Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Tipps
Icon Pfeil nach unten

MIKE KRÜGER:: Aus dem Leben einer Super-Nase

MIKE KRÜGER:

Aus dem Leben einer Super-Nase

    • |
    • |
    Musiker, Schauspieler, Moderator: Mike Krüger erzählt in der Autobiografie „Mein Gott, Walther“ von seiner bewegten Karriere.
    Musiker, Schauspieler, Moderator: Mike Krüger erzählt in der Autobiografie „Mein Gott, Walther“ von seiner bewegten Karriere. Foto: Foto: D. Reinhardt, dpa

    Mike Krüger, 1951 in Ulm geboren, wurde 1975 mit dem Blödelsong „Mein Gott, Walther“ quasi über Nacht berühmt. Diesen Titel trägt auch seine Autobiografie, die jetzt bei Piper erschienen ist. Sein größter Hit war „Der Nippel“. Erfolge feierte Krüger zudem als Schauspieler („Piratensender Powerplay“, „Die Supernasen“). Ab 1986 folgte eine weitere Karriere – als TV-Moderator („Vier gegen Willi“, „Krüger sieht alles“) und festes Mitglied in der Show „7 Tage, 7 Köpfe“. Er habe noch die goldenen Zeiten der Musik- und Fernsehbranche erlebt, in denen Geld keine Rolle spielte, erzählt er. Und er erklärt, warum er trotzdem nicht abhob.

    Frage: Herr Krüger, Ihre Autobiografie beginnt mit bedrückenden Berichten über Ihre Jugendjahre im Internat.

    Wenn man unter solchen Umständen aufwächst, hat man nur zwei Möglichkeiten: Entweder wird man ähnlich bösartig oder man entwickelt sich in die entgegengesetzte Richtung. Bei mir war zum Glück Letzteres der Fall. Ich habe versucht, die Internatszeit mit Humor und Optimismus zu überstehen. Aber sie hatte auch eine gewisse Abhärtung zur Folge, was im Showgeschäft sicher kein Nachteil ist.

    Sie sind 1975 quasi aus Versehen berühmt geworden. Hätten Sie auch ohne das Lied „Mein Gott, Walther“ Karriere gemacht?

    Krüger: Nein, bestimmt nicht. Ich habe damals Architektur studiert und bin zufällig in der Hamburger Kultkneipe „Dannys Pan“ aufgetreten, um mein Bafög aufzubessern. Wenn sich „Mein Gott, Walther“ anschließend nicht 800 000, sondern nur 8000 Mal verkauft hätte, wäre das auch toll gewesen, aber ich würde heute Häuser bauen.

    Wie verkraftet man das, wenn man mit Mitte zwanzig zum Star wird?

    Krüger: Daran hat meine Frau Birgit einen ganz enormen Anteil. Erst mal war ich komplett überfordert. Ich lebte in einer Eineinhalb-Zimmer-Wohnung und fuhr einen R4, aber auf Tourneen wurde ich in Hotelsuiten untergebracht und von einem Chauffeur in einer Limousine kutschiert. Wenn einem dann noch alle auf die Schulter klopfen und versichern, „Alter, du bist der Größte“, kann man eigentlich gar nicht anders als abzuheben; das ist ja auch vielen Kollegen passiert. Ich hatte das Glück, dass zu Hause eine Frau auf mich wartete, die mir klargemacht hat, dass ich auch weiterhin fürs Kartoffelschälen zuständig sei.

    Wäre Ihre Karriere ohne Ihre Frau anders verlaufen?

    Krüger: Auf jeden Fall. Meine Hits wären mir vermutlich trotzdem eingefallen, aber ich habe im Gegensatz zu Birgit keine Ahnung von Geldanlagen, Steuererklärungen oder Gema-Abrechnungen, das hat alles immer sie gemacht.

    Sie beschreiben in Ihrem Buch, wie in der Musik- und der Fernsehbranche in den Siebzigern und Achtzigern das Geld mit vollen Händen zum Fenster rausgeworfen worden sei. Das ist heute vermutlich anders . . .

    Krüger: Total anders. Ich bedanke mich jeden Morgen dafür, dass ich zur richtigen Zeit in dieser Branche angefangen habe. Ich habe zum Glück noch die Vinyl-Jahre miterlebt, in der echte Umsätze gemacht wurden. Heute gibt's ja schon für 100 000 verkaufte Alben eine Goldene Schallplatte. So viel habe ich damals in einer Woche verkauft. Und dann kam die Startphase des Privatfernsehens, als Männer wie Leo Kirch TV-Sender aufmachten und Geld keine Rolle spielte. Wenn ich heute erzähle, was ich erlebt habe, sind jüngere Menschen überzeugt, dass ich mir das alles ausdenke. Von den Büfetts, mit denen damals eine neue Platte oder ein neuer Film gefeiert wurde, könnte man heute ganze Flüchtlingskonvois ernähren. Es waren unglaubliche Zeiten.

    Mit „7 Tage, 7 Köpfe“ haben Sie mit der Showmaster-Legende Rudi Carrell ab 1996 neue Maßstäbe für die TV-Comedy gesetzt. Die Sendung brauchte jedoch einen gewissen Anlauf. Wäre so etwas heute noch möglich?

    Krüger: Langer Anlauf stimmt, aber es war ja nicht so, dass wir kurz vor der Absetzung standen. Richtig schlecht waren unsere Quoten auch am Anfang nicht. In Gefahr war die Sendung ohnehin nie, weil Rudi bei RTL einen großen Rückhalt genoss. Heute wäre es aber in der Tat erheblich schwieriger, da müssen neue Formate auf Anhieb funktionieren.

    Was war das Erfolgsgeheimnis der Show?

    Krüger: Rudi hat damals zu mir gesagt: „Wir brauchen einen Dicken, einen Kleinen und eine tolle Frau. Du hast eine lange Nase, ich bin Holländer – das reicht.“ Aber so einfach war es natürlich nicht. Das Kunststück bestand darin, das richtige Ensemble zusammenzustellen. Man darf nicht vergessen, dass wir zehn Jahre lang jede Woche zwei bis drei Tage zusammen waren. Trotzdem gab es nie Streit. Die „7 Köpfe“ bildeten wirklich eine Einheit, wir haben nach wie vor Kontakt zueinander.

    Wie war die Zusammenarbeit mit Rudi Carrell? Der konnte ja auch recht unangenehm werden.

    Krüger: Er hat immer gesagt, dass „7 Tage, 7 Köpfe“ die schönste Zeit seiner ehrfurchtgebietenden TV-Karriere gewesen sei, und mir geht es genauso, weil das Arbeiten sehr entspannt war. Außerdem gab es einen für Fernsehverhältnisse ungewöhnlich geregelten Ablauf: Mittwochs und donnerstags haben wir Gags geschrieben, Freitagmittag war die abschließende Sitzung und abends die Sendung. Weil wir irgendwann auch sehr erfolgreich waren, hatte Rudi ohnehin keinen Grund auszuflippen. Aber er war natürlich der Produzent. Und wenn er einen Gag nicht witzig fand, flog der raus, da hat er auch nicht lange um den heißen Brei rumgeredet. Meistens war das aber gar nicht nötig, denn jeder wollte natürlich die besten Gags haben, und so haben wir uns gegenseitig zu höchstem Niveau angestachelt.

    Wie hat sich das Fernsehen aus Ihrer Sicht seither entwickelt?

    Krüger: Ich bin teilweise ehrlich erschüttert, vor allem, wenn ich mir die sogenannten Reality-Sendungen anschaue, für die sich Menschen bei ihrem sinnlosen Dasein filmen lassen. Dass so was dann auch noch gesendet wird, finde ich ziemlich frech.

    Was entgegnen Sie jemandem, der Ihre Karriere so zusammenfasst: Außer Gelächter nichts gewesen?

    Krüger: Dann sage ich: Das war genau mein Ziel. Ich werde immer wieder von Menschen angesprochen, die sich dafür bedanken, dass ich sie zum Lachen gebracht habe. Ich finde, das ist das größte Kompliment, das einem gemacht werden kann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden