Nach einem Jahr Unterbrechung fand sie dieses Jahr wieder statt: die Würzburger Stadtmeisterschaft im Hallenfußball. Und am Ende der 38. Ausgabe des Traditionsturniers ist es der Würzburger FV, der sich nun zum 18. Mal Würzburger Stadtmeister nennen darf. In einem spannenden Finale setzte sich der WFV mit 2:1 gegen den Mitausrichter ETSV Würzburg durch. „Am Ende haben wir verdient gewonnen, wir haben über das Turnier hinweg die konstanteste Leistung aller Mannschaften gezeigt“ fand Tim Lorenz, beim WFV nominell Innenverteidiger und heute Trainer in Vertretung für Berthold Göbel (Rotsperre).
Stadtmeisterschaft hat besonderen Stellenwert
Aber auch sein Gegenüber bei der ETSV, neben dem Kreisklassisten TSV Grombühl (Halbfinale) die Überraschungsmannschaft des Turniers, hatte allen Grund, stolz auf sein Team zu sein. „Das ist Wahnsinn was die Mannschaft heute abgerissen hat“ so Oliver Ziegler, der zusammen mit Pascal Bauer das Trainerduo des Kreisligisten bildete. Im Halbfinale setzte sich der ETSV im Neunmeterschießen gegen den Titelverteidiger TSV Lengfeld (Landesliga) durch (4:3 n. N.) und hielt im Endspiel gegen den WFV gut mit. Trotzdem überwog direkt nach Spielabpfiff noch die Trauer über die verpasste Gelegenheit, zu knapp war das Finale, zu unglücklich das späte Gegentor zum 1:2: „Ich brauche noch eine Stunde, bevor ich den Stolz fühle, aber dass wir bei einer Prestigeveranstaltung wie der Stadtmeisterschaft so gut abschneiden ist ein Riesending für unseren Verein“.
Der ETSV-Coach war nicht der Einzige, der den besonderen Stellenwert hervorhob, den die Stadtmeisterschaft nach wie vor im Würzburger Fußball besitzt. „Ich bin mit dem Turnier aufgewachsen, war als Spieler oder Trainer eigentlich immer mit dabei. Natürlich bin ich topmotiviert“ so Michael Hochrein, der mit dem TSV Lengfeld am Ende Platz drei belegte. Aber nicht nur für Veteranen ist die Stadtmeisterschaft etwas Besonderes. Leonhard Kadrija, Spielertrainer des TV Würzburg: „Ich nehme zum ersten Mal teil, und ich habe dem ersten Spiel richtig entgegengefiebert“.
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Für klassentiefere Vereine bietet die Stadtmeisterschaft nicht nur die immer willkommene Gelegenheit, den „großen“ Würzburger Vereinen ein Bein zu stellen, sondern auch die Möglichkeit sich vor einer ungewohnten Kulisse zu beweisen. Dieter Deckert vom TSV Rottenbauer betont:„ Was die Atmosphäre betrifft, ist heute das Highlight des Jahres. Für einen Kreisklasseverein ist es etwas Besonderes, vor 1000 statt vor 100 Zuschauern zu spielen.“
Organisatoren ziehen positives Fazit
Tatsächlich waren es am Ende nach Angabe der Organisatoren gut 1400 zahlende Gäste, die ihren Weg in die s.Oliver-Arena fanden. Eine Zahl, die zwar zeigt, dass bei aller Nostalgie die Begeisterung für den Hallenfußball in Unterfranken nicht mehr im selben Maße brennt wie in der Vergangenheit, aber dennoch dafür sorgte, dass die Tribünen während der gesamten Dauer des Turniers – circa 13 Stunden vergingen zwischen Anpfiff der ersten Partie und der Übergabe des imposanten Silberpokals an den WFV - ordentlich gefüllt waren.

Die Organisatoren um Michael Freudenberger (WFV) und Sercan Acan (ETSV) waren jedenfalls zufrieden: „Das beweist, dass sich unser Konzept ausgezahlt hat und von den Zuschauern angenommen wurde“ zieht Freudenberger Bilanz. Zweimal mussten Getränke nachgeordert werden – eine Tatsache die, wie er glaubhaft versichert, nicht auf zu konservative Planung, sondern große Nachfrage zurückzuführen ist.
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Auch die teilnehmenden Mannschaften zeigten sich mit der Organisation der Stadtmeisterschaft sehr zufrieden. Die Austragung des Turniers an einem Stück sei zwar sportlich nicht ideal – Tim Lorenz: „13 Stunden zwischen der ersten Partie und der letzten, da ist die Belastung schon hoch“ – aber sorge für mehr Zuschauerinteresse und Spannung vor allem in der Gruppenphase, und sei deshalb positiv zu bewerten, so der Konsens aus den Vereinen.
Also alles positiv bei der Neuauflage der Stadtmeisterschaft? Nicht ganz, denn eine Auseinandersetzung vor der Halle, bei der laut Polizeiangaben Fans der Würzburger Kickers mit angereisten Anhängern des 1. FC Schweinfurt 05 aneinandergerieten, trübte das Gesamtbild. Nichtsdestotrotz fällt Freudenbergers abschließendes Fazit insgesamt positiv aus: „Ich glaube, dass wir heute das Fundament gelegt haben, damit die Stadtmeisterschaft langfristig eine Zukunft hat.“