Flugblätter mit unmissverständlichem Inhalt, eine mehrtägige NPD-Veranstaltung direkt vor der eigenen Haustüre und auch recht deutliche persönliche Drohungen – Michael Helmbrecht und Karin Bernhardt, die beiden Sprecher des Bürgerforums „Gräfenberg ist bunt“, haben schon einiges erlebt in ihrem Kampf gegen Rechtsextreme.
„Deshalb tut es uns besonders gut, wenn unser Bürgerforum auch offiziell Anerkennung erfährt, wie jetzt durch den Bürgerkulturpreis“, erklärt Bernhard auf der Internetseite des Landtags. Die Auszeichnung „gibt uns Kraft, und hoffentlich auch allen anderen, die sich gegen Rechtsextremismus und für Demokratie engagieren“.
„Demokratie leben und stärken“ lautet in diesem Jahr das Motto des mit 10 000 Euro dotierten Preises, den Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet (CSU) am Montag überreichte. Demokratie sei kostbar, erklärte Bocklet beim Festakt im Maximilianeum: „Sie musste erkämpft werden und sie muss wehrhaft sein.“
Seit Ende 2006 marschierten Rechtsextreme fast jeden Monat zum Kriegerdenkmal in der 4000-Einwohner-Gemeinde – bis Oktober 2009 insgesamt 44 Mal. Die anfangs rund 40 ehrenamtlich aktiven Mitglieder des Bürgerforums setzten den Aufmärschen kreativen Protest entgegen. Alle Aktionen seien absolut friedlich und gewaltfrei abgelaufen, betont Bürgerforum-Sprecher Helmbrecht.
Widerstände spürten die Initiatoren allerdings nicht nur in der rechten Szene: Als das Bürgerforum im Sommer 2008 die Zuerkennung des Würzburger Friedenspreises mit einem Volksfest feiern wollte, meldeten die Neonazis eine Gegendemonstration an. Die Bürger reagierten mit einer Sitzblockade, die Michael Helmbrecht eine rechtskräftige Verurteilung wegen „Versammlungssprengung“ einbrachte. Helmbrecht wehrt sich dagegen, als Gegner von Rechtsradikalen „automatisch in eine linke Schublade geschoben zu werden“. Auch deshalb sei die Auszeichnung des Landtags wichtig.
Der lange Atem und der Mut der Gräfenberger scheint sich aber auszuzahlen: Die Neonazis haben im Oktober die regelmäßigen Aufmärsche aufgegeben. Das Bürgerforum bleibt dennoch weiter aktiv und diskutiert etwa in Schulen über die Hintergründe des Rechtsextremismus.