Michael Hochrein ist kein guter Schauspieler. Der Trainer des Würzburger FV wollte trotzdem den Bösewicht spielen. "Mit dieser Leistung kann ich überhaupt nicht zufrieden sein", polterte er wenige Minuten nach dem 4:0 (3:0)-Erfolg seiner Schützlinge gegen das Schlusslicht aus Haßfurt los. Hinter der künstlich aufgebauten Fassade spitze der Schelm hervor. Hochrein gebrauchte zwar die gewohnt markigen Worte, um schonungslos die Defizite seiner Kicker auf den Punkt zu bringen, doch die Schärfe wirkte nicht. Hochrein glich einem Studenten, der Kindern am Nikolaustag auf Bestellung der Eltern die Leviten zu lesen hat.
Den Grund für dieses Schauspiel lieferte die Reserve der SpVgg Bayreuth gut 200 Kilometer im oberfränkischen Hof entfernt. Die Altstädter besiegten in der Grünen Au den hartnäckigsten WFV-Verfolger mit 3:1. "Hof hat uns den Gefallen getan und nicht gewonnen", sagte Hochrein, der natürlich wusste, dass die Hofer deutlich verloren und sich der Vorsprung der Zellerauer damit auf vier Zähler erhöht hatte. Darüber aber breitete er den Mantel des Schweigens. Er genoss innerlich, ohne dies verbergen zu können: "Die Situation ist sicherlich schön."
Ganz im Gegensatz zu dem, was die Zellerauer am Samstagnachmittag an der Mainaustraße fabrizierten. "Es war kein gutes Spiel", sagte Hochrein, "aber mit dem Ergebnis bin ich hoch zufrieden." Es tat Eberhard Ullrich weh, diese Worte zu hören. Denn der Haßfurter Trainer wusste, dass sich sein Team nicht wie ein Schlusslicht gegeben, aber trotzdem verloren hatte: "Das ist der Unterschied zwischen Tabellenspitze und Tabellenkeller."
In Gefahr geriet der WFV-Sieg nie. Haßfurt hielt zwar gut dagegen, besaß aber so gut wie keine Möglichkeiten und ebnete den müde wirkenden Würzburgern den Weg zum ach so leichten Sieg: Auer nutzte einen Elfmeter (16.), Ramaj staubte ab (24.), Pottler traf ins eigene Tor (39.) und Spahn bewies sich als Kunstschütze (84.). Die Gegentreffer nannte Eberhard Ullrich eine "traurige Bilanz". Und Hochrein kannte die Ursachen für das "nicht so starke" Auftreten seiner Elf: "Die Saison ist lange, der Substanzverlust macht sich bemerkbar."
Einer, der wohl zwangsweise pausieren muss, ist WFV-Torhüter Ralf Scherbaum, der zur Halbzeit mit Rückenproblemen vom Feld musste. "Ich habe immer betont, dass es mir wichtig ist, zwei starke Torhüter im Kader zu haben. Wenn Ralf wirklich länger ausfallen sollte, ist eben Stefan Röser wieder im Team. So einfach ist das", sagte Hochrein - ohne sich verstellen zu müssen.
Würzburg: Scherbaum (46. Röser) -
Götzfried (46. Amthor), Mahler, Sal-
wiczek - Spahn, Schmieg, Reitmaier,
Schinagel, Mache (74. Michel) - Ra-
maj, Auer.
Haßfurt: Kollert - Pottler - Strätz,
Heimerl - Grabaric, Diem
(70. Schwab), Stoll, Hau (81. Geb-
hardt), Schmitt (46. Eckert) - Alre-
meithi, Bergen.
Tore: 1:0 Auer (16./FE), 2:0 Ramaj
(24.), 3:0 Pottler (39., Eigentor), 4:0
Spahn (84.). Schiedsrichter: Völk
(Reitsch). Zuschauer: 360.