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KEMPTEN: Dürfen Dirndl etwas kürzer sein?

KEMPTEN

Dürfen Dirndl etwas kürzer sein?

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    Disco-Dirndl: Immer mehr junge Leute lieben Trachtenmode.
    Disco-Dirndl: Immer mehr junge Leute lieben Trachtenmode. Foto: Foto: dpa

    (dpa) Wenn Melanie über die Herkunft ihres Dirndls erzählt, kann man den Stolz in ihren Augen sehen. „Das hat meiner Oma gehört, die Mama hat's für mich umgenäht“, sagt die 16-jährige Allgäuerin. Nur die beerenrote Schürze hat sie neu gekauft. Zusammen mit der grünen Schürze von Franziskas Dirndl und dem hellblauen Dirndl von Lena geben die drei Freundinnen in Kempten ein hübsches Bild ab. „Tracht ist etwas sehr Schönes. Ich finde es toll, dass sie wieder so in ist. Sie gibt einem etwas Gemeinsames“, sagt Lena. Doch schon im nächsten Moment schränkt die 16-Jährige ein: „Das gilt aber nur für die traditionelle Tracht. Aufreißerische Dirndl und zu kurze Lederhosen gefallen mir überhaupt nicht.“

    Die Tracht – oder das, was viele dafür halten – erlebt im Allgäu und auch im Rest von Bayern seit einigen Jahren einen rasant wachsenden Boom. Immer mehr Frauen und Männer tragen bei besonderen Anlässen ein traditionelles Gewand. Beim Geburtstag vom Opa zum Beispiel, bei der Schulabschlussfeier, bei einer Taufe oder Hochzeit. „Mit der klassischen Tracht ist man einfach immer gut angezogen“, sagt Werner Bayrhof aus Kempten.

    Lederhose und Haferlschuhe

    Der 38-jährige Bayrhof, der eine dunkelbraune Lederhose, Edelweiß-bestickte Hosenträger, ein weißes Hemd und Haferlschuhe trägt, wundert sich darüber, wie viele Leute inzwischen diesem Trend folgen. „Das ist absolut verrückt. An manchen Abenden tragen bei der Allgäuer Festwoche geschätzte 85 Prozent der Besucher Tracht.“ Ihm gefällt das einheitliche und doch kunterbunte Bild. „Es passt einfach hierher.“

    Auch Martin Alt von der Interessengemeinschaft Tracht Oberallgäu ist dieser Trend aufgefallen. „Wenn jemand ein vernünftiges Dirndl anhat, ist das ja auch hübsch“, sagt der 73-Jährige aus Fischen. Er wehrt sich jedoch vehement gegen den Begriff Tracht, den viele für die Kleidung im modischen Landhausstil verwenden. „Was auf der Festwoche oder dem Oktoberfest gezeigt wird, hat nichts mit Tracht zu tun“, sagt Alt.

    Dirndl-Minis und schulterfreie Blusen verfolgten das Ziel, aufzufallen und andere Menschen zu reizen. „Das ist aber nicht das, was unsere althergebrachte Tracht will.“ Im Allgäu habe fast jedes Dorf seine eigene Tracht, so dass sich an ihr die Herkunft ablesen lässt. Tracht sei traditionell das beste „Häs“, also die beste Kleidung. „Sie soll aber nicht zur Auftritts-Uniform verkommen.“

    Ob Tracht oder Landhausmode – für viele macht die Namensgebung keinen Unterschied. Sie erfreuen sich an dem feschen Lederhosen-Look der Burschen und Männer und den farbenfrohen Dirndl der Mädchen und Frauen. Ob die Garderobe passt und dem Anlass gerecht wird, konnten sie heuer anlässlich der Allgäuer Festwochen mehrmals ausprobieren. Die Veranstaltungen standen unter Mottos wie „Nacht der Tracht – Check Dein Festwochen-Outfit“ oder „Warm-up Festwochen-Party – Feiern in Dirndl und Lederhose“.

    Dass die Geschmäcker unterschiedlich sind, zeigt die Vielfalt des Outfits. Die Männer tragen Lederhosen in allen Variationen, dazu weiße oder karierte Hemden. Die Dirndl-Modelle variieren zwischen lang geschnitten, knieumspielend oder kurz – zum Teil auch sehr kurz.

    Der 17-jährige Kevin aus Kempten hat seinen Favoriten bereits ausgemacht. „Mir gefallen die kurzen am besten“, sagt er. Auch seine Begleitung im eng geschnürten Mieder hält es für vertretbar, wenn die Dirndl bei den Volksfesten etwas gewagter ausfallen. „Ich finde, man darf schon auch was zeigen. Und damit meine ich nicht nur die Beine.“

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