. Doch das Team hielt zusammen und überzeugte mit Konstanz und großer Physis. Die TGW rauschte durch die Nordstaffel wie der TGV, der französische Schnellzug.
Beim Derby-Sieg glänzten die Herzstücke des Teams: die quirlige Antreiberin Fantl (18 Punkte) und die abgezockte Petters (23). Als Petters am Ende ihr fünftes Foul angezählt bekam, reagierte sie verdutzt. Fünf Fouls bedeuten im Basketball Platzverweis. „Fünf? Ich habe erst zwei!“, rief sie empört, als wollte sie bloß nicht aufhören, weil es so gut lief. Fast jeden ihrer Würfe traf die 25-Jährige, davon fünf Dreier. Die TGW bleibt unersättlich.
Waldbüttelbrunn: Petters 23/5, Stagg 22/2, Fantl 18/2, Sigloch 7, Hushegyiova 4, Reitz 2, Samtleben 2.
Würzburg: Irl 22/3, Fowler-Michel 11/1, Kleinhenz 10, Seiler 5, Grosser 4, Leopold 2, Betz 2, Schulz 2.
Spielfilm: 20:27 (13.), 29:46 (27.). Schiedsrichter: Kurz / Mir-Eschgli (Erlangen). Zuschauer: 90.
TG Würzburg – CVJM Erlangen 86:32 (20:21, 53:14, 71:25)
Punkte für die TGW: Stagg 29/2, Fantl 23/3, Petters 15/1, Hushegyiova 14, Sigloch 5.