Wie heißt es so schön: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Gelacht wird viel an diesem Abend im Würzburger Bockshorn. Ob trotz besonders heikler Stellen, ob aus Spaß an der Freud oder aus Betroffenheit sei dahingestellt. Denn das, was Andreas Rebers in seinem explosiven Programm „Amen“ den dicht sitzenden Zuhörern im Kleinkunstkeller um die Ohren haut, ist böse. Bitterböse.
Keiner wird verschont, Adam und Eva nicht, die in ihrem Öko-Paradies weder mit Feinstaub noch mit Diesel zu kämpfen hatten und statt Rippchen den Apfel verzehrten. Auch nicht SUV-fahrende Kapitalisten, alleinerziehende Mütter, Lehrer und Helikopter-Eltern oder diese Heulsusen-Pädagoginnen, die für homöopathische Spielplätze plädieren. Auch übergewichtige Kinder, Flüchtlingshelfer oder Frauen, denen der mehrfach preisgekrönte Kabarettist durchgängig eine Fistelstimme verpasst, bekommen ihr Fett ab. Und „Erdolf“ aus Ankara und der mit dem weißen Skalp.
Rebers? Satire ist pausenlose Provokation, die vor Zynismus trieft. Beleidigtsein geschehe auf eigene Gefahr, warnt er zu Beginn. Und serviert sein „Kabarett der radikalen Mitte“ geschliffen, verwirrend und ohne sich auch nur annähernd ein Blatt vor den Mund zu nehmen. In über zwei Stunden überschüttet er sein Publikum mit Gedankensprüngen, bohrt immer wieder auf schmerzhaften Punkten einer kranken Gesellschaft herum und verkündet, dass alles möglich sei, wenn man es nur wolle.
Durchgängig schräg
Als Reverend Rebers der Glaubensgemeinschaft der schlesischen Bitocken lässt der in schwarze Jeans und T-Shirt gekleidete groß gewachsene Mann seine schlesische Oma auferstehen, fährt sich durch die Haare oder zupft an seinem schlesischen Gebetsteppich – röhrender Hirsch im lichtdurchfluteten Wald –, während er von unbeschnittenen Juden und ungetauften Christen schwadroniert. Und ab und zu setzt er sich an sein Keyboard oder schnallt sich sein Akkordeon, die „Strapsmaus“ um, um fingerflink über die Tasten zu tanzen.
Es ist eine durchgängig schräge Performance, die da abgeht. Aber: „Bevor ich überhört werde, werde ich lieber falsch verstanden“, grinst Rebers frech ins Publikum und setzt noch drei Zugaben drauf.