Linkshänder sind in der Regel knapp und im Handball gelten links werfende Akteure als besonders begehrt. Beim Frauen-Bayernligisten HSV Bergtheim ist diese Spezies im Sommer komplett ausgestorben – zumindest vorerst. Der neue Trainer Florian Reitz hat tatsächlich ausnahmslos Rechtshänderinnen im Kader: „Das ist schon ungewöhnlich, aber wir werden dennoch auch auf der rechten Seite torgefährlich sein.“
Nun sind die Bergtheimerinnen nicht irgendein Bayernligist, sondern einer der ersten Meisterschaftsanwärter. „Die Mannschaft ist vielleicht sogar noch ein Stück stärker besetzt als in der vergangenen Saison“, weiß Reitz. Drei Abgängen stehen vier Neuzugänge gegenüber. Die langzeitverletzte Rückraumwerferin Sandra Hämmerlein ist körperlich wieder voll auf der Höhe, auch wenn sie zunächst noch aus privaten Gründen fehlt. Von den Neulingen dürften Mailyn Strehle und Torfrau Pia Kunzmann auf Anhieb eine tragende Rolle spielen. „Mailyn kann im Rückraum alle Positionen bekleiden“, sagt Reitz vor dem ersten Heimspiel gegen die hochgehandelte SG Dietmannsried/Altusried (Samstag, 18 Uhr, Willi-Sauer-Halle).
Die 30-Jährige hat bis zur letzten Saison in Pforzheim dritte Liga gespielt, ehe sie es im Sommer des Berufs wegen nach Schweinfurt verschlagen hat.
Nesthäkchen Pia Kunzmann
Kunzmann ist mit ihren 19 Jahren so etwas wie das Nesthäkchen im Team. Weil Torfrau Mona Oßwald nach wie vor große Probleme mit ihrem Fuß hat, ist Kunzmann gleich zwischen den Pfosten gefragt. Schließlich wird Annina Tucher nächstes Jahr 40, was auf diesem Niveau die eine oder andere Pause bedingt. Ihr Trainer lobt: „Annina zieht trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch voll mit.“
Auch wenn die Vorbereitung nicht immer optimal verlaufen ist, macht sich Reitz um sein eigenes Team wenig Sorgen: „Wenn wir weiterhin aggressiv in der Abwehr stehen und unser Tempospiel durchziehen, sind wir nur schwer zu schlagen.“ Allerdings weiß der 35-Jährige auch um die Ambitionen der TS Herzogenaurach. Die Mittelfranken haben personell mächtig aufgerüstet. „Meine Mannschaft ist heiß und will wieder an der dritten Liga schnuppern. Ob wir uns auch diesmal etwas ausrechnen dürfen, wissen wir bis Mitte November. Dann werden wir einige schwere Brocken hinter uns haben“, sagt Reitz, der zuletzt die Frauen der TG Würzburg trainiert hat.
Weite Auswärtsfahrten
Eines ist den Bergtheimerinnen in dieser Saison gewiss: weite Auswärtsfahrten. Außer dem Derby in Rimpar, das gleich am zweiten Spieltag stattfindet, sind nur noch die drei Klubs aus dem Großraum Nürnberg relativ schnell erreichbar. Bei den restlichen Auswärtsfahrten muss der HSV – genau wie die Rimparerinnen (siehe Artikel unten) – gut und gerne 300 Kilometer zurücklegen. Die Autofahrerei im Dienste des Handballs ist Reitz gewohnt. Denn neben seiner Rolle als HSV-Coach ist er auch an ausgewählten Terminen als Bundesliga-Kampfrichter und Schiedsrichter im Einsatz.
Das Problem mit den fehlenden Linkshänderinnen könnte sich indes schon zur Rückrunde etwas bessern: Rechtsaußen Lena Krone hat im Mai Nachwuchs bekommen und will, sofern es die Familienplanung zulässt, schon bald wieder ins Training einsteigen.
Der Kader Abgänge: Anna Renner (HaSpo Bayreuth), Lena Riedel (TSG Ober-Eschbach), Nina Thoben (HG Königshofen-Sachsenflur). Zugänge: Mailyn Strehle (HSG Pforzheim), Pia Kunzmann, Ronja Schwalbe, Anna Zimmer (alle SG Garitz/Nüdlingen). Tor: Annina Tucher, Mona Oßwald, Pia Kunzmann. Rückraum: Annika Brezina, Sandra Hämmerlein, Carina Hofmann, Julia Koß, Annika Schurr, Ronja Schwalbe, Mailyn Strehle. Außen: Martina Gerdes, Lena Krone, Lisa Seibert, Svenja Winheim, Anna Zimmer. Kreis: Tanja Bausenwein. Trainer: Florian Reitz (neu). Saisonziel: oben mitspielen. Meistertipp: TS Herzogenaurach.