Nach dem Problembären Bruno war es lange recht ruhig um die Raubtiere in Bayern. Doch in den vergangenen Monaten wurden immer wieder Bären in verschiedenen Landkreisen in Oberbayern und im Allgäu gesichtet. Ob es sich dabei in mehreren Fällen um das gleiche Tier handelt oder ob mehrere Bären im Freistaat unterwegs sind, ist noch unklar.
Der Artenschutzexperte für große Beutegreifer beim Bund Naturschutz in Bayern Uwe Friedel geht aktuell nicht von einem wirklich in Bayern lebenden Bären aus. Er glaubt eher, dass es sich bei den jüngst im Freistaat nachgewiesenen Braunbären um durchziehende männliche Bären handelt. Von mehr als zwei Tieren geht er nicht aus.
Bär im Allgäu entdeckt
Am 22. Mai wurde im Hintersteiner Tal im südöstlichen Landkreis Oberallgäu ein Bär fotografiert, wie das Landesamt für Umwelt mitteilte. Eine Individualisierung aufgrund eines Fotos oder Trittsiegels ist nicht möglich. Nach der Sichtung habe sich der Bär zurückgezogen.
Bär im Grenzgebiet Salzburg-Bayern gesichtet
Im Grenzgebiet von Salzburg und Bayern hat eine Polizeistreife einen Bär beim Recyclinghof in Grödig beobachtet. Am 15. Mai sollen Passanten das Raubtier dann in Großgmain gesehen haben, wie der Bär- und Wolfsbeauftragte des Landes, Hubert Stock, gegenüber der Nachrichtenagentur APA am Mittwoch bestätigte. "Es kann sein, dass der Bär mittlerweile in Bayern ist", so Stock. Bei dem Bär handle es sich vermutlich um das Tier, das kürzlich im Berchtesgadener Land von einer Wildkamera fotografiert worden sei.
Stock mahnte zur Vorsicht. Zwischenfälle könnten nicht ausgeschlossen werden. Sollte man einem Bären begegnen, sollte man sich in erster Linie ruhig verhalten, sich langsam zurückziehen und keinesfalls das Tier mit Gegenständen bewerfen.
Braunbär tappt im Berchtesgadener Land in Fotofalle
Am 8. Mai nahm eine Wildtierkamera im westlichen Landkreis Berchtesgadener Land einen Braunbären auf. Eine Individualisierung anhand eines Fotos oder der Abdrücke der Pfoten sei nicht möglich, betonte die Behörde. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) empfiehlt Nutztierhaltern in diesem Gebiet, Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen und ihre Tiere nachts in einem Stall unterzubringen. Auch die Bevölkerung solle bei Aktivitäten in der freien Natur vorsichtig sein. Es sei wichtig, keine Essensreste und Müll in der Natur zurückzulassen.
Wildtierkamera nimmt Bär im Landkreis Traunstein auf
Einen Tag zuvor (7. Mai) wurde ein Braunbär im südwestlichen Landkreis Traunstein von einer Wildtierkamera aufgenommen. Auch dieses Tier konnte nicht individualisiert werden. Demnach ist unklar, ob es sich um denselben Bären wie im Berchtesgadener Land handelt. Laut dem LfU gab es einen weiteren Hinweis auf einen Bären im selben Landkreis, der derzeit noch geprüft würde.
Bär zweimal im Landkreis Garmisch-Partenkirchen fotografiert
In Garmisch-Partenkirchen erwischte eine Wildtierkamera am 1. Mai einen Braunbären. Das Tier wurde in der Gemeinde Ohlstadt abgelichtet. Der Bürgermeister von Ohlstadt Christian Scheuerer berichtete der Deutschen Presseagentur, dass der Bär nur etwa 500 Meter vom Ort entfernt in einem Wald fotografiert wurde. Bereits am Samstag davor (29. April) wurde ein Bär im südlichen Landkreis Garmisch-Partenkirchen von einer Wildtierkamera aufgenommen. Es wird vermutet, dass es sich um dasselbe Tier handelte.
Braunbär reißt Schafe im Landkreis Rosenheim
Bereits Mitte April wurden in den in den Landkreisen Rosenheim und Miesbach Tatzenabdrücke im Schnee entdeckt. Schnell war klar: Es handelt sich dabei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die Spuren eines Braunbären. Das teilte das LfU in Augsburg mit. Eine Identifizierung des Bären ist durch die Tatzenabdrücke allerdings nicht möglich.
Wenig später wurden in Oberaudorf (Landkreis Rosenheim) zwei Schafe auf einer Weide gerissen. Ein drittes hatte so schwere Verletzungen, dass es getötet werden musste. Das LfU teilte mit: "Anhand der Erstdokumentation der äußeren Verletzungen der Tiere und vor Ort aufgefundener Trittsiegel kann dieser Vorfall einem Bären zugeordnet werden."
Nächste Bären-Population befindet sich im Trentino
Die nächste Bären-Population befindet sich nach Angaben des LfU im italienischen Trentino – etwa 120 Kilometer von Bayern entfernt. Dort wurde Anfang April ein Jogger von einem Bären angegriffen und getötet. Auf der Suche nach einem Weibchen streifen junge Männchen zum Teil sehr weit umher. Dabei können sie mehrere Monate oder wenige Jahre unterwegs sein. Das LfU geht nicht davon aus, dass sich Bären in Bayern dauerhaft ansiedeln.