Einige Sportarten im deutschen Behindertensport sind durch die Paraolympischen Spiele bekannt, weniger im Blickpunkt steht dagegen das Elektro-Rollstuhlhockey. In Würzburg haben sich unter dem Dach des Vereins der Rollstuhlfahrer Würzburg und ihrer Freunde e.V. die Ballbusters etabliert. Die Mannschaft spielt in der ersten Bundesliga, und einige der Akteure sind kurz davor, Nationalspieler zu werden.
Seit zwei Jahren gehört der erst neunjährige Noah Golz aus Thüngersheim zum Team: Um seinen Sport einem größeren Publikum zu zeigen, veranstaltete er nun ein Show-Training und Testspiel in der neuen Sporthalle an der B27. Noah hat eine genbedingte Muskelerkrankung. Er ist immer auf den Rollstuhl angewiesen. Seit zwei Jahren trainiert Noah bei den Ballbusters einmal wöchentlich in der Sporthalle im Körperbehindertenzentrum. Bei der Veranstaltung zeigten die Spieler verschiedene Trainingsübungen und erklärten zudem die Regeln. Rainer Waßmann und Mannschaftskapitän Julian Wendel moderierten die Veranstaltung.
E-Rollstuhlhockey eignet sich für Menschen mit einem starken körperlichen Handicap und ist am ehesten mit Eishockey vergleichbar. Häufig leiden die Spieler an einer fortschreitenden Muskelerkrankung, die es ihnen unmöglich macht, einen Hockeyschläger zu führen. Daher befindet sich am Rollstuhl ein montierter Schläger, mit dem der Plastikball ausschließlich durch Rollstuhlmanöver geführt wird. Ein Spiel hat zwei Halbzeiten, die jeweils 15 Minuten dauern. Jede Mannschaft bestehend aus vier Feldspielern und einem Torwart. Jeder Spieler hat eine sogenannte Punkte-Einstufung (entsprechend seines Handicaps), und die Mannschaft darf dabei maximal zwölf Punkte aufweisen.
Die Würzburger Ballbusters spielen seit der vergangenen Saison in der ersten Bundesliga und sicherten erst am letzten Spieltag durch einen überraschenden Sieg den Klassenerhalt. In Deutschland sind 21 Vereine in drei Ligen aktiv. In der ersten Bundesliga treten sechs Teams an vier Turniertagen gegeneinander an. 2010 gewann die Deutsche Nationalmannschaft erstmalig den Titel in Italien. Die nächste WM findet 2014 in München statt.
Beim Testspiel in Thüngersheim beeindruckten die Spieler besonders durch ihre Koordination und Beweglichkeit im Umgang mit dem E-Rollstuhl, der bis zu zehn Stundenkilometer schnell fahren kann. Spektakuläre Torschüsse, reaktionsschnelle Manöver sowie Technik und Spielverständnis erstaunten die zahlreichen Zuschauer auf der Tribüne. Noah brillierte als Torwart und hofft für die anstehende Saison auf Einsatzzeiten in der Bundesligamannschaft.
Neben dem Spielfeld hatte das Sanitätshaus Richter aus Würzburg, Sponsor des Vereins, einen Parcours errichtet. Dort probierten die Besucher aus, wie ein Elektro-Rollstuhl zu bewegen ist.