In den Sommerferien dachte CSU-Chef Horst Seehofer in seinem Ferienhaus über „Hammerschläge“ nach – womit er nicht Heimwerkerarbeiten im Altmühltal meinte, sondern überraschende Botschaften. Wie sich nun herausstellt, sind Seehofers „Hammerschläge“ zum Teil weiblich: Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) soll die Berliner Bühne verlassen, für den Landtag kandidieren und als charmante Spitzenkraft die traumatischen Verluste der CSU in Oberbayern bei der Landtagswahl 2008 wettmachen.
Weil Aigners Rückkehr nach München unweigerlich die Personalspekulationen über seine Nachfolge befeuern wird, verkündet Seehofer eher beiläufig eine weitere, ebenso entscheidende Botschaft: Er möchte im Falle seiner Wiederwahl zum Ministerpräsidenten auf jeden Fall bis 2018 regieren. „Ich will die Mission bis zum letzten Punkt erfüllen“, betont Seehofer.
Das gilt sowohl für seine Landtagskandidatur als auch für seinen Posten als Regierungschef. Nur eine einzige Ausnahme soll möglich sein – „das ist eine Erkrankung“. 2007 hatte sein Vorvorgänger Edmund Stoiber wenig Glück mit der ähnlich gelagerten Ankündigung, er mache „keine halben Sachen“. Doch anders als damals Stoiber sitzt Seehofer heute fest im Sattel.
Aigner ist eine von bisher drei Frauen, denen Seehofer wichtige Rollen zugedacht hat: Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt soll CSU-Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl werden, und Landtagspräsidentin Barbara Stamm soll noch einmal fürs Münchner Parlament kandidieren. Von diesen drei Personalien ist Aigner die wichtigste.
Seehofer selbst soll von der CSU-Landtagsfraktion kommende Woche in Kloster Banz zum Landtags-Spitzenkandidaten gekürt werden. CSU-Fraktionschef Georg Schmid stellt große Zustimmung in Aussicht: Die Fraktion werde die notwendigen Erklärungen „ausdrücklich begrüßen“. Doch auch wenn die CSU-Fraktion Seehofers Spitzenkandidatur noch so ausdrücklich begrüßt, weiß der Parteichef ebenso wie alle anderen Beteiligten, dass die Rückkehr Aigners nach München die Spekulationen über seine Nachfolge befeuern wird. Bei dem CSU-Treffen in Ingolstadt spricht Seehofer das Thema selbst an: „Je mehr gute Ministerpräsidenten und Parteivorsitzende die CSU in der Diskussion hat, desto besser für die Partei.“ Um die Wahlen zu gewinnen, brauche die CSU attraktive Persönlichkeiten: „Die Ilse ist so attraktiv, dass sie Interesse ausgelöst hat – politisch.“
Damit niemand in der CSU auf falsche Gedanken kommt, macht Seehofer sofort unmissverständlich klar, dass jeder mit seinem Zorn rechnen muss, der in den Medien über seine Nachfolge spekuliert: „Wenn ich die Quelle kenne, würde die Quelle das auch sehr stark spüren.“
Doch spätestens nach der Landtagswahl 2013 wird unweigerlich die Personaldiskussion in der CSU beginnen. Bisher halten sich mehrere potenzielle Thronfolger und -folgerinnen gegenseitig in Schach – auch wenn Finanzminister Markus Söder in den vergangenen Jahren in der CSU-Fraktion Boden gewonnen hat.
Aigner ist Vorsitzende des größten CSU-Bezirksverbands in Oberbayern. Als solche zählt sie ganz automatisch zum Kreis der Kronprinzen und -prinzessinnen – sogar für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass sie selbst keinerlei Interesse an noch wichtigeren Aufgaben hätte. CSU-intern gilt sie nicht nur als sehr charmant, sondern inzwischen auch als begabte Strippenzieherin mit Interesse an noch höheren Aufgaben. Aigner weist jegliche Spekulationen mit dem üblichen Argument zurück: „Erstmal spricht der Wähler.“