Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Tipps
Icon Pfeil nach unten

BERLIN: Horst Lichter, der Trödelkönig

BERLIN

Horst Lichter, der Trödelkönig

    • |
    • |
    Wertvoll oder wertlos? Diamantgutachterin Heide Rezepa-Zabel mit Horst Lichter in einer Folge von „Bares für Rares“. Das Format „Trödelshow“ erlebt gerade einen Boom. Lichters Sendung im ZDF ist die erfolgreichste.
    Wertvoll oder wertlos? Diamantgutachterin Heide Rezepa-Zabel mit Horst Lichter in einer Folge von „Bares für Rares“. Das Format „Trödelshow“ erlebt gerade einen Boom. Lichters Sendung im ZDF ist die erfolgreichste. Foto: Foto: Frank Hempel, ZDF

    Horst Lichter kommt mit „Bares für Rares“ ins Abendprogramm. Die zwei 90-minütigen Spezialausgaben der Show laufen am Donnerstag, 15. Juni, und einen Monat später am 13. Juli. Lichter wurde 1962 im nordrhein-westfälischen Nettesheim als Sohn eines Bergmanns geboren. Er machte eine Ausbildung zum Koch und arbeitete dann in einer Brikettfabrik. Später eröffnete er eine Gaststätte. Von 2006 bis 2017 war er in der ZDF-Koch-Show „Lafer! Lichter! Lecker!“ zu sehen. Lichter ist in dritter Ehe verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in Badenweiler im Schwarzwald. Wir haben mit ihm über Autos, alte Dinge und seine Sammelleidenschaft gesprochen.

    Frage: Herr Lichter, in der Show „Bares für Rares“ verkaufen Menschen Trödel und Antiquitäten. Was war das Kostbarste, das bislang den Besitzer gewechselt hat?

    Horst Lichter: Am meisten wurde für ein Auto bezahlt, ein Borgward Cabriolet aus den 60er Jahren – das wurde für fast 30 000 Euro verkauft.

    Ist in „Bares für Rares“ alles wirklich echt oder gibt es ein Drehbuch?

    Lichter: Es sind keine geschriebenen Fälle, es sind echte Menschen mit ihren echten Gegenständen und Geschichten. Es ist das Wichtigste an der Sendung, dass sie gnadenlos ehrlich ist. Die Händler dürfen zum Beispiel niemals wissen, welche Objekte kommen. Sie werden von Security bewacht, sitzen in separaten Räumen und dürfen vorher und nachher keinen Kontakt zu den Verkäufern haben. Nur die Experten, die das jeweilige Objekt bewerten und erklären, dürfen sich ein wenig vorbereiten. Die Verkäufer müssen sich ja bewerben und reichen dabei Fotos ein, und anhand dieser Bilder können sie recherchieren.

    Ihre Sendung ist so erfolgreich, dass das ZDF jetzt eine Abendshow daraus macht. Überhaupt liegen Trödelshows im Trend. Ist diese Besinnung auf Altes eine Gegenreaktion auf die immer schneller werdende Konsum- und Wegwerfgesellschaft?

    Lichter: Ja, da bin ich mir ganz sicher. Die Leute fangen an, auf Werte zu achten – und damit meine ich nicht nur Gegenstände. Sie haben es satt, dass im Fernsehen Menschen vorgeführt werden. Ich selber bin ein Menschenliebhaber, das ist meine größte Leidenschaft, und ich kann diese Formate nicht ertragen, in denen Menschen vorgeführt werden.

    Mit den schönen alten Dingen hat man etwas Werthaltiges – und wenn es auch manchmal nur die Geschichte ist, die dahinter steht, die wertig ist.

    Auch Sie sammeln alte Dinge. Wann haben Sie damit angefangen?

    Lichter: Ich war schon als Kind so. Ich habe neue Spielsachen gegen alte getauscht, mein neues Fahrrad gegen ein uraltes. Ich fand immer alte Häuser schöner als ein neu gebautes, ein gemütlich eingerichtetes schöner als ein modernes, karg möbliertes. Ich liebe die Geschichten hinter den Dingen, ich kann das gar nicht erklären. Ich kann mich über ein junges Bäumchen freuen, das gerade sprießt, aber ich stehe voller Ehrfurcht vor einem alten Baum.

    Sie sollen bereits mehr als 100 Autos besessen haben. . .

    Lichter: Wie viele es genau waren, weiß ich gar nicht. Bei mir ist es so: Ich war ein Arbeiterkind. Das erste Moped, das hast du repariert, ein bisschen hübscher gemacht, dann hast du es verkauft und das nächstgrößere gekauft. Und irgendwann war es bei mir ein Kommen und Gehen von Fahrzeugen. Aber ich bin stolz darauf, dass ich nie annonciert habe, sondern immer nur an gute Freunde und Bekannte abgegeben habe, und auch nur für den Preis, den ich bezahlt hatte.

    Was ist Ihnen das liebste Stück aus Ihrer Sammlung?

    Lichter: Das ist schwierig – und das sage ich nicht, weil ich Angst vor Neidern hätte, sondern weil für jeden Menschen andere Dinge wertvoll sind. Ich weiß durch „Bares für Rares“, dass es für alles immer drei Preise gibt: Das, was man bezahlt hat; das, was man bekommt, wenn man verkaufen muss; und das, was jemand gibt, der es unbedingt will.

    Sie sind ja vor einer Weile aus Ihrer nordrhein-westfälischen Heimat in den Schwarzwald umgezogen. . .

    Lichter: Ja, und meine Sammlung ist nur zu kleinen Teilen mitgezogen. Ich hatte eine unfassbar riesige Sammlung, 4000 Kaffeekannen und weiß der Teufel was alles für Zeug! Irgendwann wurde es Ballast, und ich habe fast 80 Prozent davon verschenkt und 20 Prozent gegen Spenden abgegeben.

    Und was sammeln Sie heute?

    Lichter: Ein paar Autos, ein paar Motorräder, die ich sehr liebe und pflege, verschiedene Bücher und Zeitschriften. Ansonsten sammle ich heute das, worauf es mir ankommt: Erinnerungen und Menschen.

    „Bares für Rares“ läuft mittlerweile fast täglich – nachmittags im ZDF, vormittags und abends auf ZDFneo. Wird Ihnen das nicht zu viel?

    Lichter: Ich mache nur die Dinge, die mir Freude machen, und schöpfe daraus Kraft. Bei jedem Drehtag mache ich viel Blödsinn, da wird viel gelacht. Ich habe aber auch ein Ohr für die Sorgen meiner Mitarbeiter, ob es nun Kameraleute, Praktikanten oder Kabelträger sind. Mit jedem rede ich, jedem gebe ich die Hand. Ich bin morgens immer eine Stunde früher da, um alle zu begrüßen, weil ich möchte, dass sie sich wohlfühlen. Außerdem ist das Wichtigste im Leben, Maß zu halten, und ich halte Maß. Ich schlage auch mal über die Stränge beim Essen – aber vielleicht einmal im Monat. Man muss sich die schönen Dinge einteilen.

    Die Show „Bares für Rares“ Kandidaten bringen Trödel mit und lassen ihn schätzen. Dann bieten sie ihn den Händlern an, die darum feilschen. „Bares für Rares“ läuft seit 2013. Die Show begann ganz klein, in der ersten Staffel wurden nur sechs Folgen für ZDFneo produziert. Mittlerweile läuft die siebte Staffel, die mehr als 200 Folgen umfasst, im großen ZDF. Grund für den Ausbau: die fantastischen Quoten. Im März 2017 erreichte eine Folge knapp 2,4 Millionen Menschen – ein Viertel der Gesamtzuschauer zu dieser Tageszeit. Und, untypisch für das ZDF: Auch in der jüngeren Zielgruppe erreicht die Sendung Spitzenquoten. jako

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden