Ohne Kooperationen geht es im ländlichen Jugend-Fußball größtenteils schon längst nicht mehr. Davon wissen auch die Vereine im nördlichen Landkreis Würzburg ein Lied zu singen. Dort hat es zu dieser Saison eine deutliche Verschiebung gegeben. Jahrelang machten der ASV Rimpar und der TSV Güntersleben gemeinsame Sache. Nun sind sie auseinandergegangen – und haben sich neue Partner gesucht. Rimpar gründete ab der U 15 eine Spielgemeinschaft mit der TSG Estenfeld und dem SV Maidbronn. Die Günterslebener haben sich mit dem FV Thüngersheim und der DJK Retzstadt zusammengetan.
Was bei den Gesprächen mit den Verantwortlichen beider Spielgemeinschaften zur Sprache kommt, ist der Verdruss über die Zugkraft der beiden großen Würzburger Fußballklubs Kickers und WFV. "Die merken scheinbar gar nicht, welchen Fehler sie mit ihrer Politik in den Landvereinen anrichten", konstatiert etwa Rimpars Jugendleiter Bernd Jung.
"Wenn bei einem Spieler erstmal das Kickers-Emblem auf der Brust prangt, wechselt er nicht mehr zu seinem Heimatverein zurück."
André Kolowrat, Großfeldkoordinator TSV Güntersleben
Günterslebens Großfeldkoordinator André Kolowrat prognostiziert, dass das den Jugendfußball vor den Toren der Stadt immer weiter auslischt. "Wenn bei einem Spieler erstmal das Kickers-Emblem auf der Brust prangt, wechselt er nicht mehr zu seinem Heimatverein zurück", berichtet Kolowrat. "Der spielt dann dort lieber in der dritten und vierten Mannschaft – und glaubt wirklich, dass er es später noch in einen Leistungskader schafft, auch durch das Gerede mancher Eltern."
Jung würde sich Kooperationen im Sinne der vielen Jugendspieler wünschen, die bei den Kickers oder dem WFV nicht oder nur wenig zum Einsatz kämen. "Hierbei darf man nicht die rote oder blaue Vereinsbrille aufhaben, sondern muss die ganze Region betrachten, wo es für andere immer schwieriger wird, etwas auf die Beine zu stellen", erklärt der Rimparer.
Rimparer Moritz Fischer schafft direkten Sprung ins Landesliga-Team
Bestes Beispiel war zuletzt die vereinseigene U 19, die in der vergangenen Runde noch mit Güntersleben zusammen war. Da knüpfte sie an frühere Erfolge an und gewann im Sommer souverän die Kreisliga-Meisterschaft. Damit wären die A-Junioren eigentlich in die unterfrankenweite Bezirksoberliga zurückgekehrt. "Doch es sind uns nur ganze sieben Spieler übriggeblieben, davon vier aus Güntersleben", so Jung. Eine schöne Randnotiz: Mit Moritz Fischer hat ein ASV-Eigengewächs den direkten Sprung ins Rimparer Landesliga-Team geschafft.
Die U 19 verzichtete letztlich aus Spielermangel auf das Aufstiegsrecht – und musste stattdessen in die mittlerweile nötige Kreisliga-Qualifikation. Dort unterlag die neue SG Rimpar/Maidbronn/Estenfeld, zu der zwischenzeitlich auch noch Jugendliche aus Oberpleichfeld und Bergtheim hinzugestoßen sind, in Hin- und Rückspiel der starken zweiten Mannschaft des Würzburger FV. Somit spielt der älteste SG-Nachwuchs aktuell nur noch Gruppe. "Das ist jetzt nun mal so", sagt Jung: "Es muss unser Ziel sein, als Meister direkt in die Kreisliga zurückzukehren."
Neue SG siegt im Spitzenspiel gegen Rottendorf
Bei diesem Vorhaben ist die Spielgemeinschaft auf einem guten Weg. So gewann sie am Samstagnachmittag das Spitzenspiel beim TSV Rottendorf auf tiefem Geläuf mit 2:1 – und holte damit den fünften Sieg im fünften Saisonspiel. Der entscheidende Treffer gelang Jan Heusler in der 73. Minute. "Das haben die Rimparer gut gemacht", räumt TSV-Coach Jens Eiring ein: "Doch ein Unentschieden wäre auch in Ordnung gewesen." Die Rottendorfer kommen tatsächlich in allen Jugendklassen ohne Spielgemeinschaften aus.
Anders als Rimpar und Rottendorf hat sich die U 19 der neuen SG TSV Güntersleben gegen Bayern Kitzingen für die Kreisliga qualifiziert. Sie wird von André Kolowrat trainiert, der vor einigen Jahren den TSV Lengfeld verlassen hat, weil dort im Nachwuchs nicht mehr viel ging. Nun will er sich gemeinsam mit Thüngersheim und Retzstadt weiter gegen den Trend stemmen, der fast nicht umzukehren zu scheint.
Die Statistik des Spiels
U-19-Junioren, Gruppe Würzburg/Kitzingen
TSV Rottendorf – SG ASV Rimpar 1:2 (1:1)
Rottendorf: Wildberg – Haberzettl, Wegmann (78. Mott), Mott (15. Wünsche), Schlaghaufer, Prussas, Friedrich, Schulz, Endler, Rottenbacher, Katzenberger.
Rimpar: Blümlein – Y. Herbig, Engelhardt-Werlik (78. Stahl), F. Herbig, Heusler, Hammer, Sendner, Streit, Wolf, Gärtner (27. Reitzenstein, 71. Walter), Walter (40. Gärtner).
Schiedsrichter: Peter Spiegel (Waldbüttelbrunn). Zuschauer: 35. Zeitstrafe: Engelhardt-Werlik (52., Rimpar, Notbremse). Tore: 0:1 Philipp Gärtner (22.), 1:1 Paul Schulz (24.), 1:2 Jan Heusler (73.).
Die höherklassigen Spiele im Stenogramm
U-19-Junioren, Bayernliga
FC Würzburger Kickers – FC Deisenhofen 3:0 (0:0)
Tim Schoch (Stralsbach). Zuschauer: 50. Tore: 1:0 Julian Wild (50.), 2:0 Marco Kunzmann (58.), 3:0 Moritz Gündling (88.).
U-17-Junioren, Bayernliga
SV Wacker Burghausen – FC Würzburger Kickers 1:2 (1:1)
Schiedsrichter: Lukas Kainz (Osterhofen). Zuschauer: 40. Tore: 1:0 (7.), 1:1 Nik Hofrichter (15.), 1:2 Tizian Hümmer (73.).
U-17-Junioren, Landesliga Nord
Würzburger FV – SG Quelle Fürth 0:1 (0:0)
Schiedsrichter: Stefan Kuffer (Würzburg). Zuschauer: 35. Tore: 0:1 (68., Foulelfmeter).
SpVgg Bayern Hof – Würzburger Kickers II 3:4 (0:2)
Schiedsrichter: Moritz Freund (Bayreuth). Zuschauer: 35. Tore: 0:1 Michael Salzmann (12.), 0:2, 0:3 Felix Schmitt (38., 65.), 1:3 (74.), 1:4 Felix Schmitt (75.), 2:4 (77.), 3:4 (80.+1).
U-17-Juniorinnen Landesliga Nord
SC Würzburg – SV Reitsch 1:4 (0:2) Schiedsrichter: Frederik Fischer (Thüngersheim). Zuschauer: 70. Tore: 0:1 (26.), 0:2 (39.), 1:2 Luzie Krill (67.), 1:3 (73.), 1:4 (80.).
U-14-Junioren, BFV-Förderliga
FC Augsburg – FC Würzburger Kickers 3:0 (1:0, 0:0)
Schiedsrichter: Tobias Riebe (Göggingen). Zuschauer: 50. Tore: 1:0 (48.), 2:0 (52.), 3:0 (56.).
U-13-Junioren, BFV-Förderliga
FC Augsburg – FC Würzburger Kickers 4:0 (0:0, 0:2)
Schiedsrichter: Tobias Jehle (Bobingen). Zuschauer: 50. Tore: 1:0 (13.), 2:0 (56.), 3:0 (69.), 4:0 (70.).