„Wir sind zutiefst erschüttert über das Geschehene“, sagt José Ballesta. Der Bürgermeister der südspanischen Stadt Murcia steht nur wenige Meter entfernt von jener Diskothek, in der am frühen Sonntagmorgen mindestens 13 junge Menschen in einem Feuer umkamen. Es ist die größte Nachtclub-Brandkatastrophe in Europa seit Jahren.
Teile der Fassade sind rußgeschwärzt. Gegen sechs Uhr morgens ging der erste Notruf bei der Feuerwehr ein, die wenig später mit mehreren Löschzügen an der Brandstelle war. Doch den Menschen, die im ersten Stockwerk von den Flammen eingeschlossen waren, konnten die Brandbekämpfer nicht mehr helfen. Die Flammen hatten sich offenbar blitzschnell ausgebreitet und den in der ersten Etage Feiernden den Fluchtweg abgeschnitten.
„Um acht Uhr morgens, zwei Stunden nach dem Ausbruch, war das Feuer gelöscht“, berichtet Bürgermeister Ballesta. Aber weil das Dach des zweigeschossigen Gebäudes eingestürzt war und weitere Teile des Partypalastes zu kollabieren drohten, wurde die ganze Tragweite der Katastrophe erst am Sonntagnachmittag deutlich. Erst mussten Trümmer beseitigt werden. Dann wurde das stark beschädigte Gebäude provisorisch abgestützt. Erst dann konnten die Helfer die Leichen bergen.
Zeugen nach dem Brand in spanischer Diskothek: Erste Etage war ein „Labyrinth“
Nach der Brand-Katastrophe im Nachtclub „Fonda Milagros“ in der südspanischen Stadt Murcia berichten nun Zeugen über schwere Sicherheitsmängel in der Diskothek. Zudem teilten die Behörden mit, dass der Klub keine Betriebserlaubnis hatte.
Die erste Etage des Nachtlokals, in dem offenbar in einem von mehreren Partysälen der Brand ausgebrochen war, sei ein „Labyrinth“ gewesen, berichtete eine Besucherin. „Zudem gab es aus dem Erdgeschoss nur eine Treppe nach oben.” Auch seitens der Feuerwehr hieß es, dass in der oberen Etage, in der die Menschen starben, kein Notausgang existiert habe. Das erklärt, warum ein Partyraum, in dem ein junger Mann mit Freunden und Familienangehörigen seinen 30. Geburtstag feierte, zur tödlichen Falle werden konnte.
Ein weiterer Nachtclubbesucher, der sich in der Brandnacht in Sicherheit bringen konnte, erzählt, dass sich der Brand sehr schnell ausgebreitet habe. „Das war keine Frage von einer halben Stunde, sondern von Minuten.“ Zudem habe es in der Diskothek sehr viel brennbare Dekoration gegeben. „Es wundert mich nicht, dass dieses Unglück geschehen ist.“
Bürgermeister will im Falle behördlicher Schlampereien Konsequenzen ziehen
Die Ursache des Brandes ist noch unklar. War es ein Kurzschluss? Wurden Feuerwerkskörper gezündet? Am Tag des Unglücks gab es dazu Spekulationen, doch die Ermittler hüllten sich zunächst in Schweigen. Einige Besucher berichten von Feuerwerkskörpern, wie etwa Wunderkerzen, die oftmals während der Partys in dem Lokal als Showeffekt gezündet worden seien.
Bürgermeister José Ballesta kündigte an: „Wir werden untersuchen, ob es Versäumnisse gab.“ Und er werde dafür sorgen, dass im Falle von behördlichen Schlampereien personelle Konsequenzen gezogen werden. Inzwischen wurde bekannt, dass der Unglücksdiskothek nie eine Erlaubnis erteilt worden war. Dies hinderte den Nachtclubbetreiber aber nicht daran, jedes Wochenende die Türen seines Lokals zu öffnen. Der Besitzer teilte inzwischen mit, er wisse nichts vom Entzug der Betriebserlaubnis.
Die Räumlichkeiten der Disco „Fonda-Milagros“ gehörten bis vor wenigen Jahren zum benachbarten Nachtlokal „Teatre“ und waren 2019 baulich abgetrennt worden. Die Bauaufsicht hatte aber die Genehmigung für diese Abtrennung verweigert. Nach jahrelangem Streit zwischen Stadtverwaltung und den Discobetreiber verfügten die Behörden 2022 die Schließung der beiden Partypaläste. Doch offenbar fühlte sich niemand dafür zuständig, diese Schließung auch durchzusetzen und die Betriebe stillzulegen.
2015 waren in Bukarest 64 Menschen in einem Tanzsaal gestorben
Der von der Justiz eingesetzte Untersuchungsrichter hat also nach Lage der Dinge viel Arbeit vor sich, um diesen Sumpf aus behördlicher Schlamperei und mutmaßlichen illegalen Handlungen des Nachtclubbetreibers aufzuklären.
Das Großfeuer im „Fonda Milagros“ ist die schlimmste Brandtragödie in einem europäischen Nachtclub seit 2015. Damals starben in der rumänischen Hauptstadt Bukarest 64 Menschen in einem Tanzsaal. Auch in Spanien wurden am Sonntag Erinnerungen an ähnliche Katastrophen wach: 1990 starben bei einem Brand in einer Disco in der Stadt Saragossa 43 Personen. In der spanischen Hauptstadt Madrid kamen 1983 in einem Nachtclub 81 Menschen ums Leben.
Spaniens geschäftsführender Regierungschef, der Sozialdemokrat Pedro Sánchez, sprach nach dem Unglück in Murcia von einem „tragischen Feuer“. Er übermittelte, genauso wie Spaniens konservativer Oppositionschef Alberto Núñez Feijóo, den Familien der Opfer sein Beileid.