Leonie Beck ist erst 19 Jahre alt, doch schon jetzt erfüllt sich für die Schwimmerin vom SV Würzburg 05 ein Lebenstraum: Bei den Olympischen Spielen in Rio wird sie in der Disziplin über 800 Meter Freistil an den Start gehen. Qualifiziert hat sich Beck erst wenige Wochen vorher, Anfang Juli bei den German Open in Berlin. „Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen“, sagt die Studentin zu dem Moment, als sie mit einer Zeit von 8:37,53 Minuten die erforderliche Norm um dreieinhalb Sekunden unterbot. Vier Jahre hat sie auf dieses Ziel hingearbeitet – und auch wenn eine Medaille unrealistisch ist, Leonie Beck hat sich ein großes Ziel gesetzt.
In schwieriger Phase nicht aufgegeben
„Eigentlich war die Qualifikationszeit relativ weit entfernt von meiner Bestzeit“, sagt die 1,84 Meter große Schwimmerin zu ihrer erst kürzlich gewonnenen Eintrittskarte für die Olympischen Spiele. Es hätte theoretisch also eine sichere Nummer sein können. Sicher war sie sich im Vorfeld trotzdem nicht. Im Training schwimme man eben nie so schnell wie in einer Wettkampfsituation, erklärt die 19-jährige Studentin der Medienkommunikation.
Beck ist erleichtert, überhaupt wieder olympiareife Zeiten zu schwimmen. Vorletzte Saison steckte sie in einem Formtief, zweifelte in dieser Zeit stark an der eigenen Leistung und war nicht weit davon entfernt, den Hochleistungssport hinter sich zu lassen. Viele Schwimmer haben in diesem Alter solche Tiefs und viele geben auf. Beck entschied sich jedoch weiterzukämpfen. Lange Gespräche mit ihrem Trainer Stefan Lurz, Bruder des mehrmaligen Olympia-Schwimmers Thomas Lurz, haben ihr dabei geholfen. „Das ist alles Kopfsache“, sagt Beck. Lurz sei ein guter Motivator, treffe immer den richtigen Ton gegenüber dem jeweiligen Schützling und stehe auch während eines Rennens handzeichengebend zur Seite.
Allmählich schwimmt die Würzburgerin wieder an ihre früheren Erfolgszeiten heran, aber der Weg dorthin war steinig. „Dieses Jahr ist die Saison auch nicht gut angelaufen. Da haben wir schon gedacht, dass es wahrscheinlich sehr knapp wird oder dass ich es gar nicht schaffe. Aber man darf eben nie aufgeben, und jetzt hat es ja geklappt“, sagt die gebürtige Augsburgerin lächelnd.
Zehn bis elf Mal in der Woche geht Beck zum Training, pro Tag sind das bis zu sechs Stunden Plackerei. Nebenher machte die Schwimmerin vergangenes Jahr noch ihr Abitur. „Man muss wissen wofür man das macht. Wenn man ein Ziel hat, dann kann man sich dafür auch motivieren“, erklärt Beck, warum sie so viel in den Sport investiert. „Aber am wichtigsten ist, dass man mit Herzblut dabei ist und es wirklich will.“
Ideal unterstützend sei dabei auch das Trainingsumfeld im SV 05. „Wir haben eine recht coole Trainingsgruppe hier im Verein. Wir motivieren uns immer gegenseitig. Wenn man mal einen Durchhänger hat, ist man nicht alleine.“ Und neben Leidenschaft und Teamspirit ist es natürlich die Jagd nach der persönlichen Bestzeit, die Beck anspornt. „Wenn man ein Ziel erreicht, sieht man, dass es sich auszahlt, wenn man sechs Stunden am Tag in der Schwimmhalle ist.“
Beck hofft auf Bestzeit in Rio
Für Rio will Beck mindestens ihre diesjährige Bestzeit bei den deutschen Meisterschaften unterbieten, die bei 8:33,13 Minuten lag. „Natürlich hoffe ich aber, dass ich meine persönliche Bestzeit schwimme“, sagt Beck. Die ist nämlich mit 8:27,37 Minuten noch mal gut sechs Sekunden besser. Doch selbst damit wird die Würzburger Schwimmerin kaum Chancen auf eine Medaille haben. Bei den vergangenen Spielen wäre für Bronze mindestens 8:27 zu erreichen gewesen und dieses Mal werden die Qualifikationszeiten für das Finale eher um die 8:20 liegen, vermutet Beck. Aber auch wenn sie voraussichtlich nicht mit Stars wie Katie Ledecky konkurrieren kann, will sie ihr Bestes geben – ohne Erfolgsdruck. „Das ist für mich das Sahnehäubchen der Saison. Ich geh da ganz entspannt ran, freu mich drauf und genieß das einfach.“
Nicht nur Ehrgeiz muss eine gute Schwimmerin mitbringen. Auch mentale Stärke gehört dazu. „Wenn man mit Angst an den Start geht, hat man eigentlich von vornherein verloren“, ist Becks feste Überzeugung. Gut möglich, dass genau diese Einstellung ihrem Ziel für eine neue Bestmarke sehr zuträglich ist – die Kopfsache ist im Schwimmen nun mal ein großer Faktor.