Bergtheim steht vor einer Umbruchsaison – ähnlich wie vor fünf Jahren, als Trainerguru Wolfgang Kreisel an der Seitenlinie und viele Leistungsträgerinnen auf dem Feld aufgehört hatten. Danach belegte der HSV mit einem ausgeglichenen Punktekonto den achten Platz, um ein Jahr später letztmals die Bayernliga-Meisterschaft zu holen. „Dann wissen wir ja, was wir zu tun haben“, sagt HSV-Coach Moritz Kreisel scherzhaft. Der 32-jährige Neffe des Vereinsvorsitzenden fühlt sich gerüstet für den Rundenauftakt am Samstag gegen die HG Zirndorf (18 Uhr, Willi-Sauer-Halle), auch wenn er allen Grund hätte, sich zu beschweren.
Nicht weniger als sechs Abgänge musste Kreisel hinnehmen. Ganz viel Routine sei weggebrochen, sagt der studierte Geograf. Hinzu kommt der Weggang der zuletzt besten HSV-Torschützin, Julia Koß, zum Ligakonkurrenten und Titelaspiranten HC Erlangen. Lange sah es so aus, als würde im Gegenzug kein Neuzugang nach Bergtheim wechseln. Svenja Winheim ist streng genommen eine Rückkehrerin. Eigentlich war die Außenspielerin nie wirklich weg. Schließlich hat sie das eine Jahr weiter in der gleichen Halle gespielt – beim Landesligisten HSG Pleichach.
Auf der Zielgeraden der Vorbereitung gab es dann allerdings doch noch eine frohe Kunde in Form eines externen Zugangs. Jennifer Mathan, die bis 2016 bei der DJK Rimpar in der Bayernliga ein sicherer Rückhalt im Tor gewesen war, ist berufsbedingt wieder in hiesigen Gefilden – und läuft ab sofort für den HSV auf. Nach dem Ausfall von Mona Oßwald ist das eine sehr gute Nachricht, da neben Reserve-Torfrau Rachel Wagner mit Pia Kunzmann nun wieder zwei reaktionsschnelle Schlussleute für die Erste bereitstehen.
„Auf Außen und im Tor sind wir gut besetzt“, weiß Kreisel. Wo es dagegen eng werden könnte, ist im Rückraum und am Kreis. Dort stehen dem Trainer nach dem bitteren Kreuzbandriss der jungen Rosalie Deckert für vier Positionen maximal sieben Spielerinnen zur Verfügung, darunter Youngster Lilith Reichert sowie Tina Hartl aus der zweiten Mannschaft. „Sie haben schon bei uns geschnuppert und bekommen nun mehr Spielanteile und Verantwortung. Mal sehen, wie schnell sie die entstandenen Lücken schließen können“, gibt sich Kreisel entspannt. Die Vorbereitung sei jedenfalls vielversprechend gelaufen. „In der Abwehr haben wir eine neue Variante einstudiert. Wir sind zudem topfit und wollen auch in dieser Saison jedes Spiel gewinnen. Dann wären wir am Ende Meister“, rechnet der HSV-Trainer vor, räumt aber gleichzeitig auch ein: „Realistisch ist das nicht.“
Ganz oben dürften in dieser Saison andere Teams anklopfen, die keine Verluste verkraften mussten oder sich sogar verstärken konnten. Dazu zählen allen voran der ASV Dachau, Erlangen und Auftaktgegner Zirndorf. Nach dem verspäteten Klassenerhalt der TS Herzogenaurach eine Liga höher startet die Saison mit nur 13 Mannschaften, darunter drei Aufsteigern. Ein Duell gegen einen Drittliga-Absteiger gibt es für die Bergtheimerinnen übrigens genauso wenig wie ein Derby, nachdem Rimpar abgestiegen ist.
Der Handball-Begeisterung im nördlichen Landkreis dürfte dies keinen Abbruch tun. Oder wie es HSV-Linksaußen Martina Gerdes kürzlich im Internet-Fernsehen sinngemäß ausgedrückt hat: „Es wundert mich manchmal selbst, wie gut der Handball bei uns ankommt – auch gegen Gegner, wo man vorher weiß, dass es etwas einfacher wird. Und dann kommt man in die Halle – und sieht sogar neue Gesichter. Das Gesamtpaket stimmt einfach in Bergtheim.“
Kader des HSV Bergtheim
Abgänge: Annika Brezina (Babypause), Sandra Hämmerlein (HSG Volkach), Julia Koss (HC Erlangen), Mona Oßwald (Spielpause), Annika Schur (zweite Mannschaft), Mailyn Strehle (Karriereende).
Zugänge: Jennifer Mathan (unbekannt), Svenja Winheim (HSG Pleichach).
Aufgebot, Tor: Pia Kunzmann, Jennifer Mathan, Rachel Wagner. Rückraum: Rosalie Deckert, Carina Halbig, Tina Hartl, Michaela Lehnert, Lilith Reichert, Anna-Maria Renner, Ronja Schwalbe. Außen: Martina Gerdes, Lisa Seibert, Svenja Winheim, Anna Zimmer. Kreis: Tanja Bausenwein.
Trainer: Moritz Kreisel (seit 2017).
Saisonziel: Umbruch meistern, bestmögliches Ergebnis erzielen.
Meistertipp: ASV Dachau, HC Erlangen.