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MÜNCHEN/RENTWEINSDORF: Rotenhan verlässt CSU wegen Quelle-Rettung

MÜNCHEN/RENTWEINSDORF

Rotenhan verlässt CSU wegen Quelle-Rettung

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    Aus der CSU ausgetreten: der ehemalige Landtagsabgeordnete Sebastian von Rotenhan.
    Aus der CSU ausgetreten: der ehemalige Landtagsabgeordnete Sebastian von Rotenhan. Foto: FOTO A. Wohlfahrt

    Aus Protest über die von Parteichef Horst Seehofer durchgesetzte staatliche Finanzhilfe für das insolvente Versandhaus „Quelle“ hat der frühere unterfränkische Landtagsabgeordnete Sebastian von Rotenhan seinen Austritt aus der CSU erklärt.

    Ein Mann klarer Worte war der 59-Jährige aus Rentweinsdorf (Lkr. Haßberge) schon als Abgeordneter. Daran hat sich offenbar seit seinem Ausscheiden aus dem Landtag im vergangenen Herbst nichts geändert: Die staatliche Unterstützung für das marode Fürther Traditionsunternehmen sei „ein Schlag ins Gesicht aller ordentlich wirtschaftenden Mittelständler“, findet von Rotenhan, der selbst einen Forstbetrieb führt.

    Dabei sei die CSU einmal „die Partei der Freiheit und der sozialen Marktwirtschaft gewesen“, zürnt der Freiherr. Seit aber Horst Seehofer die Führung der Partei übernommen habe, „wird flagrant gegen die Regeln der sozialen Marktwirtschaft verstoßen“, kritisiert von Rotenhan in einem Schreiben an den Rentweinsdorfer CSU-Ortsvorsitzenden Willi Andres, das dieser Zeitung vorliegt. Deshalb trete er nun nach mehr als dreißig Jahren Mitgliedschaft schweren Herzens aus der CSU aus.

    Auf Nachfrage wird von Rotenhan noch deutlicher: Bayern werde heute von Leuten regiert, „die ihr Fähnchen in den Wind hängen“. Seine Vorstellung „als Demokrat“ sei aber, zunächst klare Grundsätze zu formulieren und für diese dann entschlossen um Zustimmung zu werben. „Die CSU von Seehofer und Söder sagt aber mal so, mal so“, kritisiert er. Der Fall „Quelle“ habe bei ihm schließlich „das Fass zum Überlaufen gebracht“, weil sich die „gröblichen Verstöße“ gegen wirtschaftspolitische Grundüberzeugungen der Partei damit endgültig durchgesetzt hätten: „Würde die Kirche das Abendmahl abschaffen, dann würde ich auch dort sofort austreten.“

    Als Abgeordneter hatte es von Rotenhan einst zu überregionaler Medienpräsenz gebracht, weil er im Herbst 2005 offen den Rückzug des damaligen CSU-Chefs Edmund Stoiber aus Berlin kritisiert hatte. Nach einigen gescheiterten Versuchen, in der CSU politische Karriere zu machen, fiel er danach allerdings vor allem durch seine monatelange Abwesenheit im Landtag auf. Nur auf Befehl die Hand zu heben sei „für einen selbstständig denkenden Menschen unerträglich“, erklärte er damals. Sein Landtagsmandat behielt von Rotenhan trotzdem bis zum Ende der Wahlperiode – trotz heftiger Kritik auch aus den eigenen Reihen.

    Unterfrankens CSU-Bezirkschef Michael Glos bedauerte auf Nachfrage den Austritt und bat von Rotenhan, seinen Schritt noch einmal zu überdenken: Manchmal müsse man in einer Partei eben für seine Überzeugungen kämpfen, erklärte Glos.

    „Reisende soll man nicht aufhalten“, findet dagegen CSU-Vize-Generalsekretärin Dorothee Bär, die ebenfalls aus dem Kreis Haßberge stammt. „In seinem Querulantentum passt er gut zu Frau Pauli“, fügt Bär an. Vielleicht wolle er ja in deren neuer Partei mitarbeiten. Solche Pläne weist Sebastian von Rotenhan allerdings weit von sich: „Ich bin fast Sechzig – nein wirklich nicht.“

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