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Würzburg: Wie kreativ die TG Würzburg mit der Corona-Krise umgeht

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Wie kreativ die TG Würzburg mit der Corona-Krise umgeht

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    Wann dürfen die Sportler ihre Anlagen wieder nutzen? Das Haupttor zur weitläufigen TGW-Außenanlage ist geschlossen.
    Wann dürfen die Sportler ihre Anlagen wieder nutzen? Das Haupttor zur weitläufigen TGW-Außenanlage ist geschlossen. Foto: Jörg Rieger

    Das Wetter könnte nicht besser sein, doch an der weitläufigen Sportanlage der Turngemeinde Würzburg von 1848 herrscht an diesem Freitagmittag tote Hose. Auf der Terrasse der Gaststätte an der Feggrube sitzt die griechische Wirtsfamilie, aber kein einziger Gast. Sie hat – natürlich – wegen der Corona-Pandemie geschlossen.

    Von Vereinsseite halten TGW-Geschäftsführer Raimund Schäfer und Vorstand Manfred Graus die Stellung. Seit dem 14. März darf die Sechsfach-Turnhalle – die einzige in der Region – in der hintersten Sanderau von Sportlern und Schülern nicht mehr betreten werden. Außengelände und Fitnessraum wurden mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen gesperrt. Jetzt harren die beiden TGW-Funktionäre der Dinge – genau wie rund 2550 Mitglieder im ältesten Sportverein der Stadt. "Bislang hält sich unser finanzieller Schaden durch Corona in Grenzen, auch wenn er mittlerweile fünfstellig ist", sagt Graus.

    Blicken vor dem Haupteingang der Feggrube verhalten-optimistisch in die Zukunft: Geschäfsführer Raimund Schäfer (links) und Manfred Graus, erster Vorsitzender der TG Würzburg.
    Blicken vor dem Haupteingang der Feggrube verhalten-optimistisch in die Zukunft: Geschäfsführer Raimund Schäfer (links) und Manfred Graus, erster Vorsitzender der TG Würzburg. Foto: Jörg Rieger

    Dem Wirt ist man bei der Pacht entgegengekommen, die Räumlichkeiten können nicht wie sonst über die Pfingsttage an eine große Yoga-Gemeinschaft vermietet werden. Und dann mussten noch viele eigens abgerechnete Spezial-Kurse, welche die TGW anbietet, ausfallen. "Der Frühjahr ist eigentlich eine gute Zeit, weil von den vielen Vorsätzen zu Jahresbeginn noch etwas übrig ist", weiß Schäfer.

    Dennoch: Der Verein mit seinen 13 Abteilungen steht insgesamt solide da, weil er von der einer breiten Basis getragen wird. Zuletzt sei die Zahl der Mitglieder – auch ohne das Zugpferd Fußball – jährlich um rund 10 Prozent gewachsen, berichtet Graus nicht ohne Stolz. "Allen voran die Kindersportschule KiSS boomt."

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    Foto: Dirk Nowitzki 1998   Foto: U. Speck, Witters

    Die größte TGW-Abteilung ist die der Basketballer mit rund 500 Mitgliedern. "Damit zählen wir zu den Top-Zehn-Vereinen in Deutschland", unterstreicht der pensionierte Gymnasiallehrer. Dahinter folgen Leichtathletik, KiSS, Handball, Volleyball, Tennis und Turnen. Auf der Rangliste der Tennis-Cracks, die auf der anderen Main-Seite an der Mergentheimer Straße beheimatet sind, stehen die weltbekannten Sportler Dirk Nowitzki und Timo Boll. Der Traditionsverein bietet auch außergewöhnliche Sportarten wie Fechten, Rhönrad und Rugby an. Rund 290 000 Euro betragen die gesamten Mitgliedsbeiträge im Jahr.

    "Vielleicht eine Handvoll Kündigungen habe er zuletzt erhalten" schätzt Schäfer. Doch das sei absolut im Rahmen. "Diese Mitglieder hatten vermutlich schon vor Corona damit geliebäugelt." Die Allermeisten scheinen ihrer TGW auch in diesen schweren Zeiten die Treue zu halten. "Wo es geht, versuchen die Übungsleiter ihre Sportler über Whatsapp-Gruppen mit Trainingsinhalten zu versorgen und so auch Kontakt zu halten", berichtet der 39-Jährige, der einst für den Handball-Bayernligisten HaSpo Bayreuth im Tor stand.

    Wann es in den bayerischen Vereinen wieder in natura weitergeht, weiß derzeit niemand. Eine Mitarbeiterin des Würzburger Sportamts läuft gerade das Gelände ab und tauscht die Covid-19-Verbotsschilder aus. Auf den alten stand, dass die Sportanlagen an der Feggrube bis zum 19. April gesperrt sind. Das neue Datum: ist offengelassen. "Ich fürchte, dass wir Vereine zu den letzten gehören, die ihre Türen wieder öffnen dürfen", sagt Graus, der früher selbst hochklassig Basketball gespielt hat und nach wie vor ein Jugend-Team betreut. "Wir verstehen uns als Solidargemeinschaft – und hoffen, dass wir gemeinsam diese Zeit durchstehen."

    Restaurant geschlossen: Auf der Außenterrasse der griechischen Gaststätte fehlen die Gäste.
    Restaurant geschlossen: Auf der Außenterrasse der griechischen Gaststätte fehlen die Gäste. Foto: Jörg Rieger

    Um weiteren Schaden vom Verein abzuwenden, habe man für die knapp zehn TGW-Angestellten, wo es möglich ist, Kurzarbeit beantragt – zu 50 Prozent. Der große Breitensport-Verein beschäftigt allein drei Hausmeister, einen davon in Teilzeit. "In den letzten Wochen haben wir viele Tätigkeiten vorgezogen, etwa Renovierungsarbeiten oder die Grundreinigung des Hallenbodens. Sie ist sehr aufwändig", so Graus. Normalerweise passiere das in den Sommerferien. Demnächst soll der Verein eine nördliche Feuerwehrzufahrt bekommen.

    Kurioserweise hat die TGW eine noch recht junge Sparte, die stark an das kursierende Virus erinnert: Coronarsport. "Dahinter verbirgt sich der Herzsport", erklärt Sportökonom Schäfer. Das seien von den Krankenkassen mitfinanzierte Kurse zur Rehabilitation, bei der auch immer ein Arzt anwesend sein muss. Häufig werden sie von Senioren besucht. "Wir wollen künftig auch verstärkt Diabetes-Sport anbieten, weil wir hier einen großen Bedarf festgestellt haben." Doch nun gilt es erst einmal die aktuelle Krise zu meistern. Graus: "Sobald es wieder möglich ist, schwebt mir ein großes Fest auf unserem Außengelände für alle Mitglieder vor."

    Die Natur ist da, die Sportler nicht: Das Leichtathletik-Zentrum an der Feggrube ist verwaist.
    Die Natur ist da, die Sportler nicht: Das Leichtathletik-Zentrum an der Feggrube ist verwaist. Foto: Jörg Rieger
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