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FUSSBALL: Ist Jogi Löw noch der Richtige? Das sagen Unterfrankens Trainer

FUSSBALL

Ist Jogi Löw noch der Richtige? Das sagen Unterfrankens Trainer

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    Konsterniert: Bundestrainer Joachim Löw steht nach dem schwachen Auftritt der Nationalmannschaft gegen Spanien in der Kritik.
    Konsterniert: Bundestrainer Joachim Löw steht nach dem schwachen Auftritt der Nationalmannschaft gegen Spanien in der Kritik. Foto: Daniel Gonzales Acuna/dpa

    Ein Unentschieden gegen Spanien hätte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gereicht, um sich als Gruppensieger für das Endturnier der Nations League zu qualifizieren. Schnell war am Dienstagabend klar: Das wird nix. Letztlich setzte es ein 0:6 - Deutschlands höchste Niederlage seit 1931. Kaum war abgepfiffen, holte das Netz die Sägen raus, um sich am Stuhl des Bundestrainers zu schaffen zu machen. Grund genug, amtierende und frühere Trainer aus der Region zu fragen: "Ist Joachim Löw noch der Richtige für den Job?"

    Empfand den Auftritt von Joachim Löw zu emotionslos: Michael Schiele, Aufstiegstrainer der Würzburger Kickers. 
    Empfand den Auftritt von Joachim Löw zu emotionslos: Michael Schiele, Aufstiegstrainer der Würzburger Kickers.  Foto: Frank Scheuring

    Michael Schiele (Aufstiegstrainer der Würzburger Kickers)

    "Ich habe nur die erste Hälfte gesehen, dann bin ich ins Bett - ich musste früh raus. Grundsätzlich finde ich den Weg, mit den jungen Spielern zu arbeiten, gut. Ein paar weitere Erfahrene würden dem Team aber guttun, denn man hat gesehen, dass das Tempo und die Qualität auf Weltklasse-Niveau nicht ausreichen. Ob die Zeit noch reicht, bis zur Europameisterschaft etwas zu ändern? Das bezweifle ich. Ob Löw noch der Richtige ist? Er wird wohl nicht zurücktreten. Sein Auftritt hat mir nicht gefallen. Er war emotionslos, es gab wenig Push. Das ist aber die Sache eines jeden Trainers. Es wurden auf jeden Fall viele Fragen aufgeworfen, doch Oliver Bierhoff steht ja weiter hinter Löw."

    Hält Löw in naher Zukunft für den Richtigen: Tobias Strobl, Trainer des FC 05 Schweinfurt.
    Hält Löw in naher Zukunft für den Richtigen: Tobias Strobl, Trainer des FC 05 Schweinfurt. Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Tobias Strobl (Trainer des FC 05 Schweinfurt) 

    "Er ist noch der Richtige, weil er einfach viel geleistet hat. Ich denke, Joachim Löw kann für ein Turnier nochmal das wichtige Wir-Gefühl auslösen, schließlich sind ja auch noch Spieler dabei, die die Erfolge mit ihm erlebt haben. Danach ist es aber auch Zeit, sich zur Ruhe zu setzen oder sich eine neue Herausforderung zu suchen. Man muss aber sagen: Ich habe in den vergangenen zwei, drei Jahren kein so gutes Nationalteam wie das der Spanier gesehen - jeder Fehler wurde bestraft. Es war schon eine Augenweide, was Spanien gespielt hat."

    Vermisste einen Matchplan: Harald Funsch, hier während seiner Tätigkeit beim ASV Rimpar.  
    Vermisste einen Matchplan: Harald Funsch, hier während seiner Tätigkeit beim ASV Rimpar.   Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Harald Funsch (früher unter anderem Trainer des ASV Rimpar und des TSV Karlburg)

    "Die Spanier haben gezeigt, dass es Automatismen gibt, die es ermöglichen, als Nationalteam ein Spiel trotz vieler Personalwechsel auf so hohem Niveau abzurufen. Im Verein ist das einfacher, weil man sich öfter trifft. Mir ist aufgefallen, dass Spanien die Spieler nominiert hat, die das Team für den zurechtgelegten Plan braucht. Das habe ich bei Deutschland vermisst. Die Elf hatte keinen festen Plan. Zuerst gab es Mittelfeldpressing, beim Stand von 0:3 Offensivpressing, das zeugt nicht von fundamentierten Strategien. Wenn ich 0:3 zurückliege, muss ich doch schauen, dass der Gegner sein Spiel nicht mehr aufziehen kann. Das geht vor allem über robuste Zweikampfführung. Wenn solche Grundsätze nicht gegeben sind, muss man sich fragen, wie geeignet das Personal ist. Man kann einen Neuaufbau wagen, muss sich aber immer absichern - auch mit erfahrenen Spielern. Man muss Situationen schon mal erlebt haben, um sie schnell lösen zu können. Das kann man als junger Akteur nicht sofort. Wichtig ist auch, Fehler einzugestehen und einen klaren Weg aufzuzeigen. Wenn Löw so weitermacht wie bisher und seinen Plan der Öffentlichkeit nicht verständlich macht, hat er keine Chance."

    Beklagte die fehlende Laufbereitschaft: Berthold Göbel, der beim Würzburger FV an der Seitenlinie steht.
    Beklagte die fehlende Laufbereitschaft: Berthold Göbel, der beim Würzburger FV an der Seitenlinie steht. Foto: Heiko Becker

    Berthold Göbel (Chefanweiser beim Würzburger FV) 

    „Das war wirklich ein Debakel gegen Spanien. Die ersten 20 Minuten waren noch gut, dann fällt das 1:0 für Spanien und die deutsche Mannschaft auseinander. Was ich nicht verstehe, ist: Wir haben einen guten Kader, aber Löw holt zu wenig raus. Gündogan, Kroos, Goretzka, alles gute Leute, aber sie sind nicht gelaufen. Das hat mit Weltfußballern nichts zu tun. Wir spielen viel zu defensiv. Du darfst nicht hinten drin stehen und warten, bis dich ein Gegner wie Spanien erschießt. Das Mittelfeld gewinnt Spiele, aber wenn das Mittelfeld nicht präsent ist, ist ein junges Talent wie Philipp Max die ärmste Sau. Das geht ja jetzt schon eine ganze Zeit so, es gab einen, nun ja, Lichtblick gegen Tschechien am Wochenende zuvor. Aber Löw steht schon lange in der Kritik. Thomas Müller muss jetzt auf jeden Fall ein Thema sein, er ist einer, der führen und das Tempo vorgeben kann. Deshalb spielt er bei den Bayern auch immer. Boateng ist sicherlich auch besser als Süle. Man muss das jetzt aufarbeiten und dabei alle Punkte ansprechen.“

    Ist von der Nationalmannschaft enttäuscht: Victor Kleinhenz, der für den TSV Aubstadt verantwortlich ist.
    Ist von der Nationalmannschaft enttäuscht: Victor Kleinhenz, der für den TSV Aubstadt verantwortlich ist. Foto: Rudi Dümpert

    Victor Kleinhenz (Coach des TSV Aubstadt)

    "Das war nicht die Nationalmannschaft, die wir aus glorreichen Zeiten kennen. Sie hat eine überschaubare Leistung gezeigt. Jetzt ist wohl erst einmal die interne Aufarbeitung angesagt. Wie es nun weitergeht, müssen andere entscheiden. Ich denke aber schon, dass Joachim Löw Mann genug ist, die Entscheidungen zu treffen, die für Fußball-Deutschland richtig sind."

    Sieht die Verantwortlichen auch zukünftig in der Pflicht: Ernst Gehling, der jahrzehntelang die FT Schweinfurt betreute.
    Sieht die Verantwortlichen auch zukünftig in der Pflicht: Ernst Gehling, der jahrzehntelang die FT Schweinfurt betreute. Foto: Volker Hensel

    Ernst Gehling (Langzeit-Trainer der FT Schweinfurt) 

    "Ich werde keinen Rücktritt fordern, denn die Verantwortlichen sollen das Ganze jetzt auch ausbaden. Der Zeitpunkt für den Rücktritt wurde nach der Weltmeisterschaft 2018 verpasst. Schon damals ist Deutschland viel zu überheblich aufgetreten, die DFB-Verantwortlichen waren viel zu gnädig. Jeder Trainer, der jetzt kommen würde, wäre der Doofe, wenn etwas schiefgeht. Deshalb sollen diejenigen schauen, wie man aus dem Dilemma kommt, die es verursacht haben. Man müsste sich jetzt auch mal drei, vier Jahre Zeit nehmen, um einen richtigen Aufbau zu betreiben."

    Sieht den DFB unter Zugzwang: Marc Reitmaier, der mittlerweile die Geschicke bei der U 15 der Würzburger Kickers leitet. 
    Sieht den DFB unter Zugzwang: Marc Reitmaier, der mittlerweile die Geschicke bei der U 15 der Würzburger Kickers leitet.  Foto: Heiko Becker

    Marc Reitmaier (Coach der U 15 der Würzburger Kickers) 

    "Trotz aller Löw-Erfolge war das nun ein Länderspiel, das viele Fragen aufwirft. Der Mannschaft fehlten die Körpersprache und der Siegeswille, da muss der DFB einiges hinterfragen. Es wird intern geklärt werden müssen, warum die vergangenen Monate nicht so gelaufen sind, dass man als einer der Favoriten zur EM fährt. Ich bin dafür, dass man Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller zurückholt. Müller organisiert beim FC Bayern viel und ist ein Spielertyp, der in der Nationalmannschaft derzeit fehlt. Es ist nicht mehr viel Zeit, um Dinge bis zur EM zu ändern. Aber man sollte auch nicht alles wegen eines rabenschwarzen Tages schlechtreden."

    War nicht begeistert: Claudiu Bozesan, der den TSV Abtswind coacht.
    War nicht begeistert: Claudiu Bozesan, der den TSV Abtswind coacht. Foto: foto2press/Frank Scheuring

    Claudiu Bozesan (Trainer des TSV Abtswind) 

    "Joachim Löw wollte die Mannschaft umbauen und hat dabei auf junge Spieler gesetzt. Es ist klar, dass das nicht von heute auf morgen geht. Dazu braucht es Geduld. Das Problem ist: Die Zeit bekommt er nicht. Deutschland ist vom Erfolg seiner Fußballer verwöhnt. Deshalb stehen Trainer und Team massiv unter Druck. Ich glaube, dass Müller oder Boateng mit ihrer Erfahrung der Mannschaft schon helfen könnten. Ein 0:6 tut weh, vor allem die Art und Weise der Niederlage. Da war keine Körpersprache, keine Reaktion zu sehen. Aber vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass es so deutlich war. Weil jetzt jeder weiß, dass es nicht reicht, im Spiel nur auf den Umschaltmoment zu warten. Man muss agieren, darf dem Gegner nicht so brutal viel Raum lassen und muss, wenn spielerisch nichts geht, zumindest rennen und kämpfen. Ich bin selbst Trainer und möchte jetzt nicht über Joachim Löw richten. Für mich liegt es erst einmal an den Spielern selbst."

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