Vielleicht ist es ja nur allzu menschlich, dass des einen Freud des anderen Leid ist. Die Frage ist nur, ob das so sein muss, und ob derlei zweifelhafte Gefühle als Argumente in politischen Auseinandersetzungen ernst genommen werden sollten.
Die Standesvertretungen der Gymnasial-, Real- und Berufsschullehrer tun sich mit ihren Beschwerden über die Gehaltserhöhungen für ihre Kolleginnen und Kollegen an den Grund- und Mittelschulen jedenfalls keinen Gefallen. Sie versuchen erst gar nicht zu argumentieren, etwa mit einer längeren oder anspruchsvolleren Ausbildung, sondern beschränken sich darauf, die Besoldungsanpassung bei den anderen als „demotivierend“ für ihre eigene Klientel zu brandmarken. Auf deutsch: Wenn die Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen künftig mit dem gleichen Gehalt in den Beruf einsteigen, dann haben die Lehrkräfte an Gymnasien, Real- und Berufsschulen sofort weniger Freude an der Arbeit. Derlei Unsinn muss man nicht glauben.
Pädagogische Arbeit an Grund- und Mittelschulen ist anspruchsvoller geworden
Unstrittig sollte sein, dass die pädagogische Arbeit an den Grund- und Mittelschulen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten weitaus anspruchsvoller und herausfordernder geworden ist. Darauf haben Bildungsexperten und die Opposition im Landtag schon seit Jahren hingewiesen und darauf hat die Staatsregierung mit einiger Verzögerung nun endlich auch reagiert – mit einer Verbesserung der Ausbildung und einer schrittweisen Anpassung der Besoldung.
Unstrittig sollte auch sein, dass der Staat sich um alle Kinder in gleicher Weise kümmern sollte. Überkommener Standesdünkel sollte dabei keine Rolle spielen.