(lby) Die frühere bayerische Justizministerin Mathilde Berghofer-Weichner ist tot. Die 77 Jahre alte CSU-Politikerin starb am Donnerstag nach langer Krebserkrankung in einem Münchner Krankenhaus. Die Staatskanzlei bestätigte entsprechende Angaben einer Freundin der früheren stellvertretenden Ministerpräsidentin. Berghofer-Weichner war 1986 die erste Frau, die an die Spitze eines Ministeriums im Freistaat rückte. 1993 berief Edmund Stoiber sie gegen ihren erbitterten Widerstand jedoch nicht mehr ins Kabinett.
Die ehemalige Staatsanwältin war bei Freund und Feind gleichermaßen angesehen wie gefürchtet. Geradlinig und prinzipientreu, gab sie nach Erinnerung ehemaliger Kollegen im Landtag und Kabinett auch den Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß und Max Streibl häufig Kontra. Obwohl sie die erste Ministerin in Bayern war, galt sie ihrer Furchtlosigkeit und kräftigen Stimme wegen als „einziger Mann im Kabinett“. Berghofer-Weichner hatte noch andere Spitznamen, wie etwa „schwarze Mathilde“ oder „eiserne Lady“. Ihr Mut sei legendär gewesen, sagte Landtagspräsident Alois Glück (CSU).
Politiker in Bayern zollten ihr am Donnerstag parteiübergreifend Respekt. „Aus hartem Holz mit weichem Herzen“, erinnerte sich SPD- Landtagsfraktionschef Franz Maget. Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) nannte Berghofer-Weichner „geradlinig, konsequent und überzeugend“. Beckstein ebenso wie Glück, Justizministerin Beate Merk (CSU) und CSU-Landtagsfraktionschef Georg Schmid würdigten sie als große Politikerin und Vorkämpferin für die Gleichberechtigung. Berghofer-Weichner habe bewiesen, dass Frauen genauso erfolgreich arbeiten und gestalten könnten wie Männer, sagte Schmid.
1970 erstmals in den Landtag gewählt, war Berghofer-Weichner in der Rechtspolitik für ihren harten Kurs bekannt. Sie hielt Strafe für ebenso wichtig wie Resozialisierung. Bundesweit bekannt wurde sie als scharfe Abtreibungsgegnerin. In ihrer Amtszeit gab es in Bayern mehrere Prozesse gegen Abtreibungsärzte, die deutschlandweit Schlagzeilen machten. Um Müttern zu helfen, die ihr Kind nicht wollen, aber auf eine Abtreibung verzichten, schlug sie eine Adoptionsgarantie vor. Berghofer-Weichner war auch engagierte Katholikin. In Kirchenfragen vertrat sie eine liberalere Linie – zum Beispiel, als sie öffentlich darüber nachdachte, den Priesterberuf für Frauen zu öffnen.
Ihre letzten Lebenswochen verbrachte sie in einem Münchner Krankenhaus, wo sie von ehemaligen Weggefährten besucht wurde.