Not macht bekanntlich erfinderisch, und die Not ist mit Blick auf die drastisch verminderte Schwimmfähigkeit bayerischer Grundschulkinder groß. Rund 30 bis 40 Prozent der Kinder können laut DLRG Bayern am Ende der Grundschulzeit den Freischwimmer nicht bestehen. Das ruft die Münchner Stadtratsfraktion CSU/Freie Wähler (FW) auf den Plan: Sie fordert für die Landeshauptstadt „einen mobilen Schwimmbad-Truck, in dem ortsunabhängig und je nach Bedarf Schwimmunterricht für Kinder angeboten werden kann“.

Acht-Meter-Becken: Ein mobiles Schwimmbad kostet rund 600.000 Euro
CSU-Stadträtin und bildungspolitische Sprecherin Beatrix Burkhardt sagt: „Andere Städte machen mit dem Schwimmtruck bereits sehr gute Erfahrungen.“ So werde das mobile Schwimmbad im Lkw bereits in der Schweiz, Frankreich und mehreren deutschen Städten wie Köln oder Karlsruhe eingesetzt, entwickelt wurde es ebenfalls in der Schweiz. „Der Truck kann sogar direkt an der Schule parken“, sagt Burkhardt. Werde die Schwimmausbildung so in den Schulalltag integriert, erreiche man Kinder aller gesellschaftlichen Gruppen.
Laut dem Schweizer Hersteller „Aqwa Itinéris“ ist das Schwimmbecken im Truck acht Meter lang, 2,1 Meter breit und dank eines verstellbaren Bodens bis zu 1,2 Meter tief, der Anhänger kommt auf ein Gesamtgewicht von bis zu 42 Tonnen. Im vorderen Teil des Anhängers befinden sich nach Herstellerangaben zudem drei Kabinen, eine Dusche und ein WC. Laut Aqwa Itinéris sei zudem keine Sondergenehmigung vonnöten. Für einen solchen Truck stünden Presseberichten zufolge Kosten von rund 600.000 Euro an – Zugmaschine nicht inbegriffen.
Manuel Pretzl (CSU): „Möglichst vielen Kinder einen Schwimmkurs ermöglichen“
Von der CSU/FW-Stadtratsfraktion heißt es auf Anfrage: „Aus unserer Sicht lohnt sich das, da einige hundert Kinder pro Jahr ausgebildet werden könnten.“ Fraktionsvorsitzender Manuel Pretzl sagt zudem: „München muss alle Kapazitäten bündeln, um möglichst vielen Kindern einen Schwimmkurs zu ermöglichen.“ Die Forderung nach einem Schwimmbad-Truck ist einer von vier Teilen eines am Freitag gestellten Antragspaketes der Oppositionsfraktion, unter anderem mit einer Anfrage an die Stadtspitze, ob ein Schwimmkurs-Angebot an Badegewässern im Sommer grundsätzlich möglich wäre. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagt auf Anfrage: „Wir haben weniger ein Problem an mangelnden Schwimmbädern, sondern dass – wie in vielen anderen Bereichen leider auch – vor allem die nötigen Fachkräfte fehlen.“ Das Antragspaket der CSU/FW-Fraktion werde nun geprüft.
Mobile Lösungen finden bereits seit Jahren immer mehr Anklang in Großstädten: Zu Hochzeiten der Corona-Pandemie fuhr etwa ein Impfbus durch Memmingen und Umgebung. Für Obdachlose wurden in der Vergangenheit mobile Dusch- oder in heißen Monaten sogenannte „Cooling-Busse“ eingerichtet.