Da schau her, wie bei der buckligen Verwandtschaft. Meldet sich das ganze Jahr nicht, allenfalls per Karte zum Geburtstag, unterschrieben mit: alles Gute, mfG oder so. Und steht urplötzlich da, als dem Onkelchen das Rentenalter auf den Pelz rückt. Säuselt am Telefon was von "Bist ein feiner Kerl" und "Immer schon bewundert", und dass seine Gemäldesammlung ja so einzigartig sei und sein Benz in der Garage auch, und man ihn überhaupt sehr lieb habe.
Sie hätten auch in Sachen Lindners Porsche vorsprechen können
Olaf Scholz wird in gut zwei Jahren 67. Höchste Zeit also, beim Bundeskanzler in der Erbfrage vorstellig zu werden, was laut Süddeutscher Zeitung das Haus der Geschichte in Bonn und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung tatsächlich getan haben. Objekt der Begierde: des Kanzlers Aktentasche. Modell "Times 16", 40 mal 34 Zentimeter groß, Leder, knapp 40 Jahre alt, erstanden in seiner Zeit als Rechtsreferendar. Würden wir "irgendwann" einmal "gerne" haben wollen, weil historisch von Bedeutung teilten beide mehr oder weniger wörtlich mit. Materiell sicher auch, selbst wenn das gute Stück nicht an die Handtaschen von Margaret Thatcher heranreichen wird, die für zigtausende Euro versteigert wurden.
Was man beiden Einrichtungen zugutehalten muss: Sie hätten in lukrativer Hinsicht auch anderweitig vorstellig werden können, und noch viel frühzeitiger. In Sachen Lindners Porsche etwa. Oder Merz’ Flugzeug. Oder Spahns Villa. Oder was den Stammbaum des gerade entlassenen Staatssekretärs Graichen betrifft.