Er war noch keine zwei Stunden in der Stadt – die Bahn hatte mal wieder Verspätung –, checkte nur schnell im Hotel ein, und schon machte sich Stefan Koch schnurstracks auf den Weg in die Würzburger Innenstadt. Dort, im Wirtshaus Bronnbach bei der Aufzeichnung der neuesten Ausgabe von s. Oliver Baskets TV, hatte der 49-Jährige seinen ersten öffentlichen Auftritt als neuer Cheftrainer des Basketball-Bundesligisten s. Oliver Baskets. Noch vor seiner Mannschaft, die ihren neuen Übungsleiter erst am Dienstag um 11 Uhr kennenlernte, präsentierte sich Koch im ausverkauften Künstlerkeller den Fans.
Und, um es vorwegzunehmen, es war ein durchweg sympathisches, ein von Aufbruchstimmung begleitetes, gleichsam kurzweiliges wie höchst professionelles Gastspiel, das die leidgeprüfte Fan-Seele ebenso streichelte wie zumindest sportlich Hoffnung auf Besserung beim Schlusslich der Basketball-Bundesliga machte. „Die Situation ist schwierig, und, je nachdem, was die Liga entscheidet, vielleicht sogar schwieriger als schwierig. Aber sie ist nicht unlösbar. Ich habe hier kein Himmelfahrtskommando übernommen, sondern bin mir sicher, dass die Baskets auch in der Saison 2014/15 in der BBL spielen“, versprühte Koch unter dem Applaus der Zuhörer reichlich Optimismus.
Der Familienmensch
Dementsprechend einfach fiel Koch die Entscheidung für ein Engagement in Würzburg. Schließlich habe er nach drei Jahren in Quakenbrück nach der letzten Saison nicht aufgehört, weil er nicht mehr Trainer sein wollte, sondern die familiäre Situation nicht vereinbar war mit seinem Beruf. Seine Frau sei verbeamtete Lehrerin in Hessen, der sechsjährige Sohn dieses Jahr in Lich in die Schule gekommen. „Mit einer Entfernung von 160 Kilometern nach Hause ist die Tätigkeit sicher kompatibel mit der Familie, die ich nach Möglichkeit zwei Mal die Woche sehen will.“ Priorität aber, das betonte Koch, habe seine Tätigkeit bei den Baskets, wobei er sich besonders auf die Atmosphäre in der s. Oliver Arena freue: „Ich habe es als Gäste-Trainer nicht besonders gemocht, vor euch zu spielen“, sagte Koch mit Blick auf die Fans, „umso mehr freue ich mich nun, als Heim-Trainer euch im Rücken zu wissen.“
Je länger die Sendung dauerte, desto mehr war der vor Tatendrang nur so sprühende Koch auf bis dato unbekanntem Terrain in seinem Element und hatte mit einigen launigen Bemerkungen die Lacher auf seiner Seite. Als es etwa um die nach wie vor angespannte wirtschaftliche Situation des Klubs ging, der nach eigenen Angaben mit 835 000 Euro verschuldet ist, und Moderator Fabian Frühwirth in diesem Zusammenhang einwarf, dass er den Job wohl auch kaum umsonst mache, antwortete Koch süffisant lächelnd: „Ich mache ihn zumindest nicht kostenlos. Und ich hoffe mal sehr, dass ich ihn auch nicht umsonst mache.“ Personelle Verstärkungen bei dem in akuter Abstiegsgefahr schwebenden Baskets seien angesichts der prekären Finanzlage derzeit allerdings „kein Thema“, so Koch. Dies sei auch kein Gegenstand der Vertrags-Verhandlungen gewesen.
Der zweite Baskets TV-Gast, Baskets-Mitbegründer Klaus Heuberger, lobte die Verpflichtung Kochs als „hervorragende Wahl. Aber ich habe auch die letzten beiden Partien unter Michael Meeks schon einen Umschwung gesehen.“ Heuberger richtete auch einen eindringlichen Appell die Sponsoren und an alle, die sich um die Rettung des Klubs bemühen: „Im Leben gibt es immer Höhen und Tiefen. Man muss nur mal schauen, wo der BVB vor sieben, acht Jahren stand. Jeder Fehler bietet auch die Möglichkeit, sich zu verbessern. Man muss jetzt nach vorne schauen und Visionen haben. Ich hoffe sehr, dass der Klub es schafft.“ Hier sehen Sie s. Oliver Baskets TV in voller Länge