„Nicht einmal seine Frau kennt die Anschuldigungen, ein Anwalt ist eingeschaltet“, sagt Kickers-Vorstandsvorsitzender Michael Schlagbauer, der weiter davon ausgeht, dass der Verein nicht in den Skandal verwickelt ist: „Nach meinen Informationen sollen die fünf fraglichen Oberliga-Spiele alle den nord-ostdeutschen Bereich betreffen.“ Der am vergangenen Donnerstag verhaftete Spieler, der bereits beim ersten Wett-Skandal vor einigen Jahren rechtskräftig verurteilt worden war, kam erst zur aktuellen Saison an den Dallenberg, die möglichen Manipulationen sollen davor passiert sein, so Schlagbauer: „Wir haben den Spieler als netten Typ kennen gelernt, Marke Schwiegersohn. Er hat die Kickers als zweite Chance betrachtet.“
„Wir waren alle sehr geschockt und überrascht“, beschreibt Kapitän Daniel Tsiflidis die Stimmung im Würzburger Team. Innerhalb der Mannschaft seien Sportwetten aber kein Thema gewesen. „Ich hab mit Wetten nichts am Hut und weiß davon nichts.“ Auch seine Kapitänsvorgänger Ginel Roman und Christian Salwiczek erklärten, dass über Wetten nicht gesprochen worden sei. Umso größer sitzt der Schock. „Keiner hätte das gedacht“, erklärt Roman, seit mehr als fünf Jahren bei den Rothosen. Von der Verhaftung hatten er und der ganze Kader am Freitag um 17 Uhr bei einem PR-Termin von den Kickers-Verantwortlichen erfahren.
„Es gilt die Unschuldsvermutung“
„Klar sprechen wir weiter darüber, wir sehen uns ja fast täglich“, sagt Salwiczek. „So etwas passiert nicht jeden Tag“, ergänzt Roman: „Dass der Kollege so tief drin steckt, hätte ich nicht gedacht. Aber es muss ja etwas gewesen sein, wenn man ihn verhaftet.“ Die meisten Spieler hatten den Kollegen als sympathischen Typ kennen gelernt, war zu hören. Erst zu Saisonbeginn war der an den Dallenberg gewechselt, hatte aber im Winter an Spielertransfers zu den Kickers mitgewirkt, erinnert sich auch Roman, der sich immer noch im „falschen Film“ glaubt. „Wir können ja nichts dazu. Der Verein hat ihm die Hand gereicht – ich bin sprachlos.“
„Es gilt aber weiter die Unschuldsvermutung“, hofft Schlagbauer weiter, dass sich die Vorwürfe gegen den Spieler, der unter anderem auch für Schweinfurt 05, Elversberg und Hardheim spielte, als falsch erweisen könnten: „Keinem hier ist was aufgefallen.“ Neue Informationen scheint niemand zu haben. „Wir wissen nur, was in der Zeitung steht“, so Tsiflidis.