Den Tiefpunkt erreicht Ed Sheerans neue und enttäuschend ehrgeizarme Songsammlung im vorletzten, dem dreizehnten Stück. „The Day I Was Born“ beleuchtet das harte Schicksal eines Januar-Geborenen (Sheeran selbst kam Mitte Februar zur Welt), an dessen Geburtstag mal wieder reihenweise die Freunde absagen, sodass er allein feiern muss. Als wäre das Thema nicht schon banal, kitschig und unglaubwürdig genug, verstopft Ed Sheeran seine schwachbrüstige Komposition mit so viel Soundsirup, dass sich selbst ein in diesen Belangen furchtloser Chris de Burgh wohl erschrecken würde. Dass im Refrain auch noch gejodelt wird, macht die Sache nicht besser.
Nein, man sollte schon ehrlich und – nach fünfzig Minuten voller Sentimentalitäten und Plattitüden – etwas erschöpft festhalten, dass Ed Sheerans siebtes Album „Autumn Variations“ sein bislang schwächstes ist. Man musste den 32 Jahre alten Engländer ja auch bislang nicht zwingend für das Maß aller musikalischen Dinge halten. Überraschungsmomente waren nie die Stärke dieses Rotschopfs. Auch Superhits wie „Perfect“ oder „Thinking Out Loud“ leben von ihrer schmerzfreien Schmalzigkeit.
Die Melodien plätschern auf „Autumn Variations“ von Ed Sheeran träge vor sich hin
Das Problem von „Autumn Variations“: Keine der vorgenannten Qualitäten finden sich hier. Als Inspiration habe, so Sheeran, der Vierzehn-Stücke-Zyklus „Enigma Variations“ des englischen Komponisten Edward Elgar gedient, doch das Konzept, Lieder über Freunde und Angehörige zu singen, bleibt vage. Die Melodien plätschern träge und wenig einprägsam vor sich hin. Die Songs schwappen kaum differenzierbar ineinander, das Tempo variiert nur unzureichend, alles ist ein langer dröger Fluss.
Es gibt auch gute Momente. „England“ fängt in seiner Schwermütigkeit das graue Herbstwetter in Sheerans Heimat auf schöne und zartromantisch-verklärte Weise ein. Aber alles in allem wirkt das Werk angestrengt, der Ideenschwamm des Barden einstweilen ausgewrungen. Ed Sheeran hat „Autumn Variations“, wie schon den erst in diesem Mai veröffentlichten Vorgänger „Subtract“, mit dem Produzenten Aaron Dessner aufgenommen. Es scheint nicht genug Material für zwei starke Alben von Sheeran gegeben haben. Vielleicht sollte Ed Sheeran mal ein paar Jahreszeiten ohne neue Veröffentlichungen ins Land gehen lassen und sich in Ruhe sammeln und wieder neu aufladen.