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Fechten: FC Tauberbischofsheim nach 43 Jahren erstmals kein Florett-Meister

Fechten

FC Tauberbischofsheim nach 43 Jahren erstmals kein Florett-Meister

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    Sie holten den ersten deutschen Meistertitel für Future Fencing aus Werbach: die Florettfechterinnen Rita König, Leonie Ebert, Carolin Golubytskyi und Anne Sauer (von links) – alle letztes Jahr noch beim entthronten Titelverteidiger FC Tauberbischofsheim tätig
    Sie holten den ersten deutschen Meistertitel für Future Fencing aus Werbach: die Florettfechterinnen Rita König, Leonie Ebert, Carolin Golubytskyi und Anne Sauer (von links) – alle letztes Jahr noch beim entthronten Titelverteidiger FC Tauberbischofsheim tätig Foto: Robert Betuker

    Rita König hat in ihrer Fechtkarriere viele Erfolge errungen, darunter als wertvollsten die Silbermedaille im Florett-Einzel der Olympischen Spiele 2000 in Sydney. Aber dass sie mit 42 Jahren noch einmal deutsche Mannschaftsmeisterin im Damenflorett werden würde, hätte sie sich kaum träumen lassen.  

    43 Jahre lang hatte es unterbrochen nur einen Meister gegeben: den Fechtclub Tauberbischofsheim. Am Sonntag endete dessen gewaltige Ära in eigener Halle. Der Titel wanderte nur acht Kilometer die Tauber abwärts zu Future Fencing Werbach, wie sich der bisherige Fecht-Club Werbach neuerdings nennt. Dorthin sind im vergangenen Jahr die besten deutschen Florettfechterinnen Leonie Ebert, Anne Sauer und Carolin Golubytskyi gewechselt, weil sie Abstand suchten.  

    Viel Ärger

    Vorausgegangen war sehr viel Ärger. Zunächst ging es um die Kündigung des Bundes- und Vereinstrainers Andrea Magro, den die Fechterinnen gerne behalten hätte. Der Prozess gegen einen langjährigen Landestrainer, den Golubytski beschuldigte, sie als Jugendliche massiv sexuell bedrängt zu haben, spaltete die Tauberbischofsheimer Fechter dann in zwei Lager. Das langwierige Verfahren um den Arbeitsplatz des Trainers endete mit einem Vergleich. Wenige Monate darauf kündigten die drei Fechterinnen ihre Vereinsmitgliedschaft. Ende letzten Jahres verließ auch König, die Geschäftsführerin der Sport-Marketing Tauberbischofsheim, das Fechtzentrum. Sie stand auf der Seite der Fechterinnen. Zudem gab es  unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie das kriselnde TBB-Fechten wieder nach oben kommen könnte.

    Dass König nun gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber antrat, entbehrt für Beobachter nicht einer gewissen Pikanterie. "Es war ein reiner Freundschaftsdienst, dass ich die Fechttaschen jetzt noch einmal vom Dachboden geholt habe", unterstreicht sie. "Ich hatte 15 Jahre lang nicht mehr gefochten, ich hatte kein Comeback geplant." Aber den "Mädels", wie sie die drei Fechterinnen nennt, ist sie sehr verbunden. Vor allem  Leonie Ebert, die bei der TG Würzburg unter ihrer Anleitung den Sport erlernte. Mittlerweile steht die 19-Jährige auf Platz sechs der Florett-Weltrangliste, obwohl sie noch zum Juniorinnen-Bereich gehört, und ist eine Hoffnung für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Am Samstag wurde sie erstmals deutsche Einzelmeisterin.

    Rückkehr von Golubytskyi nach der Baby-Pause

    Bei der Baden-Nord-Württembergischen Meisterschaft Anfang März, der Qualifikation für die DM, komplettierte König erstmals die Werbacher Mannschaft, weil Golubytskyi zu Hause in den USA geblieben war. Am Sonntag war Golubytskyi nach ihrer Babypause zwar zum ersten Mal wieder in Deutschland, Sauer litt aber an Leistenproblemen. So trat König im ersten Gefecht gegen Bonn wieder an, animierte dann aber  Sauer, es doch zu probieren: "Und es ging sehr gut bei ihr." Im Finale distanzierte Future Fencing die TSG Weinheim mit 45:19, zuvor im Halbfinale war Titelverteidiger  Tauberbischofsheim nach dem 13:45 entthront. 

    Betreut wurde die Mannschaft in beiden Wettkämpfen von Laurin Mauritz, einem Sohn der Tauberbischofsheimer Fechtlegende Anja Fichtel. "Es war eine Geste der Solidarität von Laurin, Anja hat uns ja auch in Werbach besucht", sagt König.

    Keine feindselige Atmosphäre im Fechtzentrum

    Ihre eigenen Gefühle bei ihrer Rückkehr ins Fechtzentrum, das lange ein Mittelpunkt ihres Lebens war, beschreibt sie wortkarg: "Es ist, wie es ist." Doch als feindselig hat sie die Atmosphäre nicht empfunden. Damenflorett-Bundestrainer Giovanni Bortolaso habe sie sogar eingeladen, mal als Trainingspartnerin in die Halle zu kommen. Ebert und Sauer trainieren ohnehin weiter täglich im Bundesstützpunkt Tauberbischofsheim. Dass alle nun aber für Werbach gemeldet sind, ist eine Frage der persönlichen Hygiene. "Es geht darum, dass wir zur Ruhe kommen möchten. Wir wollten die Kriegsschauplätze neben der Planche hinter uns lassen", sagt König. 

    Bei Future Fencing in Werbach ist das nun möglich. Es gibt eine Jugendarbeit, auch Säbel-Nationalfechter Björn Hübner hat den FCTBB verlassen und  tritt nun wieder für seinen Heimatverein an, dessen Vorsitzender sein Vater ist.  Gegründet hat den einstigen FC Werbach vor 25 Jahren ausgerechnet Emil Beck, der Übervater des deutschen Fechtens. Aus der "Arbeitsgemeinschaft Badisch Franken", die das Fechten einst nach Becks Vorstellung vom Mekka Tauberbischofsheim in die Breite bringen sollte, ist der Verein, so König, "einer der letzten, die noch aktiv sind".

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