Nachdem der Frühling in diesem Jahr kühl und nass war, hatten viele Waldbesitzer in Bayern die Hoffnung, dass der Borkenkäferbefall heuer geringer ausfallen könnte oder zumindest später beginnen würde. Denn die Käfer brauchen es warm und trocken und schwärmen erst ab 16,5 Grad.
Borkenkäferbefall in Bayern nimmt zu
Doch in den vergangenen Wochen hat der Befall in Bayern stark zugenommen. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet, habe es beispielsweise im Staatsforstbetrieb Bodenmais bei einer ersten Suchaktion vor vier Wochen noch wenig Befall gegeben. Nun seien die Zahlen aber explodiert. Auch die Waldbesitzervereinigung Regen hat ähnliche Beobachtungen gemacht. In den vergangenen Wochen sei der Befall "von Null auf Hundert" gestiegen, so Geschäftsführer Markus Wirsich gegenüber dem BR.
Die Bayerischen Staatsforsten rechnen damit, dass die Fichten nach dem nassen Frühjahr widerstandsfähiger gegen den Borkenkäfer sind als in den Jahren, in denen sie von Anfang an Trockenstress hatten. Im Vergleich zu den Dürrejahren 2018 und 2019 hat der erste Schwärmflug der Borkenkäfer später begonnen.
Borkenkäfer-Monitoring in Bayern: Aktuelle Lage
Aktuell breitet sich der Buchdrucker, eine Käferart aus der Unterfamilie der Borkenkäfer, vor allem in der Nordhälfte Bayerns schnell aus. Demnach gilt dort laut der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft die rote Warnstufe, es wird erwartet, dass sich die bestehenden Befallsherde schnell ausbreiten. In mehreren Regionen gilt sogar die "Gefährdungsstufe mit akutem Bestand". In der Südhälfte des Freistaats herrscht größtenteils die gelbe Warnstufe. Das bedeutet, dass die Ausbreitung des Befalls zu erwarten ist.
Die Gefährdungslage durch den Kupferstecher, eine andere Unterart der Borkenkäfer, ist in Bayern geringer. Nur in vereinzelten Gebieten breiten sich die Befallsherde schnell aus. Im Großteil des Freistaats gibt es allerdings noch keinen Hinweis auf eine erhöhte Populationsdichte.
Im Vergleich zur gleichen Zeit im Vorjahr ist die Verbreitung 2023 deutlich höher. Im Juni 2022 galt nur in wenigen Regionen Bayerns die rote Gefährdungsstufe.
Borkenkäfer vermehren sich vor allem bei Wärme und Trockenheit
Je wärmer und trockener ein Sommer ist, desto stärker vermehren sich die Borkenkäfer. Sie befallen mehr Fichten und bringen sie zum Absterben. Die Schädlinge bohren sich in die Bäume und legen ihre Eier unter der Rinde ab. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von der Bastschicht des Baums. Diese dünne Schicht unter der Rinde ist aber das lebenswichtige Adersystem des Baums. Darin werden Wasser und Nährstoffe transportiert. Wenn sie zerstört wird, stirbt der Baum.
Das Problem bei Borkenkäfern ist, dass sie meist nicht allein, sondern in Massen einen Baum und dann viele Bäume in der Umgebung befallen. Deshalb findet man in Wäldern oft regelrechte "Käferlöcher", also ganze Fichtengruppen, die vom Borkenkäfer befallen sind.