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WÜRZBURG: Arno Geiger: Das Flusspferd als Ruhepol

WÜRZBURG

Arno Geiger: Das Flusspferd als Ruhepol

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    Begeistert vom Zwergflusspferd: Autor Arno Geiger
    Begeistert vom Zwergflusspferd: Autor Arno Geiger Foto: Foto: dpa

    „Mir sind auf Anhieb 50 Tiere eingefallen, über die ich hätte schreiben können. Das Zwergflusspferd war da nicht dabei!“ , sinnierte Bestsellerautor Arno Geiger bei der Eröffnung des literarischen Frühlings 2015 in der Würzburger Stadtbücherei. Das possierliche Tier, 80 Zentimeter hoch und bis zu 300 Kilo schwer, ist stiller Held seines aktuellen Romans „Selbstporträt mit Flusspferd“.

    Rund 120 Zuhörer waren gekommen, um dem 46-jährigen österreichischen Erfolgsautor und Träger des Deutschen Buchpreises, eine gute Stunde lang zu erleben. Mit monotoner Stimme las er aus seinem Werk, das von einer Phase erzählt, die in der Literatur eher selten behandelt wird: Die Zeit des ganz jungen Erwachsenseins. „Zur Zeit Goethes war das Alter der 20-Jährigen dasjenige mit der größten Aura.“ meint der Autor. „Es ist eine Zeit, wo der Wille groß ist, einen Platz in dieser Welt zu finden.“

    Die erste Trennung

    Und das Buch erzählt von genau dieser Suche. Im Rückblick erlebt man die Geschichte des 22-jährigen Veterinärmediziners Julian nach der Trennung von seiner großen Liebe Judith. „Es gibt viele Bücher über die erste Liebe. Über die erste Trennung ist nur wenig geschrieben worden.“ so der Autor.

    Und welche Rolle spielt dabei das Flusspferd? Für Geiger vielleicht die Wichtigste. Denn es ist – in einer Welt, in der Dynamik einen großen Wert darstellt –, für ihn der träge Anker, die Erinnerung, dass man auch einfach nur sein kann. Romanheld Julian kümmert sich im Nebenjob um eben dieses Flusspferd, das für ihn zum Ruhepol in einer erschütterten Gesellschaft wird: „In diesem Alter hat man noch keine Mechanismen und Strategien entwickelt, mit den Schrecken der Welt umzugehen“ erläutert Geiger.

    Ein Zwergflusspferd kann da eine Hilfe sein. Der Autor jedenfalls zeigte sich in Würzburg auf Nachfrage richtiggehend begeistert von dem unscheinbaren Tier. Er habe im Zoo „stundenlang danebengestanden, und gewartet, dass etwas passiert“, berichtete er. Und fügte augenzwinkernd hinzu: „Wenn man etwas Aufmerksamkeit und Liebe schenkt, bekommt man immer etwas zurück“.

    Beim literarischen Frühling in der Würzburger Stadtbücherei geht es am Montag, 30. März weiter: Dann stellt Stephan Orth in einer Lesung mit Bildern seinen Reisebericht „Couchsurfing im Iran“ vor.

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