Während die Kritik rund um das Thema Lehrerstellen nicht abreißt, tut man im Kultusministerium so, als sei alles in Ordnung. Vielleicht glaubt man das dort tatsächlich – die bayerischen Klassenzimmer sind in den Münchner Amtsstuben eben ganz weit weg.
Die Gespräche, die die Redaktion in der vergangenen Woche mit zahlreichen Lehrern führte, legen andere Schlüsse nahe. Besonders besorgniserregend: Das Klima zwischen Ministerium und insbesondere jungen Lehrern ist nach jahrelangem Lehrerüberschuss und Unklarheiten über Stellenstreichungen stark belastet. Intransparenz und Gleichgültigkeit werfen die Pädagogen Spaenles Behörde vor, von der sich viele behandelt fühlen wie Zahlen in einer großen Gleichung, die niemals aufgeht. Die unterschiedliche Wahrnehmung vom Bedarf an Lehrern tut ihr Übriges.
Die im Ministerium kaum wahrgenommenen personellen Engpässe sind offensichtlich sehr wohl bayerischer Schulalltag. Bleibt zu hoffen, dass hinter der viel kritisierten Einstellungspolitik nicht die Idee steckt, Lücken langfristig durch billige Referendare und befristet Angestellte mit vergleichsweise niedrigen Bezügen stopfen zu wollen. Das wäre Leiharbeit beim Staat.
Das Kultusministerium muss aufwachen. Es muss anfangen, die Realität in unseren Schulen zu erkennen, und aufhören, die eigenen Statistiken positiver zu interpretieren, als sie sind.