Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Wirtschaft: Albanien will Senioren aus Bayern einen Platz an der Sonne bieten

Wirtschaft

Albanien will Senioren aus Bayern einen Platz an der Sonne bieten

    • |
    • |
    In Albanien könnte der Lebensabend angenehm warm sein und die Pflege erschwinglich.
    In Albanien könnte der Lebensabend angenehm warm sein und die Pflege erschwinglich. Foto: Armando Babani (Archivbild)

    Bis zu 300 Sonnentage im Jahr – in Albanien könnte der Lebensabend angenehm warm sein und die Pflege erschwinglich. Diese Idee steckt hinter einem gemeinsamen Projekt für Seniorenhotels an der Mittelmeerküste, in denen betagte Menschen zumindest zeitweise leben und umsorgt werden sollen. Ob es freilich was wird mit dem Platz an der Sonne, ist offen. 

    Investoren für Seniorenhotels in Albanien

    Auf deutscher Seite gibt es dafür mögliche Investoren, vom albanischen Ministerpräsidenten kam das Versprechen, das geeignete Grundstück bereitzustellen. Viel weiter ist man nicht gekommen und jetzt soll die Allgäu GmbH übernehmen, auch wenn deren Chef Klaus Fischer zum Thema ein wenig wie die berühmte Jungfrau zum Kind kam. Der Tourismus-Experte war ebenso wie die Kirchheimer Unternehmerin Drita Schneider und der Ellzeer Leo Ost (Maschinenringe) Teil einer Delegation von Staatsregierung und Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), in der es um eine stärkere Zusammenarbeit mit Albanien ging.

    Blick auf die Skyline von Tirana.
    Blick auf die Skyline von Tirana. Foto: Christoph Frey

    Denn Albanien, das lange abgeschiedene Land an der Adria, gilt bayerischen Politikern und Wirtschaftsfunktionären als lohnendes Ziel. Niedrige Lohn- und Energiekosten sowie der Wunsch, rasch in die EU zu kommen, lauten die Schlagworte. Die beiderseitigen Chancen seien groß, schwärmt vbw-Präsident Wolfram Hatz. "Wir wollen eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe, zum gegenseitigen Nutzen beider Länder." Chancen sieht Hatz unter anderem im Energiesektor, weil Albanien mit Fotovoltaik und Wasserkraft viel grünen Wasserstoff erzeugen könnte. Das Gas gilt als der "Champagner der Energiewende". Für die bayerische Politik wiederum ist Albanien ein Stabilitätsanker auf dem westlichen Balkan, wie Europaminister Eric Beißwenger (CSU) mehrfach betonte, der unter anderem mit Ministerpräsident Edi Rama sprach. 

    Bayern will über Berufsausbildungen, Albanien über Autos reden

    Ein kahler Besprechungsraum im Wirtschaftsministerium von Tirana: Durchs offene Fenster klingt sacht der Verkehrslärm der 600.000-Einwohner-Stadt, eine sanfte Brise bauscht die braunen Vorhänge. Am langen Tisch sitzen Wirtschaftsminister Blendi Gonxhja und seine wichtigsten Beamten. Auf der anderen Seite die bayerische Delegation, und deutlich wird: Die Erwartungen sind unterschiedlich. Die Bayern wollen über Wasserstoff reden, über Berufsausbildung, über eine Hochschule auf dem Westbalkan. Den Albanern schwebt dagegen eine Fabrik aus dem Automobilzuliefersektor vor. Ein hoher Beamter fragt: "Wo bleiben die großen bayerischen Investoren?" Koreaner und Franzosen seien schon da. Auch als Partner der Rüstungsindustrie bieten sich die Albaner bei diesem Gespräch an. 

    Wichtigster Wirtschaftszweig des Landes ist die Landwirtschaft, der große Hoffnungsträger der Tourismus. Im vergangenen Jahr wurden mehr als zehn Millionen Gästeankünfte registriert und damit das größte Tourismuswachstum in Europa. Im kommenden Jahr steht Albanien als Gastland im Mittelpunkt der internationalen Tourismusbörse ITB, das dürfte für einen weiteren Schub sorgen. Albanien bietet nicht nur Meer, sondern auch Berglandschaften, die sich für Wanderungen eignen. Die Preise sind deutlich günstiger als zum Beispiel in Kroatien. Von München aus beträgt die Flugzeit nicht einmal zwei Stunden.

    Natur pur: Albanien lockt mit unberührten Landschaften.
    Natur pur: Albanien lockt mit unberührten Landschaften. Foto: Florian Sanktjohanser, dpa-tmn

    Dementsprechend wird an der Küste in Hotels investiert, im Süden des Landes entsteht mitten in einem Naturschutzgebiet ein Flughafen. Das Projekt ist deswegen umstritten, doch Albaniens Regierung erhofft sich vom Fremdenverkehr Arbeitsplätze, um die eigenen Menschen im Land zu halten. 

    Hunderttausende sind in den vergangenen Jahren emigriert, das weitere Anwerben von Arbeitskräften gilt im Gespräch mit albanischen Offiziellen deshalb als heikles Thema. 25.000 Arbeitnehmer holt Deutschland im Jahr vom westlichen Balkan, zum Beispiel für die Altenpflege. Doch bei der Anerkennung der beruflichen Qualifikationen hapert es oft noch, hier hat die deutsche Bürokratie aus Sicht der bayerischen Wirtschaft Nachholbedarf. 

    Junge Programmierer verdienen in Albanien 800 Euro

    Ein vor knapp einem Jahr eröffnetes Büro des vbw soll in diesem Bereich helfen und außerdem die Ansiedlung bayerischer Betriebe unterstützen. Viel bewegt hat sich dabei bislang nicht, räumt vbw-Geschäftsführer Bertram Brossardt ein. Am besten laufe es noch in der IT-Branche. 

    Das ehemalige Mausoleum des roten Diktators Enver Hodscha. Heute dient es als Veranstaltungszentrum. Da es nach Hodschas Tode fertig wurde, war der Diktator dort nie bestattet.
    Das ehemalige Mausoleum des roten Diktators Enver Hodscha. Heute dient es als Veranstaltungszentrum. Da es nach Hodschas Tode fertig wurde, war der Diktator dort nie bestattet. Foto: Christoph Frey

    Seit rund eineinhalb Jahren hat das fränkische Software-Unternehmen Imbus eine Außenstelle in Tirana. In einem Hochhaus der Hauptstadt sitzen zehn Programmierer. Tirana biete Annehmlichkeiten wie viele andere europäische Großstädte und sei sehr sicher, schwärmt Vorstand Thomas Roßner. Die Beschäftigten seien jung und gut ausgebildet. Und sie sind billig: Ein Absolvent frisch von der Uni verdient höchstens 800 Euro im Monat.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden