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Tipps der Redaktion: Oscar-Verleihung: Das sollten die Sieger sein

Tipps der Redaktion

Oscar-Verleihung: Das sollten die Sieger sein

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    Die Oscar-Trophäe ist bald wieder heiß umkämpft.
    Die Oscar-Trophäe ist bald wieder heiß umkämpft. Foto: Christoph Schmidt, dpa (Symbolbild)

    Es könnte ja tatsächlich der größte deutsche Oscar-Triumph aller Zeiten werden. Die Trophäe für den besten internationalen Film scheint „Im Westen nichts Neues“ dem Gesetz der Serie nach jedenfalls fast sicher zu haben. In den vergangenen Jahren hat die Oscar-Jury immer einen internationalen Film auch in Hauptkategorien bis zu „Bester Film“ nominiert und diesem dann immer mindestens als besten ausländischen ausgezeichnet. Diesmal wäre das die deutsche Remarque-Verfilmung, insgesamt neunfach nominiert. Ob es aber zu mehr, also zur Sensation kommt? 

    Bei unserer Vorab-Vergabe jedenfalls nicht. Wie jedes Jahr haben wir uns angesehen, was bislang von den Kandidaten in Deutschland zu sehen war und unsere eigenen Schlüsse gezogen. Die Jury wird wieder oft ganz anders wählen. Mitverfolgen können Sie die Entscheidungen bei der großen Gala wieder auf Pro7, im linearen Fernsehen wie im Stream – in der Nacht von Sonntag, 12., auf Montag, 13. März. ab 23.30 Uhr mit Vorberichten vom roten Teppich, ab 1 Uhr mit der großen Show. Wenn es Mal für Mal bis in den frühen Morgen heißt: „And the Oscar goes to …“

    Bester Film

    Nominiert: The Fabelmans, Top Gun: Maverick, The Banshees of Inisherin, Die Aussprache, Everything Everywhere All At Once, Tár, Elvis, Triangle of Sadness, Im Westen nichts Neues, Avatar: The Way of Water

    Unglaublich diese Academy! „Top Gun“ und „Avatar“ und „Elvis“ nominiert als „Bester Film“? Weil das (US-)Publikum und Milliarden-Einnahmen nicht irren können? Anders ist das jedenfalls – bei allem teilweise vorhandenen Unterhaltungswert – nicht zu begreifen. Wie auch, dass andere, viel stärkere, mutigere Filme nicht auf dieser Liste stehen, das Monster „Babylon“, das surrealistische Lebenswerk „Bardo“, das charmant-kluge Kinoerlebnis „Amsterdam“. Von den nun zur Auswahl Stehenden ernst zu nehmen sind: das eindringliche MeToo-Stück „Die Aussprache“, die hinreißende Farce „Triangle of Sadness“, das packende Dirigentinnen-Porträt „Tár“ und vielleicht noch das allzu mutwillig krasse Männerfreundschaftsdrama „The Banshees of Inisherin“. Gewinnen aber sollte die pure Filmfreude mit „Everything Everywhere All At Once“. Wie hier die Fragen von Identität und Herkunft anhand einer in den USA lebenden Familie mit chinesischen Wurzeln verhandelt werden, ist so wahrhaftig wie aberwitzig. Denn es geht damit ins Multiversum, wo jede mögliche Welt als eigenes Universum existiert und damit auch alles, was aus jedem werden kann. Es geht lustig und traurig, teils als Actionabenteuer und mit starkem Ensemble (samt einer herrlich schrägen Jamie Lee Curtis) um die Rettung der Welt, die Beziehung zwischen Mutter und pubertierender, queerer Tochter, eine Ehe, Selbsterfüllung, das Glück … Um alles überall auf einmal eben. Toll!

    Beste Regie

    Nominiert: Steven Spielberg, Martin McDonagh, Todd Field, Daniel Scheinert & Daniel Kwan, Ruben Östlund

    Bitte nicht Spielberg! Nicht für diese allzu herkömmliche Verfilmung seiner Jugendjahre in „The Fabelmans“. Wo ist als eine Frau in Regie zumindest Sarah Polley für „Die Aussprache“? Gewinnen sollte Ruben Östlund für „Triangle of Sadness“. Nach „The Square“ hat der 48-jährige Schwede wieder einen Knüller, wieder eine wuchtige Sozialparabel, wieder eine Zumutung, wieder Unvergessliches: die kotzende Sunnyi Melles, Iris Berben mit nur einem Satz, den sie sprechen kann, der alles sagen muss, der irre Jacht-Kapitän Woody Harrelson, die auftrumpfende Charlbi Dean Kriek … – herrlich dirigiert von Autorenfilmer Östlund. Einzige Alternative: „Triangle …“ als „Bester Film“ und dafür hier das „Everything Everywhere …“–Regie-Duo Scheinert/Kwan.

    Beste Hauptdarstellerin

    Nominiert: Michelle Yeoh, Cate Blanchett, Michelle Williams, Ana de Armas, Andrea Riseborough

    Das ist der wohl sicherste Oscar der diesjährigen Verleihungen. Denn mag Cate Blanchett auch schon zwei Trophäen haben (Nebenrolle in „Aviator“ und Hauptrolle in „Blue Jasmin“)und mag man Michelle Yeoh für ihr herrliches Spiel in „Everything Everywhere All At Once“ eine erste auch noch so sehr wünschen: In deren Film wirkt vor allem ein tolles Ensemble, eine irre Idee und eine starke Regie – in „Tár“ aber überragt Cate Blanchett einfach alles. Der Film hat auch seine Schwächen (das unnötig Mysteriöse, das hingefummelte Ende) – aber das alles hat nicht mit der Erscheinung der 53-jährigen Australierin zu tun, die in Erhabenheit strahlen, in Wahn befremden, im Menschlichen berühren und in Professionalität frösteln machen kann. Sie macht Lydia Tár zu ihrer Figur, diesen Film zu ihrem, großartig!

    Bester Hauptdarsteller

    Nominiert: Brendan Fraser, Austin Butler, Colin Farrell, Paul Mescal, Bill Nighy

    Hier müssen wahrscheinlich Austin Butler in der Titelrolle von „Elvis“ und Colin Farrell in „The Banshees of Inisherin“ als Favoriten gelten. Leider, denn es gäbe in diesem Jahr wahrlich Feineres zu küren. Brendan Frasers große Rückkehr in „The Whale“ und der Regie von Mastermind Daren Aronofsky zum Beispiel könnte viel spannender sein – weiß man in Deutschland nur leider noch nicht, hier wird der Film nur leider erst Mitte April zu begutachten sein. Aber diese beiden anderen Kandidaten aus jeweils kleineren britischen Produktionen wären jedenfalls auch auszeichnungswürdiger. Paul Mescal ist in der Vater-Tochter-Geschichte „Aftersun“ eine Entdeckung – aber bei dem kommt sicher noch viel. Lieber den inzwischen 73-jährigen Nebenrollenkönig Bill Nighy endlich ehren! In „Living“ berührt er als krebskranker Beamter, der zumindest noch einen einzigen Tag ausbrechen, wirklich leben will.

    Bester Nebendarsteller

    Nominiert: Brian Tyree Henry, Barry Keoghan, Judd Hirsch, Brendan Gleeson, Ke Huy Quan

    Er ist der eine Teil des tollsten Film-Duos dieses Jahres. Ja, es geht um „The Banshees of Inisherin“, aber nein, es geht nicht um die im Mittelpunkt stehenden Colin Farrell und Brendan Gleeson. Barry Keoghan, 30-jähriger Ire, der schon einige feine, kleine Auftritte hatte etwa in „The Killing of a Sacred Deer“, „Dunkirk“ und „The Batman“ und der inzwischen auch zur Garde der Marvel-Helden gehört („Eternals“), ist als vermeintlicher Dorfdepp, der vom Vater, dem Dorfpolizisten, missbraucht wird, das reine, das gute Herz dieses Films. Die darin abgehackten Finger mögen schocken – heulen muss man über ihn als tragischen Dominic. Und vielleicht an einen jungen Leonardo DiCaprio denken, einst in „Gilbert Grape“ . Von dem wird noch zu hören und zu sehen sein.

    Beste Nebendarstellerin

    Nominiert: Angela Bassett, Stephanie Hsu, Hong Chau, Kerry Condon, Jamie Lee Curtis

    Und hier ist Teil zwei des tollsten Duos (siehe oben). Denn Kerry Condon, 40-jährige Irin, bislang (außer im relativ unbemerkt gebliebenen „Dreamland“) nur in Minirollen aufgetreten, im Fernsehen, in Serien, aber auch im Kino (in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ oder als die Stimme des „Iron Man“-Anzugs bei Marvel) brilliert als Gegenbild zum reinen Herzen nebenan von Barry Keoghan. Sie ist der zivilisierte Mensch in „The Banshees of Inisherin“. Vernünftig, mitfühlend, uneitel kontrastiert sie in der Schwesterrolle von Colin Farrell dessen ausufernden Wahn so im besten Sinne menschlich, dass an diesem Film allein glücklich macht, dass wenigstens sie davonkommt. Leider nein, ihre Siobhán kann diesen Dominic (siehe oben) nicht lieben, nicht retten – aber ja, jeder Zuschauer liebt sie.

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