Wie halten Sie es mit der B-Frage, verehrter Leser? Die Aqualogie unterscheidet da zwischen dem natürlichen Stehbiesler und dem geduckten, domestizierten Sitzbiesler. Diese entscheidende Frage wird gleich zu Beginn des Lustspiels „Göttinnen weißblau“ von Cornelia Willinger behandelt, mit dem der BR-Komödienstadel zur Zeit im Schweinfurter Theater für Lachsalven sorgt. Und ist die aufrechte Stellung nicht wirklich die letzte Bastion des Mannes, ein evolutionäres Erbe, das gepflegt sein will, wie es Protagonist Franz behauptet? Womit wir schon bei den Akteuren einer turbulenten Geschichte wären, die hoch in den verschneiten Ammergauer Alpen spielt.
Unter der Fuchtel von drei Schwestern
Hier regieren die drei Schwestern Traudl (Johanna Bittenbinder), Wilma (Heide Ackermann) und Vroni (Corinna Binzer) den Gasthof Schwanenwirt mit eiserner Hand. Ihr Motto: „Widerspruch – Kieferbruch“. Vronis und Wilmas Ehemänner Franz (Dieter Fischer) und Edi (Winfried Hübner) stehen voll unter dem Pantoffel, Witwe Traudl nervt ihren Sohn Andreas (Andreas Bittl), den sie lieber heute als morgen gewinnbringend verheiraten möchte. Und Briefträger Willi (Johann Schuler) kommt nicht nur wegen der Post.
Jetzt soll der traditionelle Silvesterabend mit 120 Gästen vorbereitet werden, doch die drei frustrierten Männer ziehen nicht mit: Franz hat gerade den Bürgermeisterposten an seine Schwägerin Traudl verloren, er will aus dem Leben scheiden, und Edi probt die von Franz verfasste Trauerrede. Den dazugehörenden Blues hat Edi ohnehin: Sein Lebenstraum ist geplatzt, eine Bikertour auf der Route 66. Jetzt hat er umsonst Englisch gelernt und so stimmen beide Herren mit Hubert von Goisern ihr Klagelied an: „Wia die Zeit vergeht“. Hat das Leben überhaupt noch einen Sinn?
Andererseits: Sollen die Ehefrauen nach dem Tod der Männer zu den reichsten Witwen der Gegend gehören? Nein. Jetzt ist die Stunde der Rache gekommen für alle erduldeten Lieblosigkeiten und Erniedrigungen.
Eine Unmenge von Glanzlichtern
Regisseur Markus Völlenklee hat der Wort- und Situationskomik des Buches eine Unmenge von Glanzlichtern aufgesetzt.
Daraus gestaltet das spielfreudige Ensemble oft irrwitzige Situationen, die das begeisterte Publikum zu spontanem Szenenapplaus hinreißen: Der Tanz der Männer im Tüll-Tutu als „drei kleine Schwäne“, das vorgetäuschte Schwulen-Outing von Andreas, den Kurzschluss im Dixi-Klo, Franz' Erkenntnis: „My wife is not good for my inner balance.“ Er macht sich auf zum Kloster Andechs, um bei den Benediktinern seine Ruhe zu finden.
Doch nach allen Turbulenzen winkt dann auch hier ein Happyend. Großer Applaus für die Gäste aus München.
Weitere Aufführungen: 23. und 24. Januar um 19.30 Uhr im Theater Schweinfurt; Karten unter Tel. (09 721) 51 495.