Die fünf Worte „Energie, Geist, Kraft, Familie, Gesundheit“ prangen in chinesischen Schriftzeichen auf dem Unterarm von Dustin Höppner. Diese Worte scheinen den 22-jährigen Defensivspieler der TG Höchberg trefflich zu charakterisieren. Besonders, wenn man den Familienbegriff auf seinen Teamgeist ausweitet. Höppner, eigentlich Linksverteidiger, wurde zuletzt von Trainer Martin Stöhr im linken Mittelfeld eingesetzt. Doch nachdem sich TGH-Torhüter Christoph Marx am Freitag in Neudrossenfeld nach einer Attacke eines Gegenspielers schwer im Gesicht verletzt hatte (wir berichteten), musste Höppner nach 27 Minuten plötzlich das Tor hüten. „Das war schon ungewohnt, auch wenn ich in der Vorbereitung gegen Großbardorf schon mal zwischen den Pfosten stand. Aber das am Freitag war ja kein Jux-Turnier, sondern ein wichtiges Ligaspiel.“ Höchberg siegte 3:0.
Höppner, der in der E-Jugend ein kurzes Torhüterintermezzo gegeben hatte, blieb fehlerfrei. „Einen Schuss habe ich mit dem Fuß gestoppt, zweimal musste ich noch eingreifen. Aber insgesamt hat unser Team wenig zugelassen. Ich habe praktisch nichts auf den Kasten bekommen.“ Höppner wurde zum Höchberger Helden: „Alle haben mich hinterher abgeklatscht und gefrotzelt, dass der Torwarttrainer nun mit mir eine Extraschicht einlegen muss.“
Stammkeeper Michael Bätz wird am heutigen Donnerstag noch nicht in den Höchberger Kasten zurückkehren. Das Verbands-Sportgericht sperrte ihn gestern – zum Höchberger Unverständnis – für zwei Ligaspiele. Marx fällt ebenso auf unbestimmte Zeit aus wie die Alternativen Alexander Kohl (Schien- und Wadenbeinbruch) und Matthias Wohlfart (Kreuzbandriss). Es herrscht also großer Torhütermangel. Doch ein zweites Landesliga-Match mit Höppner im Tor wird es wohl (vorerst) nicht geben.
Die Höchberger Verantwortlichen reagierten nämlich auf die Torwartmisere und reaktivierten mit Timo Katzenberger einen alten Bekannten. Der 33-Jährige hielt zuletzt am 26. Mai 2008 für die TGH, im letzten Heimspiel gegen Strullendorf (2:4) wurde er nach 80 Minuten letztmals eingewechselt. „Wir wollten, dass er zum Abschied noch sein 200. Pflichtspiel macht“, erinnert sich Vorstandsmitglied Klaus Conrad. Die Verbindungen zu Katzenberger waren nie abgerissen, jetzt nutzten sie die TGH-Verantwortlichen prompt. Katzenberger hatte zuletzt beim VfB Burglauer als Spielertrainer fungiert, aber bereits im Januar entschieden, dort nicht weiterzumachen. „Timo hat gleich gesagt, dass er bereit ist, uns zu helfen“, sagt Conrad, der aber erst heute weiß, ob Katzenberger auch spielen darf. „Im Normalfall bekommen wir die Freigabe vom Verband. Rudi Hußlein ist am Dienstag eigens nach Burglauer gefahren, hat den Pass geholt und die Unterlagen fertig gemacht.“
Es bleibt also fraglich, wer heute nun das Tor hütet. Höppner ist immerhin ist er der einzige, der heuer noch kein Tor kassiert hat. „Sollte ich tatsächlich spielen, will ich versuchen, dass die Serie auch hält“, sagt er kämpferisch. Ach ja, auf seinem Unterarm prangt übrigens noch ein Schriftzeichen – das für „Tiger“, das morgenländische Zeichen seines Geburtsjahr 1986. Vielleicht gibt Höppner heute doch überraschend wieder den Tiger im Tor.
Daten & Fakten
Die personelle Situation der TGH Auf der Torhüterposition sind die TGH-Probleme gewaltig, ansonsten aber sind alle fit, so dass Coach Martin Stöhr seine beste Formation auf das Feld schicken kann und auf den dritten Heimsieg der Saison hofft.