Viel zu lange konnten sich manche Zeitgenossen im Internet benehmen, wie sie wollten, Andersdenkende anpöbeln und beispielsweise Politiker und vor allen Dingen Politikerinnen als die letzten Minderbemittelten darstellen. Das ging an manchen Stellen bis zu echten Geschmacklosigkeiten – oft auch noch aus feiger Anonymität heraus. Es ist richtig gut, dass es diesen Geistern nun vermehrt an den Karren geht.
Im Internet, in den sozialen Medien, wird damit endlich ein Zustand hergestellt, der für die reale Welt längst gilt: Rechtsstaatlichkeit. Wer jemanden beleidigt oder offen Straftaten als Tatsachenbehauptung unterstellt, kriegt Ärger. Basta. Wer die Regierung schlecht findet, durch eine andere ersetzt haben will und das offen, aber anständig kundtut, kriegt keinen Ärger.
Wo hört die freie Meinungsäußerung auf?
Der von uns skizzierte Fall eines Mannes aus dem Unterallgäu, der womöglich ein Bild auf Facebook weiterleitete, das Politiker oder Wissenschaftler als Verbrecher darstellte, kann als Sinnbild für diesen angesprochenen Wechsel gelten.
Das Bild ist als Fahndungsplakat gestaltet und könnte beim Betrachten natürlich auch als sarkastische Meinungsäußerung aufgefasst werden, wie man sie etwa im politischen Kabarett finden kann. Der Unterallgäuer versicherte uns glaubhaft, dass er niemanden beleidigen und verleumden wollte. Und will auch dafür geradestehen. Wir können aus diesem Fall mitnehmen, dass es schnell im Netz strafrechtlich relevant werden kann. So oder so: Anständiges Benehmen von vorneherein ist der bessere Weg.