Etwas Jungenhaftes haftet ihm noch immer an, mit den oft etwas strubbeligen Haaren und den legeren Klamotten. Dabei hat er fast 40 Jahre Karriere hinter sich, mehr als 50 Millionen Alben verkauft und Millionen damit verdient: Chris de Burgh, der am Dienstag, 15. Oktober, 65. Geburtstag feiert, könnte sich im heimischen Enniskerry südlich von Dublin mit einem Glas Guinness zurücklehnen. Tut er aber nicht. Erst in diesem Jahr ging er auf ausgedehnte Tournee.
Der Ire, bürgerlicher Name Christopher John Davison, hat noch immer Lust aufs Musikmachen: „Es gibt noch viele tolle Lieder aufzunehmen“, schreibt er auf seiner Webseite. „Ich habe mich zum Beispiel immer zu klassischer Musik und zu Kirchenchormusik hingezogen gefühlt. Vielleicht ein Album mit Weihnachtsliedern. Wer weiß?“
Seine „Live in Concert 2013“-Tour ging im Juni zu Ende; sie dürfte nicht die letzte geblieben sein. Die meisten Konzerte – 21 von 32 – gab de Burgh auf deutschem Boden. Zu Deutschland hat er eine besonders enge Beziehung, in Würzburg war er lange Jahre schon eine Art Stammgast. Sie begann 1980, als für sein erstes Konzert in Bonn 80 Zuschauer Eintritt zahlten. Später spielten ausverkaufte Tourneen in Deutschland Rekordsummen ein. Verunglimpften ihn Kritiker als Herzschmerz-Troubadour, so liebten ihn die Fans für seine emotionalen Balladen umso mehr.
1990 lud der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl Chris de Burgh gar als einzigen internationalen Künstler persönlich dazu ein, bei den Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung zu singen. Der Barde kann von Deutschland regelrecht schwärmen. „Es ist so ein großartiges Land“, sagte er vor zwei Jahren den „Westfälischen Nachrichten“. Er liebe es, dort historische Städte zu besuchen. Vor drei Jahren trat er bei der Weihnachtsfeier der deutschen Unionsfraktion auf – und umarmte die Kanzlerin. De Burgh, Sohn eines Diplomaten, lebte als Kind in Südamerika und Afrika, bevor die Familie auf das Familienschloss Bargy Castle in Südostirland zog. Später studierte de Burgh in Dublin. Den Grundstein für seine Karriere legte er 1975 mit seinem Debütalbum „Far Beyond These Castle Walls“.
Tochter wurde Miss World
Chris de Burgh verkaufte seine Platten bald in vielen Ländern. Die Single „Flying“ dominierte 17 Wochen lang die brasilianischen Charts, das Album „Eastern Wind“ aus dem Jahr 1980 wurde in Norwegen ein großer Erfolg. Dessen Nachfolger, „Man On The Line“, kam in Großbritannien, in den USA und in 30 anderen Ländern in die Top 30. Musikalisch ist de Burgh wandelbar: Da sind berühmte Balladen wie der Klassiker „Lady in Red“, der Ire hat aber auch deutlich rockigere Songs im Repertoire. Im vergangenen Jahr probierte er etwas Neues und veröffentlichte „Home“ – ein Album mit Akustikversionen alter de-Burgh-Lieder.
Es ist sein 19. Studioalbum. Aufgenommen hat er es zu Hause, im eigenen Studio im Küstenort Enniskerry, wo er mit seiner Frau Diane Mosely lebt. Das Haus kaufte er 1996, angeblich seiner Frau zuliebe, nachdem ihm eine Affäre mit dem Kindermädchen nachgesagt worden war, während Mosely im Krankenhaus lag.
Es blieb der einzige Skandal eines ansonsten angeblich ziemlich zahmen Stars. De Burgh und Mosely sind noch immer verheiratet, mittlerweile seit 35 Jahren. Rosanna, die Tochter des Sängers, wurde 2003 zur Miss Ireland gewählt. Im selben Jahr kürte man sie auch zur Miss World.