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Fußball:: Eine Geschichte über Dankbarkeit

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Eine Geschichte über Dankbarkeit

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    Peter Kemp am Grab seines Freundes Hans Bär: „Er fehlt mir nicht nur auf dem Sportplatz.“
    Peter Kemp am Grab seines Freundes Hans Bär: „Er fehlt mir nicht nur auf dem Sportplatz.“ Foto: Foto: Kemp

    Hans hat es nicht mehr erlebt. Aber Peter Kemp tut so, als würde die Geburtstagsfeier von Hans genauso sein, wie sie so lange schon geplant war. Und auch die Gäste sind gekommen, um Hans zum 71. zu überraschen. Nur ist der Rollstuhl, in dem Hans sonst sitzt, jetzt leer.

    Die Geschichte ist bewegend. Und eigentlich sollte sie für Hans Bär geschrieben werden, der an den Rollstuhl gefesselt ist, an Kinderlähmung leidet und an Parkinson erkrankt ist. Der ohne fremde Hilfe kaum mehr am Leben draußen teilnehmen kann. Diese „fremde Hilfe“ ist Peter Kemp, der im Januar zu uns in die Redaktion kommt und erzählt, dass er im Archiv ein paar Bilder und Artikel sucht. Für einen Freund, dem er eine Überraschung bereiten möchte. Ja, und dann erzählt der 52-Jährige Kemp die Geschichte von Hans Bär, den er immer zum Angeln mitnimmt und auf den „Nullvierplatz“. Weil der Hans doch so ein großer Fan der Zellerauer ist.

    Was Peter Kemp, der selbst wegen eines chronischen Leidens verrentet ist, erzählt, überrascht. Denn er spricht von Dankbarkeit. Nicht von der Aufgabe, die er übernommen hat. Nicht von der Dankbarkeit Bärs, sondern von seiner Dankbarkeit. Er, der abends am Bett von Hans Bär sitzt und ihm Geschichten vorliest. Oder wie er sich freut, dass Hans ihn, den Stubenhocker Peter, zum Angeln mitnimmt. Hans Bär ist nämlich leidenschaftlicher Angler, der trotz seines schweren Handicaps immer wieder einen dicken Karpfen an Land zieht. Und Peter Kemp ist immer dabei. Aber am meisten freut sich Peter Kemp, dass er angesteckt wird vom Würzburger Fußballvirus. Bislang ist er „nur“ Schalker. „Was hat Hans mir nicht alles erzählt vom ruhmreichen FV 04 Würzburg, von den Zeiten der tollen Spiele an der Frankfurter Straße. Hans kannte jeden Spieler von damals. Und ein wenig traurig ist Bär, dass er nicht mehr die Spiele sehen kann vom Nachfolgeklub WFV. Aber da hat Hans Bär sich getäuscht. Fortan steht der Rollstuhl nämlich neben dem Bratwurststand auf dem WFV-Gelände. Hans Bär hat einen blau-weißen Schal um – und Peter Kemp jetzt auch. „Ich bin ein richtiger Fan geworden“, sagt Kemp – und vergisst nie zu erwähnen, weshalb: „Ich bin so dankbar, Hans Bär kennengelernt zu haben.“

    Deshalb plant Kemp die Überraschung: In mühevoller Kleinarbeit schreibt er alle ehemaligen Nullvierer an und lädt sie zu einer großen Überraschungsparty ein. Groppe, Szaule, Scherzer, Fürhoff – 50 Leute von heute und damals, die mit dem „alten FV 04 Würzburg“ aus den 70-iger Jahren zu tun hatten und noch haben, hatte er angeschrieben – und jede Menge Zusagen bekommen. Und natürlich auch seine jetzigen „Lieblinge“ wie David Schmieg, der zum „Überraschungsessen“ mit Bär nach einem Spiel eingeladen wurde.

    Kemp vergisst keinen – es soll ja ein unvergesslicher Tag werden. Und dann erzählt Peter Kemp, dass er sich aber beeilen will. Denn lange - so sagt Kemp - hat Hans Bär nicht mehr Zeit. Es geht im schlechter und schlechter. Er kann kaum mehr sprechen und schlucken. Nach seinem 71. Geburtstag – fünf Wochen vor der geplanten Party – wird auch noch ein großer Tumor im Bauchbereich entdeckt. Am 21. März stirbt Hans Bär.

    „Es war ein guter und berührender Abschied, und ich hatte Hans noch alles gesagt, was ich ihm noch mitteilen wollte. Er ist nun eingeschlafen, und ich bin sicher, dass er jetzt an seinem Angelplatz sitzt und den größten Karpfen seines Lebens angelt. Ich hatte ihm gestern versprochen, dass ich am Samstag zum Heimspiel seinen Rollstuhl und seinen Schal mitnehmen werde, und er wird an seinem Platz sein. Er wollte gestern auch noch unbedingt das Ergebnis aus Buchbach mitbekommen, da ihm die Trainer und Mannschaft am Dienstag noch Videogrüße ausgerichtet hatten. Das Treffen wird weiterhin für Hans stattfinden, und er wird sicher anwesend sein, und sich sehr freuen.“

    Es findet statt. Der Rollstuhl steht zwischen den Gästen, ein WFV-Schal ist umgebunden. Und Peter Kemp strahlt. Aus Dankbarkeit.

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