„Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat”, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann am frühen Montagmorgen der Deutschen Presse-Agentur.
Ein Sprengsatz explodierte am Sonntagnacht vor dem Eingang zu einem Musikfestival in Ansbach. Dabei starb der mutmaßliche Täter, es gibt zehn Verletzte. Dass nicht noch schlimmeres passierte, grenzt an ein Wunder. Denn die Explosion ereignete sich an einer Weinstube in der Pfarrstraße. Der Durchgang ist hier eng, normalerweise sitzen an der belebten Stelle bei dem heißen Wetter Gäste im Freien.
Sprengsatz explodiert vor dem Gelände der Ansbach Open
Nach Polizeiangaben explodierte der Sprengsatz direkt vor dem Haupteingang zur Reitbahn. Auf dem Gelände war die Ansbach Open im Gange, ein dreitägiges Musikfestival. Am Sonntag sollten dort die deutschen Popsänger Joris, Philipp Dittberner und Gregor Meyle auftreten. Offenbar hatte der Tatverdächtige versucht, auf das Gelände zu kommen. Weil an der Engstelle vor der Weinstube aber Taschen und Rucksäcke durchsucht wurden, soll er dies dann aufgegeben haben. Er soll nach Angaben von Augenzeugen viel telefoniert haben. Nach der Explosion wurde die Veranstaltung abgebrochen. Die 2500 Besucher verließen das Gelände, ohne in Panik zu geraten, "ruhig und geordnet", wie die Behörden betonten.
Die Explosion in Ansbach sei vorsätzlich herbeigeführt worden. Das sagte Joachim Hermann noch in der Nacht, als er aus Berlin nach Ansbach angereist war. Der mutmaßliche Täter, ein 27 Jahre alter Flüchtling aus Syrien, habe die Absicht gehabt, ein Musikfestival mit 2500 Besuchern zu „unterbinden“, sei aber nicht auf das Gelände gekommen, sagte Herrmann bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Ansbach.
Mann war geduldeter Flüchtling
Der Mann sei vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und habe einen Asylantrag gestellt. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, der Flüchtling sei seitdem geduldet gewesen. Er wohnte in einer Unterkunft in Ansbach, wie der Minister sagte. Der Syrer habe schon zwei Mal versucht, sich das Leben zu nehmen. Er sei deshalb auch schon in einer psychiatrischen Klinik untergebracht gewesen.
Herrmann sagte über den Täter: „Nachdem er einen Rucksack mit Sprengstoff hatte, in dem gleichzeitig auch viele scharfkantige Metallteile gepackt waren, die ja geeignet sind, im Zusammenhang mit einer solchen Bombe dann möglichst viele Menschen im Umkreis zu verletzen, müssen wir davon ausgehen, dass es keine reine Selbstmordtat war, sondern dass er möglichst viele Menschen mit ins Verderben stürzen wollte.” Man müsse nun herauszufinden, mit wem der Täter kommuniziert habe, erläuterte Staatsanwalt Michael Schrotberger.
Augenzeuge: "Niemand hat geschrien, alle gingen ganz normal"
Augenzeuge Kevin Krieger sagte zu Sat.1-Bayern: „Wir waren auf dem Gelände, wo die Ansbach Open waren. Die Band spielte, es gab einen lauten Knall, alle schauten zurück. Ein Mann vom Sicherheitsdienst rannte zum Eingang. Dort lagen zwei Leute auf dem Boden. Ich sah zwei Menschen, die Verletzungen an Kopf und Hals hatten. Ich habe sie beruhigt. Die Polizei hat den Platz geräumt, niemand hat geschrien, alle gingen ganz normal. Es war wie eine Explosion, ganz laut, man merkte den heftigen Druck am Körper.“
Das posten Twitter-User über Ansbach: #Ansbach-Tweets
Es ist die dritte Bluttat in Bayern innerhalb einer Woche. Am Montagabend hatte ein Flüchtling in einer Regionalbahn in Würzburg Menschen mit einer Axt angegriffen, am Freitagabend war ein junger Mann in München Amok gelaufen. Mehrere Menschen starben, viele wurden verletzt. Herrmann sagte, es sei leider ein weiterer schlimmer Anschlag, der gerade die Besorgnis der Menschen weiter verstärken dürfte. Daher sei eine restlose Aufklärung der Tat wichtig, um das Vertrauen in den Rechtsstaat wieder herstellen zu können.