Entspannt sitzt Tobias Jäger auf der Terrasse seines Anwesens im Würzburger Stadtteil Rottenbauer. Seine Kinder spielen im Garten. Der zweifache Vater genießt die Zeit mit der Familie. Denn von dieser hat der 38-Jährige nur sehr wenig, weil er sich früh dem Fußball verschrieben hat. Bereits zu Jugendzeiten wechselte der gebürtige Geroldshäuser zum Würzburger FV und blieb zunächst bis zur U 19 an der Mainaustraße. „Meine Eltern haben mich immer unterstützt“, erinnert sich Jäger.
Auf dem Platz mit Peter Engert und Co.
Den Sprung in den Herrenbereich wagte der Defensivspezialist beim TSV Kleinrinderfeld, der damals in der Bezirksoberliga antrat. Seine Mitspieler waren unter anderem Peter Engert, heute Abteilungsleiter bei den Blau-Weißen, Norbert Mahler oder Hans-Jürgen Scheder, sein Vorgänger auf der Kleinrinderfelder Bank. Über Höchberg führte ihn sein Weg zurück in die Zellerau, wo er unumstrittener Führungsspieler wurde und Kapitän. Erste Trainer-Erfahrungen sammelte Jäger zusammen mit Björn Auer beim TSV Sulzfeld.
Vorzeitige Entlassung
Der erste Job misslang, das Duo wurde vorzeitig im November 2010 entlassen. „Das war sicherlich kein optimaler Start“, blickt er selbstkritisch zurück. Doch Jäger bekam nach einer Zwischenstation in Rimpar bei der FG Marktbreit-Martinsheim eine zweite Chance. Und die nutzte er. Als Spielertrainer etablierte der 38-Jährige die Mannschaft in der Bezirksliga und wäre 2016 beinahe mit ihr in die Landesliga aufgestiegen. Doch das Relegationsduell gegen TuS Feuchtwangen ging knapp verloren.
Nach sechs Jahren schien im Sommer die Zeit gekommen, um eine Pause vom Fußballsport einzulegen, sich mehr der Familie zu widmen. „Zwar stand meine Frau immer hinter mir, aber ich verpasse schon sehr viel, wenn ich drei- bis viermal wöchentlich auf dem Platz stehe“, sagt Jäger. Wirklich wegdenken konnte er sich den Fußball jedoch nicht. Schließlich war sein Leben über zwei Jahrzehnte auf den Sport ausgerichtet und entsprechend getaktet.
Dem Fußball viel untergeordnet
„Ich habe sehr viel Zeit, Engagement und Überzeugung investiert. Ich habe dem Fußball schon immer sehr viel untergeordnet. Über den Sport konnte ich Werte und Spaß vermitteln, meine Überzeugung weitergeben“, so der B-Lizenzinhaber. Daher hätte er nicht lange darüber nachdenken müssen, als vor der Saison das Angebot aus Kleinrinderfeld kam. Auch seine Frau habe die Entscheidung mitgetragen. Die Kinder kennen ihren Papa nicht anders.
Platzverweise und Verletzungen
Bereut hat Jäger diesen Schritt nicht. Trotz hoher Erwartungshaltung an den neuen Trainer, auch aufgrund der erfolgreichen Vorjahre, lief es anfänglich nicht gut. Der Umbruch nach dem Weggang mehrerer Leistungsträger im Sommer musste erst verkraftet werden, Platzverweise und Verletzungen taten ihr Übriges.
Mittlerweile hat sich die Mannschaft weiterentwickelt und in der Liga stabilisiert. Mit drei Siegen aus den ersten vier Partien des neuen Jahres haben sich die Blau-Weißen nahezu aller Abstiegssorgen entledigt. „Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs. Es war zwar schwierig, die Veränderungen umzusetzen. Aber die Spieler sind sehr ambitioniert und haben super mitgezogen“, beschreibt Jäger einen schwierigen, sehr zähen Prozess, der aber mittlerweile seine Früchte trägt.
Hoffnung auf einen einstelligen Tabellenplatz
Die Glücklosigkeit und sehr fehlerbehaftete Spielweise der Kleinrinderfelder scheinen der Vergangenheit anzugehören. Am Saisonende soll es ein einstelliger Tabellenplatz sein für den TSV. „Jeder Spieler hat verstanden, wie wir spielen wollen. Automatismen werden freigesetzt“, freut sich der Übungsleiter. Dies sollen auch gegen Schlusslicht Aufkirchen greifen (Sonntag, 15 Uhr). Womöglich sogar unter den Augen von Jägers Kindern.
Die Landesliga-Partien im Überblick
Samstag, 16 Uhr:
SV Euerbach/Kützberg (4./37) – TSV Lengfeld (11./31)
Sonntag, 15 Uhr:
TSV Kleinrinderfeld (9./32) – SC Aufkirchen (16./13)
ASV Rimpar (2./42) – TG Höchberg (12./30)
TSV Unterpleichfeld (6./35) – 1. FC Geesdorf (8./33)