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BASKETBALL: Zweite Bundesliga "Pro B": „Wir haben es nicht verdient, Zweiter zu werden“

BASKETBALL: Zweite Bundesliga "Pro B"

„Wir haben es nicht verdient, Zweiter zu werden“

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    Für Klaus Heuberger und Jochen Bähr endete der Samstagabend beim Italiener um die Ecke. Im „Da Salvatore“ in Wedel bestellten die Manager der Würzburg Baskets Pizza und Bier und räsonierten in gediegener Runde über die 70:76-Auswärtsniederlage und die auf Tabellenplatz drei abgeschlossene Spielrunde in der Zweiten Liga „Pro B“. „Wir waren heute zu schlecht“, sagte Heuberger: „Wir haben es nicht verdient, Zweiter zu werden.“ Drei Gehminuten weiter, im Hotel „Diamant“, wo die Mannschaft von Freitagabend bis Sonntagmorgen residierte, machten sich die Geschlagenen gerade auf den Weg in die Nacht. Zwei Stunden nach der Partie wollten die Spieler ausbrechen aus dem verschlafenen 32 000-Einwohner-Städtchen Wedel. Mit der S-Bahn fuhren sie in die 20 Kilometer entfernte Hamburger Innenstadt. Die Tour durch die beleuchtete Dunkelheit führte die Baskets ins Vergnügungsviertel St. Pauli. Die Reeperbahn war das Ziel. „Wir haben unseren Frust heruntergeschluckt“, erzählte Kapitän Lars Buss nach zu wenig Schlaf. Die Letzten waren morgens um sieben aus der pulsierenden Metropole ins Hotel zurückgekehrt, bevor der Würzburger Tross um zehn Uhr den Bus in die Heimat bestieg. Zur Ablenkung von der Neun-Stunden-Fahrt liefen amerikanische DVDs.

    Stille hatte sich dagegen Stunden davor in der Umkleidekabine infolge der verwirkten Aufstiegschance ausgebreitet. „Die Stimmung war sehr gedrückt“, sagte Dominik Schneider nach dem Duschen. Vereinzelt waren Flüche zu hören. „Jeder war mit sich beschäftigt“, stellte Christoph Henneberger fest. Das war für Klaus Heuberger ein Grund, nicht in die Kabine zu huschen. An der Türklinke hielt er inne und kehrte um, zurück in die Halle, wo unter 650 Zuschauern 120 Sympathisanten der Baskets nach 530 Kilometern Fahrt an die Elbe Heimspielatmosphäre kreiert hatten. Sie hatten Spruchbänder ausgerollt („Es ist angerichtet!“) und allerhand Krachwerkzeug mitgebracht. Die überfüllte Wedeler Schulturnhalle war aufgeheizt, was auch an der sonnengefluteten Fensterfront lag.

    Nach den 40 Parkettminuten weinten Männer mit Megaphon und umarmten einander Frauen in Fan-Trikots. Die Spieler bedankten sich artig mit Applaus. „Unsere Fans sind außergewöhnlich“, sagte Trainer Marcel Schröder. „Sie fahren 1000 Kilometer, opfern ein ganzes Wochenende, doch wir können sie wieder einmal nicht belohnen.“ Doch die größte Enttäuschung ließ sich einfangen: Denn die Baskets unterlagen auch im Fernvergleich mit Herten, das gleichzeitig im 460 Kilometer von Wedel getrennten Rhöndorf antrat und mit 103:88 (16:30, 45:46, 77:69) siegte. „Sonst wäre unsere Situation überhaupt nicht zu ertragen gewesen“, gab Christoph Henneberger einen Spaltbreit Einblick in sein Gefühlsleben. Würzburgs finales Versagen blieb damit gleichgültig, um sich in die Aufstiegsränge zu schieben.

    Die Baskets hatten versucht, die Begegnung in Rhöndorf aus dem Bewusstsein zu drücken – was auch nicht gelang. „Mein Handy habe ich im Auto gelassen“, sagte Klaus Heuberger über die ungenutzte Möglichkeit, sich via mobilem Internet Informationen zu saugen. „Ich bin zu nervös, um auf den Knöpfen herumzufummeln.“ Wedels Hallensprecher verriet allerdings beständig Zwischenstände von der Parallelpartie. Jochen Bähr wirkte derweil am nervösesten von allen: Der Manager trippelte hinter dem Korb, drückte sich auf dem Boden sitzend gegen die Betonwand oder lehnte sich neben Klaus Heuberger über ein Reklameschild. „Leider hinken wir sportlich einen halben Schritt hinterher im Vergleich zu dem, was wir in den letzten drei Jahren organisatorisch aufgebaut haben“, sagte Bähr. „Wir überlegen gerade, wie wir unser Projekt fortführen.“ Konkreter wurde er nach der sportlich versäumten Beförderung in die „Pro A“ nicht. Die erste Entscheidung für die kommende Saison werde nächste Woche die Personalie des Trainers sein.

    In Wedel war indessen erneut deutlich geworden, woran es bei den Baskets in der abgelaufenen Runde krankte: Wieder einmal schafften sie es nicht, enge und wichtige Spiele für sich zu entscheiden. Außerdem blieb eine taktische Maßnahme ohne Wirkung: Marcel Schröder hatte entschieden, Al Elliott nach fast viermonatiger Verletzungspause als zweiten US-Amerikaner neben Brandon Watkins zu nominieren und auf Monty Rogers zu verzichten. „Al kann unser Spiel genauso wie Daniel Cioffi strukturieren“, sagte Schröder. „Da Wedel sehr druckvoll verteidigt, waren zwei Aufbauspieler vonnöten.“ Die Hausherren ließen sich davon nicht überraschen. Elliott aber enttäuschte und warf während seiner achtminütigen Spielzeit kein einziges Mal auf den Korb. „Vielleicht muss ich mir deshalb Kritik gefallen lassen“, meinte Schröder.

    In der fahrigen Partie erreichten auf Seiten der Baskets lediglich Brandon Watkins (17 Punkte) sowie Dimitry McDuffie (29) Normalform – was zwischenzeitlich zu zehn Punkten Vorsprung führte (42:32/24.). McDuffie war vor dem Spiel als bester U-22-Akteur prämiert worden. Trainer und Mannschaftskapitäne der „Pro B“ sowie 3000 Fans im Internet hatten abgestimmt. „Der Aufstieg war mein Ziel. Die Auszeichnung hat für mich keinen großen Wert“, sagte McDuffie. Er hätte seine Trophäe gerne gegen den Aufstieg eingetauscht.

    Das Spiel in Zahlen

    SC Rist Wedel – Würzburg Baskets 76:70 (14:15, 30:34, 48:48)

    Wedel: Straub, Kiese 12/1, Moysich, Meyer, Gausa 2, Duah 15/3, Davis 11/1 (8 Rebounds), Delic, Laatzen, Raquet 2, Turnbull 22/1, Huber-Saffer 12. Würzburg: Radulovic, Schneider 2, Schmidt 6/2, McDuffie 29/3, Henneberger, Hackenesch 4, Buss 2, Elliott, Watkins 17 (8 Assists), Heinrich 10. Spielfilm: 5:7 (3.), 12:15 (8.), 14:18 (11.), 18:18 (13.), 22:26 (16.), 27:34 (19.), 30:38 (22.), 32:42 (23.), 42:44 (28.), 58:52 (34.), 63:60 (38.), 76:70 (40.). Schiedsrichter: Oelfke/Lohmüller (Bremen/Belm-Vehrte). Zuschauer: 650.

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