Aber was macht man nicht alles aus und für die Liebe! Rinderzunge zum Beispiel! Das ist die Leibspeise ihres Mannes, und die hatte er zu Hause immer so gekocht bekommen, wie sie ihm besonders gut schmeckt. „Mein erster Versuch hat uns auch sehr gut geschmeckt“, sagt Maria Kaiser. Mittlerweile gibt's bei den Kaisers vier, fünf Mal im Jahr Zunge, wobei die Chefin des Hauses darauf achtet, eine frische zu bekommen. „Die schmeckt einfach noch besser als eine gepökelte“, sagt sie. Und weil sie „ein Fan von Semmelknödeln“ ist, gibt's die üblicherweise zur Zunge servierten Nudeln im Hause Kaiser nicht.
„Durch meinen Mann habe ich viel gelernt beim Kochen“, sagt Maria Kaiser. Rinderzunge, Wild, Feldhase – derart kannte sie von zu Hause nicht. „Das gab es bei uns nicht.“ Learning by doing – auf diesen Nenner bringt die Mutter einer Tochter ihre Küchenkarriere. Maria Kaiser hat sich auch einige Kochbücher gekauft, aber dann festgestellt, dass „die es auch nicht anders machen als ich immer schon“.
Bodenständig und anders
Natürlich holt sie sich Anregungen aus den Kochbüchern, auch aus dem Fernsehen, wobei sich Maria Kaiser schon mal kräftig darüber aufregen kann, wenn sich der ein oder andere Fernsehkoch verkünstelt: „Da denk' ich mir oft: Mach' doch mal was Simples und net so Pflenz.“ Bodenständig und trotzdem mal was anderes, das würde Maria Kaiser gerne häufiger sehen im Fernsehen. Eine Ursache, dass sie so „leidenschaftlich gerne kocht“, sieht sie in ihrer Schulzeit, als sie die Hauswirtschaftsschule in Lülsfeld besuchte. Die wurde von Nonnen geführt, da stand Kochen täglich auf dem Stundenplan. „Das war sehr lehrreich, da bin ich 'versaut' worden“, sagt Maria Kaiser und lacht herzlich.
Die Kaisers schlachten jedes Jahr ein Schwein. Bratwürste, Schinken, Kesselfleisch, -suppe, Braten, Schnitzel – alles, was zu einer Hausschlachtung gehört, wird in Gemeinschaftsarbeit mit dem Metzger hergestellt. „Da wissen wir wenigstens, was drin ist“, sagt Maria Kaiser. Sie legt viel Wert darauf, regional einzukaufen, am liebsten direkt beim Erzeuger. „Deshalb hat uns der Dioxin-Skandal auch nicht belastet, weil wir in der großen Mehrheit wissen, wo unsere Lebensmitteln herkommen.“
Rinderzunge in Weißweinsoße mit Semmelknödeln
Die Zubereitung: Die Rinderzunge waschen, mit Küchenpapier trockentupfen und in einem großen Topf in Salzwasser eineinhalb bis zwei Stunden weichgaren (im Schnellkochtopf braucht sie etwa eine Stunde). Dann eine Garprobe machen: Wenn man die Zunge ansticht und dabei noch Blut austritt, braucht sie noch etwas Zeit. Wenn die Zunge gar ist, schrecken Sie sie in einer Schüssel mit kaltem Wasser ab. Dann die äußere Haut abziehen und die Zunge in – nicht zu dünne – Scheiben schneiden. Aus Butter und Mehl stellen Sie eine helle Einbrenne her. Löschen Sie sie mit der Gemüsebrühe und dem Weißwein ab. Die Soße noch kräftig mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Zungenscheiben in die Soße geben und noch etwas ziehen lassen. Die Soße sollte nicht mehr kochen, allenfalls simmern. Die Semmeln in Scheiben schneiden, mit der Milch übergießen und etwas ziehen lassen. In der Zwischenzeit lassen Sie die klein geschnittene Zwiebel mit der Petersilie glasig dünsten. Zusammen mit einer Prise Salz, etwas frisch geriebener Muskatnuss und zwei bis drei Eiern (je nach Größe) geben Sie das Ganze dann über die eingeweichten Semmeln. Die Masse kräftig durchkneten, bis ein homogener Teig entstanden ist. Daraus Klöße formen und etwa 20 Minuten in Salzwasser gar ziehen lassen. Der Einkaufszettel (für vier Personen): Für das Fleisch: 1 Rinderzunge, etwa 1,5 kg 1 Bund Suppengrün (Zwiebel, Karotten, Knollensellerie, Lauch) Wasser zum Ansetzen Salz Für die Weißweinsoße: Butter Mehl (für die Einbrenne) 0,5 Liter Gemüsebrühe 0,5 Liter Weißwein Für die Semmelknödel: 10 bis 12 Semmeln etwa 0,25 Liter Milch 1 Zwiebel Petersilie Salz, Muskat 2 bis 3 Eier Dazu passt sehr gut Endiviensalat.