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Rhönrad: Deutsche Meisterschaft: Rollende Reifen in Rimpar

Rhönrad: Deutsche Meisterschaft

Rollende Reifen in Rimpar

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    Svenja Trepte, die neue deutsche Meisterin im Rhönradturnen bei ihrer Kür in der Disziplin Spiraleturnen.
    Svenja Trepte, die neue deutsche Meisterin im Rhönradturnen bei ihrer Kür in der Disziplin Spiraleturnen. Foto: Foto: Uwe Beck

    Sprung, Spirale und Musikkür – in diesen drei Disziplinen fanden am Samstag in Rimpar die 50. deutschen Meisterschaften im Rhönradturnen statt. Es war das erste Mal, dass der Wettbewerb in Rimpar ausgerichtet wurde, dabei hat das Rhönrad dort eine lange Tradition. Beim ASV Rimpar wird seit 86 Jahren am rollenden Reifen geturnt, der Verein zählt zurzeit etwa 180 Rhönradturner zu seinen Mitgliedern. Vier davon nahmen nun selber an der deutschen Meisterschaft teil: Bei den Frauen gingen Isabell Büttner, Katharina Reizenstein und Annalena Fasel an den Start, bei den Männern war Markus Büttner der einzige Rimparer Teilnehmer.

    Sprung, Spirale und Musikkür

    Grundsätzlich unterscheiden sich alle drei Disziplinen völlig voneinander, doch gerade der Sprung sticht besonders hervor. Die Turner katapultieren sich dabei aus einem Steigerungslauf heraus auf ihr kreisrundes Sportgerät und vollführen einen Sprung, aus gut zwei Meter Höhe, von dem Stahlrad herunter. Salto vorwärts, Salto rückwärts, mit oder ohne Schraube, dem Einfallreichtum der Athleten sind dabei kaum Grenzen gesetzt, höchstens dem eigenen Körper. Am Samstag in Rimpar war die Meisterschaft im Sprung den beiden Favoriten vorbehalten. Mit Svenja Trepte (Bayer 04 Leverkusen) und Christoph Clausen (TSB Flensburg) setzten sich die amtierenden deutschen Meister im Mehrkampf durch. „Dieser Titel war mir besonders wichtig, schließlich ist der Sprung meine Lieblingsdisziplin“, freute sich Svenja Trepte nach ihrem Sieg. Für die 23-Jährige, die an der Kölner Sporthochschule studiert, sollte es jedoch nicht die einzige Medaille bleiben. Als amtierende Weltmeisterin in der Spirale wurde sie auch dort ihrer Favoritenrolle gerecht.

    Ähnlich verlief es bei den Männern, wo mit Christoph Clausen ebenfalls der aktuelle Weltmeister den Titel holte. „Ich wollte nach dem WM-Sieg natürlich auch hier den Titel in der Spirale holen. Spiralturnen ist für mich etwas Besonderes, weil es so anspruchsvoll ist. Man braucht Kraft, muss die Technik beherrschen und beides aufeinander abstimmen“, sagte Clausen im Anschluss. Beim Spiraleturnen zeigen die Turner verschiedene Übungen innerhalb des Rades, balancieren dabei auf einem der zwei Reifen und versuchen, das Rhönrad durch Gewichtsverlagerung und Muskelkraft im Gleichgewicht zu halten – keine leichte Aufgabe, wiegt ein solches Rad doch zwischen 40 und 60 Kilo.

    Überraschung bei der Kür

    Die Favoriten hatten nun die Möglichkeit, mit einem Sieg bei der Musikkür das Triple zu holen. Clausen war an diesem Tag einfach nicht zu schlagen und sicherte sich auch die dritte von drei möglichen Goldmedaillen. Bei den Frauen jedoch jubelte diesmal eine andere. Yana Looft (SV Rugenbergen) zeigte als letzte Starterin der Einzelwettkämpfe eine fehlerfreie Kür und verwies Svenja Trepte auf den zweiten Rang. Die 20-Jährige turnte einen der höchsten Schwierigkeitsgrade des Turniers und sicherte sich so die deutsche Meisterschaft. Die Musikkür, auch Geradeturnen genannt, wird auf beiden Reifen zu Musik geturnt und beinhaltet verschiedene Elemente des Reck- und Barrenturnens. Bewertet wird neben Ausführung und Schwierigkeit auch die Abstimmung der verschiedenen Teile der Kür auf die Musik.

    Auch die Athleten des ASV Rimpar durften sich über Podiumsplätze freuen. Obwohl es nicht gelang, einen der Favoriten vom Thron zu stoßen, konnten die Geschwister Isabell und Markus Büttner je zwei Medaillen ergattern. Während Markus beim Geradeturnen und der Spirale den zweiten Platz belegte, holte seine Schwester Isabell Silber in der Spirale und Bronze bei der Musikkür. Beide freuten sich über die Platzierung, auch wenn die 21-jährige Isabell wegen eines Musikausfalls ihre Kür wiederholen musste: „Naja, das mit der Kür war natürlich unglücklich, mit dem Ergebnis bin ich aber zufrieden.“ Mit einer solch spektakulären Verwendung seines Sportgeräts wird der Erfinder wohl kaum gerechnet haben.

    Wer hat's erfunden?

    Als Otto Feick das Rhönrad im Jahr 1925 zum Patent anmeldete, verwirklichte der gelernte Schlosser damit ein ihm bereits lange bekanntes Konzept. Schon als Kind hatte er sich in der Schmiede des Großvaters sein eigenes Spielgerät gebaut – zwei eiserne Fassreifen durch Querstäbe miteinander verbunden – und war anschließend in seiner Konstruktion den Berg heruntergerollt. Als sein patentiertes „Turn- und Sportgerät in Reifenform“ jedoch vorerst nur auf geringes Interesse in Deutschland stieß, ging er mit einer Showtruppe ins Ausland, um für das Rhönrad zu werben. Heute erfreut sich das Feicksche Rad in Deutschland und über die Landesgrenzen hinaus großer Beliebtheit. Neben der Verwendung als Turngerät wird das Rhönrad dabei immer häufiger als Show-Element genutzt. Artisten des Zirkus Roncalli und des Circue du Soleil zeigen ihre Kunststücke ebenso darauf, wie die Eiskunstläufer der Revue Holiday on Ice.

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