Ob die bekannteste Person bei der SG Sonnenhof Großaspach am Sonntag (14 Uhr) im Stadion ist? Das letzte Mal, als Schlagersängerin Andrea Berg („Du hast mich 1000 Mal belogen“, „Aba Heidschi Bumbeidschi“, „Ich schieß Dich auf den Mond“) beim nächsten Drittliga-Gastgeber der Würzburger Kickers zugeschaut hatte, war beim 3:1 gegen Chemnitz.
Fünfmal in Serie ist der Verein, der sich den Markennamen „Dorfklub“ vor einem Jahr beim Deutschen Patent- und Markenamt hat schützen lassen und von Berg-Ehemann Uli Ferber 1994 gegründet worden war, seither ungeschlagen. 13 Punkte hat die SG dabei gesammelt. Gut, die vier Siege gelangen den Schwaben gegen Chemnitz und Lotte, die zuletzt auch gegen die Kickers unterlagen, sowie gegen die Tabellenkellerkinder Bremen II und Erfurt. Hinzu kam am vergangenen Wochenende ein 1:1-Remis in Meppen.
Großaspacher in der Spielklasse etabliert
Eines haben die Großaspacher aber schon wieder bewiesen: Sie sind in ihrer dritten Drittliga-Saison ein etabliertes Mitglied dieser Spielklasse. Über den Klub aus der 8000-Einwohner-Gemeinde lacht heute niemand mehr. Die SG Sonnenhof – das ist längst mehr als der Andrea-Berg-Verein. Und er heißt deshalb so, weil Ferber sein in Kleinaspach stehendes Hotel im Vereinsnamen verewigt hat.
- Die Kickers treffen auf Großaspach: Hier geht's zum Liveticker.
Einer, der den Aufstieg der SG miterlebte, ja mitgestalte, kickt heute in Würzburg: Sechs Jahre spielte Simon Skarlatidis in Großaspach und schaffte mit dem Klub den Sprung in die Dritte Liga. Der zuletzt aufblühende Deutsch-Grieche weiß ganz genau, dass es im 10 000-Zuschauer-Stadion in der schwäbischen Provinz alles andere als heimelig zugehen wird: „Ein ekliges Pflaster“ sei das für die Gäste-Teams.
Nur einmal ausverkaufte Arena
Rund ums Spielfeld herrscht Aprés-Ski-Flair. „Fauthenau-Alm“ heißt die Stadiongaststätte, zünftig geht's dort zu und oft laut. Im Gegensatz zum Stadion. Dort herrscht nur selten knisternde Fußball-Atmosphäre. Nur ein einziges Mal seit der Einweihung 2011 war die Arena bei einem Fußballspiel ausverkauft – als Dresden gastierte. Bei den sommerlichen Konzerten von Andrea Berg („Kilimandscharo“) ist die Hütte immer gerammelt voll.
Im Schatten des übermächtigen VfB Stuttgart nicht im Blickfeld zu stehen, ist aus sportlicher Sicht kein Nachteil, glaubt Skarlatidis. „Dort wird man nicht so sehr unter Druck gesetzt“, sagt er. Die am Samstag – auch aufgrund einer Ticketaktion unter Jugendteams – erwarteten 4500 Zuschauer sind für Großaspacher Verhältnisse ein sehr guter Wert.
Schwarze Zahlen in der vergangenen Saison
„Der Fußball ist nicht der schönste“, sagt Skarlatidis über die Spielweise der Großaspacher. Aber es sei eben von jeher extrem unangenehm, gegen sie anzutreten. Mit seinem Konzept hat der Klub aus dem Landkreis Backnang dennoch einiges erreicht. Der Verein schrieb in der vergangenen Saison sogar schwarze Zahlen – im Gegensatz zu den allermeisten Liga-Konkurrenten. Auch weil die Profis im Drittliga-Vergleich eher zu den Geringverdienern gehören. Einige Spieler sind sogar nur Teilzeitprofis und arbeiten nebenher noch. „Auch ich habe dort nach meinem Fachabitur noch 15 Stunden im Büro gearbeitet“, erzählt Skarlatidis.
Für den gebürtigen Waiblinger ist die Rückkehr in heimische Gefilde ohnehin ein besonderes Spiel: „Ein aufregendes Erlebnis“ werde das, bei dem er mit den Kickers die aktuelle Erfolgsserie mit zuletzt drei Siegen in Serie ausbauen will: „Der Sieg in der Nachspielzeit gegen Lotte hat uns ein sehr positives Gefühl gegeben. Die Erfolgserlebnisse beflügeln uns. Das wollen wir nutzen.“