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GÖTTINGEN: Alles Lüge? Theologe zweifelt an der Weihnachtsgeschichte

GÖTTINGEN

Alles Lüge? Theologe zweifelt an der Weihnachtsgeschichte

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    (ddp/hele) Rechtzeitig vor Weihnachten ist der Göttinger Theologieprofessor und Bibelkritiker Gerd Lüdemann wieder an die Öffentlichkeit getreten, um die Erzählungen von der Geburt Jesu abermals in Zweifel zu ziehen. „Heilige Lügen“ seien die biblischen Darstellungen, so der Theologe, „reine Erfindungen“ und hätten mit dem wirklichen Hergang „nichts zu tun“.

    So habe es zu der fraglichen Zeit eine reichsweite Schätzung unter dem römischen Kaiser Augustus nicht gegeben, erklärte Lüdemann. Die Propheten des Alten Testaments hätten das Kommen Jesu auch gar nicht vorhergesagt. Ihre Aussagen seien von den ersten Christen „nachträglich und gegen den ursprünglichen Sinn umgefälscht“ worden. Laut Lüdemann habe Maria Jesus nicht durch unbefleckte Empfängnis, sondern nach dem Geschlechtsakt mit einem Mann geboren. Die Behauptung der Jungfrauengeburt beruhe zum einen auf einem Übersetzungsfehler aus dem Hebräischen ins Griechische – das ist in der Wissenschaft umstritten – zum anderen „auf dem Wunsch christlicher Theologen, Jesus auf dieselbe Stufe wie andere ebenfalls von einer Jungfrau geborenen Göttersöhne zu stellen“.

    Jesus sei nicht in Bethlehem, sondern in Nazaret geboren worden. Die in der Bibel geschilderten Hirten auf dem Felde seien „Idealpersonen“. Den Stern von Bethlehem habe es ebenfalls niemals gegeben. „Es handelt sich um einen Wunderstern, der keine geschichtliche Realität hat“, sagte Lüdemann in Göttingen.

    Über Jesus ist sehr wenig bekannt. Sichere Zeugnisse über die historische Person fehlen. Rückschlüsse auf den Menschen Jesus lassen sich nur indirekt aus den Evangelien ziehen, die Jahrzehnte nach Jesu Tod und weit entfernt von den Schauplätzen in Palästina entstanden.

    Die Evangelisten wollten keine Geschichtsdarstellungen liefern – Geschichtsschreibung im heutigen Sinne war damals ohnehin nicht bekannt, sie war zu jener Zeit stets eine Mischung aus Historie und Mythos. Die Evangelisten wollten Zeugnisse des Glaubens schreiben. All das ist Stand der Forschung und keine Erfindung des heute 63-jährigen evangelischen Theologen.

    Dennoch wirken die Thesen des streitbaren Theologen auf viele provokant. Lüdemann, der sich öffentlich vom christlichen Glauben lossagte, aber in der Kirche blieb, eckte denn auch an. Die Göttinger Universität entzog ihm sein Fach „Neues Testament“ und wies ihm das neue Fach „Geschichte und Literatur des frühen Christentums“ zu. Prüfungen darf er nun nicht mehr abnehmen. Lüdemann hat seine Sicht schon 1998 in dem Buch „Der große Betrug“ veröffentlicht.

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