Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

MÜNCHEN: Franz Josef Strauß: So tickt er heute

MÜNCHEN

Franz Josef Strauß: So tickt er heute

    • |
    • |
    Franz Josef Strauß
    Franz Josef Strauß Foto: Foto: dpa

    Frage: Herr Strauß, die letzte Landtagswahl in Bayern liegt erst einige Wochen zurück. Die CSU hat die absolute Mehrheit wieder. Wären Sie heute auch noch einmal gerne Ministerpräsident?

    Franz Josef Strauß: Ich habe immer betont, dass das Amt des Bayerischen Ministerpräsidenten das schönste Amt der Welt ist.

    Dennoch wollten Sie auch einmal Bundeskanzler werden. Sind Sie heute froh, dass das nicht geklappt hat?

    Strauß: Ich weiß, dass ich mich in meinem Leben schon einige Male geirrt habe. Ich glaube, es ist reizvoller, in Alaska eine Ananasfarm aufzubauen, als in Deutschland das Bundeskanzleramt zu übernehmen.

    • Wissen Sie noch über FJS Bescheid? Unser Quiz.

    Das gilt vielleicht sogar heute noch mehr als zu Ihrer Zeit: Angela Merkel hat trotz ihres Wahlsiegs keinen Spaß und Probleme einen Koalitionspartner zu finden. Sind Sie enttäuscht über das Aus der FDP?

    Strauß: Bei der FDP kann man sich auf eines verlassen, nämlich eine berechenbare Komponente, ihre Charakterlosigkeit.

    Wer wäre Ihnen als Koalitionspartner jetzt lieber? Die SPD oder die Grünen?

    Strauß: Die Sozialisten von heute haben aus der Vergangenheit nichts gelernt, sie haben keine Dummheit vergessen und keine Weisheit gelernt. Das eigenartige an Sozialisten ist doch, dass sie ihre Lehren aus der Vergangenheit ziehen, in der Gegenwart versagen und für die Zukunft goldene Berge versprechen. Aber was passiert, wenn in der Sahara der Sozialismus eingeführt wird? – Zehn Jahre überhaupt nichts, und dann wird der Sand knapp. Ich persönlich halte die Große Koalition für keine akzeptable Dauerlösung.

    Und was halten Sie von den Grünen?

    Strauß: Vergrämte Nazis sehr alter Jahrgänge bis zu jugendlichen Schwärmern, dazwischen Knallrote, die mal vorübergehend als Laubfrosch im Fasching gegangen sind. Lassen Sie mich nach dieser humorvollen und nicht gehässig formulierten Darstellung etwas Ernsteres sagen . . .

    Ja?

    Strauß: Ich weiß, dass man sich in der Politik die Hände nicht raussuchen kann, die man schütteln muss.

    Dann also lieber eine Ananasfarm in Alaska . . .

    Strauß: Das mit der Ananasfarm geht jetzt leider nicht mehr, weil inzwischen die Energiekosten zu stark gestiegen sind.

    Apropos Energie: Sie waren einst Atomminister. Was halten Sie von der Energiewende in Deutschland?

    Strauß: Es ist ohne Zweifel eine Tragik in der Geschichte der Menschheit, dass der Begriff Atom nicht als heilende und helfende Kraft, sondern zuerst als Faktor von unvorstellbarer Zerstörungswirkung zum Bewusstsein der Allgemeinheit gekommen ist.

    Also sind Sie dagegen, dass deutsche Atomkraftwerke abgeschaltet werden?

    Strauß: Die Franzosen bauen Kernkraftwerke wie die Metzger Knackwürste produzieren . . .

    In Europa ist man eben nicht in allen Dingen einer Meinung.

    Strauß: Dieses Europa hat ein gemeinsames Schicksal und eine gemeinsame Zukunft. Was liegt näher, als dass es zu einer gemeinsamen Politik kommen muss?

    Das ist offensichtlich gar nicht so einfach. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

    Strauß: Die Zehn Gebote enthalten 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 und die Verordnung der Europäischen Gemeinschaft über den Import von Karamellbonbons hat exakt 25 911 Wörter.

    Kommen wir noch einmal nach Bayern zurück. Im Landtagswahlkampf warf die SPD der CSU vor, deren Positionen einzunehmen. Hat Ihre Partei an Profil verloren?

    Strauß: Konservativ heißt nicht nach hinten blicken, konservativ heißt an der Spitze des Fortschritts marschieren. Wir haben die SPD mit der Wucht unserer Erfolge auf unseren Weg gezwungen. Wir sind und müssen eine Kampfpartei bleiben.

    Heute sind Sie für die einen – zum Beispiel für Horst Seehofer – ein Vorbild, für die anderen ein Verbrecher. Wie sehen sie selbst die Person Franz Josef Strauß?

    Strauß: Ich bin weder Heiliger noch ein Dämon. Ich bin kein ausgeklügeltes Buch, sondern ein Mensch in seinem Widerspruch.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden