Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

MÜNCHEN: Bayerns oberste Beamtin

MÜNCHEN

Bayerns oberste Beamtin

    • |
    • |
    Karolina Gernbauer
    Karolina Gernbauer Foto: Foto: dpa

    Vielleicht hat es ja doch etwas zu bedeuten, dass Bayerns oberste Beamtin nach der jüngsten Beförderung in einer Gehaltsstufe angekommen ist, in der sich sonst nur noch ein Bundeswehrgeneral befindet: „B 10“ heißt diese Oberklasse im Beamtendeutsch. Vergütung: rund 12 000 Euro pro Monat.

    Denn glaubt man Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) – der gerne mit solchen Geschichten kokettiert – dann hat Karolina Gernbauer schon längst das Kommando in Bayerns Staatskanzlei. Amtschefin ist die 52-Jährige dort seit 2010. Im Klartext: Alles, was in der Staatsregierung zur Entscheidung ansteht, muss über ihren Schreibtisch.

    Knirscht es zwischen Ministern oder Ministerien, ist es Gernbauers Job, für Klärung zu sorgen. Nach allem, was man hört, erledigt sie diese diffizile Aufgabe ebenso geräuschlos wie effizient. Laut zu werden braucht sie dabei offenbar nicht: Was sie will, wird erfüllt – weil alle ihre „Bitten“ stets Hand und Fuß haben.

    Seehofer erklärte die gebürtige Niederbayerin nach der Landtagswahl 2013 zu einer Art Organisatorin der neuen Staatsregierung: Bei allen Minister-Gesprächen sei Gernbauer von Anfang an dabei gewesen und habe stets das letzte Wort gehabt: „Ich hab' am Schluss immer gefragt: Hamma no was, Frau Gernbauer?“, schwärmte Seehofer damals. Und der Topjuristin sei immer noch was eingefallen, was den Ministerkandidaten aufs Auge gedrückt oder weggenommen werden sollte.

    Seehofer, dem man durchaus ein Faible für starke Frauen in der Politik unterstellen kann, vertraut Gernbauer zweifellos. Doch diese Wertschätzung allein war nicht der Auslöser für die aktuelle Beförderung. Zu Gernbauers Aufgaben gehört auch die Vorbereitung der Ministerpräsidenten-Konferenzen. Dabei trifft sie in den anderen Bundesländern auf politische Beamte im Rang eines Staatssekretärs, die es in der bayerischen Ministerialbürokratie nicht gibt. So wurde der verstaubte Titel der „Staatsrätin“ ausgegraben – um in der hierarchischen Denke der Bürokraten „Augenhöhe“ herzustellen.

    Wer Gernbauer trifft, glaubt ohnehin nicht, dass es Titel oder Besoldungsstufen sind, die diese Frau antreiben. Sie ist eine politische Macherin, die Probleme lösen, Themen vorantreiben will. So war es nicht zuletzt Gernbauer, die mit Beharrlichkeit und Feingefühl den historischen Kurswechsel im Verhältnis Bayerns zu Tschechien vorbereitete.

    Sieben Jahre war Gernbauer einst persönliche Referentin von Edmund Stoiber – bevor der damalige Regierungschef sie 2006 als Aufpasserin für den überforderten Minister Werner Schnappauf als Co-Amtschefin ins Umweltministerium schickte. Als Seehofer mit Stoibers Küchenkabinett in der Regierungszentrale aufräumte, setzte er sie vor fünf Jahren an die Spitze seiner Staatskanzlei.

    Ganz egal, wer Seehofers Nachfolge antritt: Gegen ihren Willen dürfte die einzige B-10-Beamtin Bayerns nur schwer von diesem Posten zu verdrängen sein. „Dafür müsste man ihr schon“, so heißt es aus dem Regierungsapparat, „ein Angebot machen, dass sie nicht ablehnen kann“.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden