Fünf Tage nach einer Messerattacke in einem Duisburger Fitnessstudio mit vier Schwerverletzten haben die Ermittler einen Tatverdächtigen in seiner Wohnung in der Nähe des Tatorts festgenommen. Inzwischen ist er in Untersuchungshaft. Bei dem Mann handelt es sich um einen 26-jährigen syrischen Staatsbürger, wie die Staatsanwaltschaft Duisburg mitteilte. Mittlerweile hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen, erklärte eine Sprecherin am Freitag. Es gibt Hinweise auf eine terroristischen Hintergrund bei der Tat.
Messerangriff in Duisburg: Tatverdächtiger hat womöglich weitere Tat begangen
Der 26-Jährige steht zudem im Verdacht, zuvor schon einen anderen Menschen attackiert und tödlich verletzt zu haben. Bei einer Untersuchung der DNA des Tatverdächtigen ergab sich zudem eine Spur zu einer weiteren Bluttat, teilte die Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag mit. Es gibt einen möglichen Zusammenhang zu einer Tat, die sich am Osterwochenende in Duisburg ereignet hat: Ein 35-Jähriger, der eine Party besuchte, wurde dabei erstochen.
Nach Informationen von RTL West wurden auf dem Handy des Verdächtigen Fotos und Videos mit islamistischem Hintergrund gefunden. Die Behörde habe deshalb die Ermittlungen von der Duisburger Staatsanwaltschaft übernommen. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hatte der 26-Jährige im April 2016 einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Polizeilich ist er bis zu diesem Zeitpunkt nicht in Erscheinung getreten. Zu der mutmaßlichen Tat schweigt er bislang.
Bei der Festnahme des 26-Jährigen in der Nacht auf Sonntag haben Ermittler zwei Messer sichergestellt. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft Duisburg am Sonntag mitteilten, kommen sie als mögliche Tatwaffen infrage. Eines der Messer – die mögliche Tatwaffe – habe eine 20 Zentimeter lange Klinge. Zeugen der Tat sprachen während der Ermittlungen sogar von einer Machete.
Nach Messerattacke in Fitnessstudio: Ermittler überprüfen Terror-Hintergrund
Die Mordkommission "Schwan" hatte seit Freitag mit Fahndungsfotos einer Überwachungskamera nach dem Mann gefahndet. Nach der Tat war er auf der Flucht. Zu sehen war ein etwa 25 bis 35 Jahre alter Mann mit schwarzem Vollbart, der sich zu Fuß vom Tatort weg bewegte. Mehrere Zeugen hatten laut Polizei den auf den Fotos zu erkennenden Mann unabhängig voneinander als Tatverdächtigen identifiziert.
Zwei Bekannte des Mannes hatten der Polizei am Samstagnachmittag konkrete Hinweise geliefert. Sie hätten den Mann, seine Kleidung und seinen Rucksack auf den Bildern "100-prozentig erkannt". Am Montag wurde der Verdächtige dem Haftrichter vorgeführt und in Untersuchungshaft genommen. Der Mann habe bei der Vorführung von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht und sei anwaltlich vertreten, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Der Tatvorwurf lautet auf versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung.
Zunächst sah die Staatsanwaltschaft Anzeichen für eine Amoktat. "Wir gehen eher davon aus, dass es sich bei allen vier um Zufallsopfer handelt", sagte Staatsanwältin Jill Mc Culler gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das ergebe sich insbesondere aus Angaben von Geschädigten, nach denen keiner von ihnen den mutmaßlichen Täter gekannt habe.
Messerangriff in Duisburger Fitnessstudio: 21-Jähriger weiterhin in Lebensgefahr
Vier Männer waren bei dem Angriff am Dienstagabend vergangene Woche mit einer Hieb- und Stichwaffe schwer verletzt worden. Die ersten Notrufe wegen des Angreifers in dem Fitnessstudio waren am Dienstag gegen 17.40 Uhr bei der Polizei Duisburg eingegangen. Die Beamten rückten mit Unterstützung von Spezialkräften zum Großeinsatz aus.
Ein 21-Jähriger schwebt laut Polizei eine Woche nach der TAt weiterhin in Lebensgefahr. Von drei weiteren Opfern, die nicht direktes Ziel des Angriffs gewesen sein sollen, seien zwei 24-Jährige "weiterhin im Krankenhaus, aber nicht in Lebensgefahr", berichtete die Staatsanwältin. Lediglich ein 32-jähriger Verletzter konnte mittlerweile aus der Klinik entlassen werden.
"Wir bedauern den Vorfall in unserem Club in Duisburg sehr und hoffen, dass die Opfer schnell wieder gesund werden", hieß es in einer E-Mail von John Reed Fitness auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Man unterstütze die polizeilichen Ermittlungen an allen möglichen Stellen. "Die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitglieder sowie unserer Mitarbeiter stehen für uns an erster Stelle. Unser Ziel ist es, dass sie sich in unseren Studios sicher und gut aufgehoben fühlen." (mit dpa)