Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth hätte sicher Freude an der nach ihr benannten, neuen Parkanlage, der Wilhelminenaue gehabt: Die Landesgartenschau Bayreuth ist ein weitläufiger Spielplatz für Kinder, Jugendliche und die ganze Familie. Nachhaltig angelegt, bieten Beete mit altem und neuem Saatgut, Barfußpfade, Trampoline, Wasserspielplätze, Beach-Volleyballfelder, eine Bobbycar-Arena und eine einzigartige Kletternetz-Landschaft alles für einen aktionsreichen Familientag.
Bis 9. Oktober ist die Festspiel- und Universitätsstadt Bayreuth Gastgeberin der Landesgartenschau 2016: Mit 45 Hektar ist es die größte Gartenschau, die es in Bayern bisher gab, freut sich Pressesprecher Mirko Streich. Zum Vergleich: Die Landesgartenschau in Würzburg 2018 wird etwa 25 Hektar umfassen.
Unter dem Motto „Musik für die Augen“ ist in Bayreuth entlang des Roten Mains eine neue Parkanlage entstanden – die Wilhelminenaue. Benannt nach der Symbolfigur der Gartenschau, Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth.
Ihre Visionen und die in ihrer Zeit geschaffenen barocken Grünanlagen und Bauten wie das UNESCO-Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus, die Eremitage oder das Lustschloss Fantaisie mit dem ersten deutschen Gartenkunstmuseum prägen noch heute Stadt und Region. „All dies inspirierten auch die Planer der Landesgartenschau bei der Gestaltung des neuen Parks“, erläutert Streich.
Gartenmarkt und Blumenhalle
Betritt man das Gelände vom Eingang Süd, Äußere Badstraße, stößt man nach einem kleinen Gartenmarkt direkt auf die Blumenhalle. Dort sind in sechs Monaten 14 wechselnde Blumenschauen zu sehen. Bunte Karpfen aus Glas baumeln über einem kleinen Teich. Blüten schweben durch den Raum. Angehende Floristinnen können sich dort alle zwei Wochen aufs Neue austoben. Derzeit stehen sommerliche Blütenkränze im Mittelpunkt der Schau. Von Taufkränzen und Geburtstagskränzen über Trauerkränze bis hin zu raumfüllenden Installationen reicht die Spannbreite dieser aktuellen Blumenschau. „In der Kulturgeschichte ist der Kranz ein vielschichtiges Ausdrucksmittel: Der Ring als geschlossener Kranz verkörpert Unendlichkeit, Treue und Freundschaft“, erklärt Hallenchef Dieter Scheffler.
Die Bayreuther Landesgartenschau ist keine durchkomponierte Gartenanlage, weil die Landschaft entlang des Roten Mains relativ naturbelassen geblieben ist. „Ökologisch und naturnah lautet unser Motto“, erklärt Streich und deutet auf die Wiesen mit vielen Wildblumen für Bienen und andere Nutzinsekten. Die renaturierte Auenlandschaft lädt nicht nur zum Spazierengehen ein. „Es haben sich dort bereits seltene Vogelarten wie der Eisvogel und der Flussregenpfeifer angesiedelt“, freut sich der Pressesprecher.
Eingefasst ist der naturnahe innere Teil von einer Promenade, an der mehrere „Landschaftskabinette“ liegen – um bei der Zeit Wilhelmines zu bleiben. In einer Bauzeit von knapp drei Jahren ist aus dem umliegenden Ackerland eine Gartenanlage bestehend aus 10 000 Bäume und 250 000 Frühjahres- und Sommerblumen entstanden.
Links liegt der Hammerstätter See mit seinen zwei grünen Inseln. Er sieht aus, als würde es ihn schon immer geben. Dabei ist der zwei Hektar große See ein Kunstprodukt. „Die neue Seebühne ist ein Magnet für Kulturfreunde in der Wagner-Stadt“, lobte die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf bereits bei der Eröffnung der Schau im April. Täglich finden dort Konzerte statt: So werden am 27. August die Münchner Freiheit und am 24. September die Bananafishbones auf der Seebühne stehen. Rund um den Hammerstätter See ist Picknick auf der Wiese für mehrere Tausend Besucher möglich.
Pflanzenfans kommen im Gartenkabinett auf ihre Kosten
Dort erwartet die Besucher ein Heckentheater aus Buchenhecken und Hopfen. Zierlauch blüht in weiß und violett. Weitere Hingucker sind eine Pergola mit Wiegeschaukeln und Staudenanpflanzungen. Im Gras daneben sitzen viele Hunderte bunte Hunde. „Es handelt sich um den Schoßhund der Wilhelmine, den der Nürnberger Künstler Ottmar Hörl eigens für die Gartenschau konzipiert hat“, sagt Streich. „Das ist ein Zwergspaniel“, sagt er, „im Rokoko waren das sehr populäre Hunde, von ganz eigenartigem Aussehen, ziemlich süß.“
Riesiges Kletternetz und Millioneninvestitionen
Nach etwa einem Kilometer Fußmarsch erreicht man das Sportkabinett: Dort wartet mit einem knapp 500 Quadratmeter großen Kletternetz die sportliche Herausforderung auf die kleinen Besucher. „Eine völlig neue Konstruktion die vor allem von der Größe her deutschlandweit einmalig ist“, schwärmt Streich. Das gelbe Netz aus dicken Seilen entschädigt die Kinder, wenn sie den weiten Weg bis hierher zurückgelegt haben.
750 000 Besucher sollen bis Oktober zur Schau nach Bayreuth kommen, damit sich die Investitionen von 10,5 Millionen Euro auszahlen. Der viel zu nasse Juni hielt die Besucher jedenfalls nicht ab. „An einem Tag gab es Starkregen. Doch es gab zum Glück kaum Unwetterschäden“, resümiert Streich. So konnte Mitte Juni schon die 300 000. Besucherin begrüßt werden. Der typische Gartenschaubesucher wird immer jünger. „Zu uns kommen viele Familien. Die Lust am Jäten, Säen und Ernten geht quer durch alle Generationen und soziale Schichten.“
Am Eingang Nord ist das Grüne Quartett angesiedelt
Beim Infopavillon des Landwirtschaftsministeriums wachsen Pflanzen für Garten und Gaumen. „Sie werden staunen, was man alles essen kann“, sagt Streich. An diesem Tag geht es um Rosen. Christine Bender vom Gartenbauzentrum Nord in Kitzingen stellt alte Rosensorten vor und zeigt, was man daraus Leckeres zaubern kann: Rosensirup, Rosengelee und Butter mit Rosenblüten. An allen 171 Gartenschautagen stehen dort Experten für Informationen und Gespräche über den Gartenzaun zur Verfügung.
Nach einer Brücke über den Roten Main kommen Kinder voll auf ihre Kosten bei der „Jungen Landesgartenschau“: Im Weidenlabyrinth befinden sich mehrere Bodentrampoline, es gibt Tischtennisplatten, ein großes Bällebad, eine Bobbycar-Bahn und eine junge Bühne. Zuvor konnten die Kleinen noch im „Erlebnisreich Wald“ der Bayerischen Forstverwaltung auf einem Barfußpfad wandeln und Bäume kennenlernen.
Nun beginnt der Rückweg über das Panoramakabinett, das sich wie ein Balkon in die Landschaft schiebt. Ein Senkgarten mit unterschiedlichen Anpflanzungen lädt hier zum Bummeln und Genießen ein. Der Ausstellungsbeitrag der Kirchen, gelegen zwischen den Friedhofsgärten am Panoramakabinett und der neuen Brücke am Roten Main, zeigt an sieben Stationen den Lebensweg des Menschen von der Geburt bis ins hohe Alter. Nun ist Zeit für eine fränkische Bratwurst mit Brötla, bevor man über den Auenlehrpfand nach zwei Kilometern Rundweg wieder zurück zum Eingang gelangt.
Öffnungszeiten
Die Landesgartenschau in Bayreuth ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Der letzte Einlass an der Kasse ist um 17 Uhr. Ab dem 14. September ist die Schau nur noch bis 18 Uhr geöffnet. Die Landesgartenschau endet am Sonntag, 9. Oktober.
Bei Abendveranstaltungen gelten gesonderte Kassen-, Einlass- und Aufenthaltszeiten.
Eine Tageskarte für Erwachsene kostet 16 Euro, Kinder ab sieben Jahren bezahlen drei Euro. Für Gruppen ab 20 Personen gibt es eine Ermäßigung.
Marktgräfin Wilhelmine (1709 – 1758), die eigentlich Königin von England werden sollte, dann aber in Bayreuth strandete, gibt der neu gestalteten Auenlandschaft am Roten Main rund um den Hammerstätter See den Namen.