Avatar der beste Film? Beyoncé das beste Album? Blutbuch das beste Buch? So naheliegend ist es längst nicht. Hier sind die persönlichen Lieblinge von zehn Redaktionsmitgliedern:
Stefanie Wirsching
Ein Roman über die Grenzen der Diplomatie – passt der in diese Spalte? Unbedingt, das ist ja eben das Kunststück, das Lucy Fricke im Politthriller Die Diplomatin gelingt. Lässt eine Konsulin in Istanbul an der Willkür des Machtapparats verzweifeln – die rettet sich in grandiose Selbstironie.

Richard Mayr
Eine spannende Geschichte mit einigen interessanten Wendungen bietet Susanne Abel bei der Fortsetzung ihres Bestsellers Stay Away From Gretchen. In Was ich nie gesagt habe erzählt sie nun davon, was Tom Monderath von seinem Vater nicht gewusst hat.
Birgit Müller-Bardorff
Eine Familie, die auf dem Friedhof lebt, eine Großmutter mit telepatischen Fähigkeiten und Personen, die plötzlich verschwinden – Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen ist geheimnisvoll und ein bisschen zum Gruseln. Dazu kommen Witz und Figuren, die man ins Herz schließt. (ab 10)
Stefan Dosch
Countertenöre im sind heute nichts Ungewöhnliches mehr. Bruno de Sà jedoch singt, wo sonst Männer nur mit Falsetttechnik hinreichen, mit seiner naturgegebenen Sopranstimme. So dürften, hört man das fulminante Album Roma travestita, einst die Kastraten tatsächlich geklungen haben.

Veronika Lintner
Wenn Reiche und Schöne Schiffbruch erleiden: In Ruben Östlunds Film Triangle of Sadness erlebt die feine Gesellschaft auf einer Luxus-Yacht ihre Havarie. Die seekranke Sunnyi Melles gibt ihr Äußerstes und Innerstes. Bitterkomisch, Tiefgang mit Wellengang.
Doris Wegner
Bully Michael Herbig kann nicht nur Klamauk, sondern auch zugespitzte Satire: 1000 Zeilen thematisiert den Spiegel/Relotius-Skandal. Beste Unterhaltung – schluck, auch wenn die eigene Branche ordentlich eins drübergebraten bekommt.

Klaus-Peter Mayr
Kann’s jemand so gut wie Max Uthoff und Claus von Wagner? Für mich ist Die Anstalt im ZDF das beste Politkabarett der Republik. Wie die beiden Satire mit investigativer Recherche, Wortkunst und Schauspiel verknüpfen, ist zum Lachen. Und Gruseln.
Felicitas Lachmayr
Birmingham in den 1930ern. Eine Hinterhof-Gang nimmt es mit Faschisten auf, um an der Macht zu bleiben. Auch in der letzten Staffel von Peaky Blinders wird geraucht, geflucht, getötet. Spannendes Serien-Ende mit gewohnt guter Musik, gewohnt guten Darstellenden und ungewohnt wenig Whiskey.

Christian Imminger
Das Hin und her um die Fußball-WM. (Keine) One-Love-Verlegensheitsbinde, Palästina-Fahnen, Hansi desorientiert, Moral ist aufm Platz und Marokko vierter, ein Wahnsinns-Finale und insgesamt ein nötiger Perspektivwechsel, dass Europa nicht immer Maß und Mitte ist. Fast möchte man der korrupten Fifa danken.
Lea Thies
Philosophie mal anders: Philosophix von Étienne Garcin und A.Dan ist eine Graphic Novel über die großen Ideen schlauer Köpfe wie Platon, Sartre, Nietzsche. Kunst mal anders: In Kunstfresser – Aus dem Leben einer Museumsmotte von Christine Ziegler gibt es Kunstgenuss für Kinder.
Wolfgang Schütz
Im Einzelnen: Oscar-taugliche Kino-Erlebnisse mit David O. Russells Amsterdam und mit Ruben Östlunds Triangle of Sadness. Sowie in Summe: Die Wiederkehr der Live-Konzerte – vom Kellerklub bis zum Stadion, was hat das doch gefehlt!