Deswegen entschloss er sich, die Nürnberger Tiertafel zu gründen. Vergleichbar der Essensausgabe an bedürftige Menschen werden hier Haustiere mit Futter versorgt, wenn ihre verarmten Halter das Geld dafür nicht mehr aufbringen können. Die ausgegebene Tiernahrung werde von Firmen und Privatpersonen gespendet, erläutert Baruch. Er erhofft sich, dass es dadurch künftig etwas weniger Tiere werden, die von ihren Besitzern ins Tierheim abgegeben werden müssen. „Das Elend wird immer schlimmer.“
Von den etwa 3000 Tieren, die im letzten Jahr an das Nürnberger Tierheim abgegeben wurden, sei bei 350 Tieren die finanzielle Notlage der Halter der Grund gewesen. Vor zwei Jahren waren es Baruch zufolge lediglich etwa 60 Tiere. Dabei breche für die Leute „die Welt zusammen“, wenn sie sich von den Tieren trennen müssen, berichtet der Tierheimleiter. Denn oft sei gerade für arme Menschen das Tier „der einzige Ansprechpartner“.
Wie bereits in Nürnberg will Harald Scheiderer künftig auch in München Katzen und Hunden helfen, denen der Magen knurrt. In der zweiten Januarwoche will er zusammen mit weiteren Haustierfreunden in der Landeshauptstadt eine Tiertafel eröffnen. Denn auch hier gilt laut Scheiderer: „Der Bedarf ist da.“
Wenn den Helfern das Futter für Tiere knapp zu werden droht, will der bundesweit engagierte Mutterverein „Tiertafel“ unterstützend eingreifen. Dessen Gründerin und Vorsitzende Claudia Hollm eröffnete vor etwa einem Jahr in Rathenow, 70 Kilometer westlich von Berlin, die erste Futterausgabestelle des Vereins. München wird der erste Standort in Süddeutschland werden. Die Tiernahrung, die verteilt wird, sei von Futtermittelherstellern gespendet, erklärt Hollm.
Die Arbeit im Verein sei ausschließlich ehrenamtlich. Zum Klientel der Futterausgabe zählen die „klassischen Haustiere“. Überwiegend Hunde und Katzen, aber auch Meerschweinchen, Kaninchen und Vögel werden mit Nahrung versorgt. Das Konzept der Tiertafel sieht laut ihrer Gründerin außerdem vor, die Besitzer rund um ihr Tier zu informieren und zu beraten. Bei der Futterausgabe seien hierzu beispielsweise Tierärzte, Tierphysiotherapeuten und Tierlehrer vor Ort, erklärt Hollm. Ähnliche Kontakte müsse die Tiertafel München noch knüpfen, sagt Harald Scheiderer.
Zunächst ist geplant, an zwei Standorten in der Stadt je einmal pro Woche für einige Stunden Futter auszugeben. Am Anfang rechnet Scheiderer mit zehn bis 15 Leuten, die Futter für ihre Tiere nachfragen werden. Aber aus der Erfahrung der anderen Standorte des Vereins weiß er, dass es zwischen 100 und 200 Tiere werden können, die gefüttert werden wollen. Sein Anliegen sei es, sagt Scheiderer, bedürftige Menschen bei der Versorgung ihrer Tiere zu unterstützen. An Tier wie Mensch gemeinsam gerichtet versteht auch Baruch das Hilfsangebot des Nürnberger Tierheims: „Hinter jedem Tierschicksal steckt auch ein Menschenschicksal.“
Im Blickpunkt
Tiertafeln Das Nürnberger Tierheim (tierheim-nuernberg.de) verteilt jede Woche mittwochs Tierfutter. Die Bedürftigkeit kann über „Hartz IV“-, Renten- oder BaföG-Bescheid nachgewiesen werden. Es wird jeweils Futter für zwei Wochen ausgegeben. Die Münchner Tiertafel wird einmal pro Woche für drei bis vier Stunden Futter ausgeben. Die Bedürftigkeit kann über einen „Hartz IV“- oder Rentenbescheid nachgewiesen werden. Außerdem können Obdachlose, Behinderte und Lebenshilfevereine von der Tiertafel Futter für Haustiere beziehen. Der bundesweit engagierte Verein „Tiertafel“ ist im Internet unter tiertafel.de zu finden.